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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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euch auch kein Brodt geben können. Daß
sie also Brodt in Vorrath hatten, das war
wieder die Ursache davon, daß sie euch
Brodt geben konnten.

Seht, Kinder! So kann man, wie auf
einer Leiter, von Wirkungen zu Ursachen,
und von Ursachen zu Wirkungen, herauf
und herunter steigen.

Wenn man aber auch alle mögliche Ursa-
chen erforschte; so müßte man doch, am
Ende, bey einer Ursache stehen bleiben, wel-
che die erste Ursache wäre.

Und diese erste Ursache nennen wir Gott.
Der Gott, zu dem eure Aeltern vor dem
Tische beten, daß Er die Speise seegnen,
und gedeyen laßen wolle, dieser Gott ist die
erste Ursache aller Dinge.

Eure Aeltern, ihr Kinder selbst, ich und
alle Menschen, die Thiere, die Bäume, die
Gewächse, die Steine, die Erde, der Him-
mel, Sonne, Mond, und Sterne, kurz, alles,
was da ist, alles hat dieser Gott hervorge-
bracht. Ihm haben wir alles, auch selbst
unser Leben, zu danken; Er ist die erste Ur-
sache aller Wirkungen. Alles, was wir se-
hen, hören, und empfinden, nennen wir, mit
Einem Worte, die Welt, oder den Innbe-
griff aller Wirkungen Gottes, oder dieser er-

sten

euch auch kein Brodt geben koͤnnen. Daß
ſie alſo Brodt in Vorrath hatten, das war
wieder die Urſache davon, daß ſie euch
Brodt geben konnten.

Seht, Kinder! So kann man, wie auf
einer Leiter, von Wirkungen zu Urſachen,
und von Urſachen zu Wirkungen, herauf
und herunter ſteigen.

Wenn man aber auch alle moͤgliche Urſa-
chen erforſchte; ſo muͤßte man doch, am
Ende, bey einer Urſache ſtehen bleiben, wel-
che die erſte Urſache waͤre.

Und dieſe erſte Urſache nennen wir Gott.
Der Gott, zu dem eure Aeltern vor dem
Tiſche beten, daß Er die Speiſe ſeegnen,
und gedeyen laßen wolle, dieſer Gott iſt die
erſte Urſache aller Dinge.

Eure Aeltern, ihr Kinder ſelbſt, ich und
alle Menſchen, die Thiere, die Baͤume, die
Gewaͤchſe, die Steine, die Erde, der Him-
mel, Sonne, Mond, und Sterne, kurz, alles,
was da iſt, alles hat dieſer Gott hervorge-
bracht. Ihm haben wir alles, auch ſelbſt
unſer Leben, zu danken; Er iſt die erſte Ur-
ſache aller Wirkungen. Alles, was wir ſe-
hen, hoͤren, und empfinden, nennen wir, mit
Einem Worte, die Welt, oder den Innbe-
griff aller Wirkungen Gottes, oder dieſer er-

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[13/0035] euch auch kein Brodt geben koͤnnen. Daß ſie alſo Brodt in Vorrath hatten, das war wieder die Urſache davon, daß ſie euch Brodt geben konnten. Seht, Kinder! So kann man, wie auf einer Leiter, von Wirkungen zu Urſachen, und von Urſachen zu Wirkungen, herauf und herunter ſteigen. Wenn man aber auch alle moͤgliche Urſa- chen erforſchte; ſo muͤßte man doch, am Ende, bey einer Urſache ſtehen bleiben, wel- che die erſte Urſache waͤre. Und dieſe erſte Urſache nennen wir Gott. Der Gott, zu dem eure Aeltern vor dem Tiſche beten, daß Er die Speiſe ſeegnen, und gedeyen laßen wolle, dieſer Gott iſt die erſte Urſache aller Dinge. Eure Aeltern, ihr Kinder ſelbſt, ich und alle Menſchen, die Thiere, die Baͤume, die Gewaͤchſe, die Steine, die Erde, der Him- mel, Sonne, Mond, und Sterne, kurz, alles, was da iſt, alles hat dieſer Gott hervorge- bracht. Ihm haben wir alles, auch ſelbſt unſer Leben, zu danken; Er iſt die erſte Ur- ſache aller Wirkungen. Alles, was wir ſe- hen, hoͤren, und empfinden, nennen wir, mit Einem Worte, die Welt, oder den Innbe- griff aller Wirkungen Gottes, oder dieſer er- ſten

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/35>, abgerufen am 29.03.2024.