unendlich grossen Vortheil über den Feind, wann sich derselbe unterstehen sollte, dieselben auszugraben: welches doch bey solchen Um- ständen seine einige Zuflucht seyn würde.
Die erste vortheilhafte Anwendung der Mi- nen in Belagerungen geschahe in dem König- reich Neapolis, allwo Petrus de Navarra sich durch dieses Mittel einer Festung bemei- sterte, welche Frantzösische Besatzung hatte. Von den Minen aber, wodurch die Belager- ten dem Feinde Schaden zugefügt, finden sich die ersten berühmten Exempel bey der Belage- rung von Candia A. 1666. 67. und 68. Nicht, als wann dieselben nicht schon offt bey Ver- theidigung der Plätze vorher wären gebraucht worden, obgleich auf keine so merkwürdige Art; sondern weil sich die Stadt Candia hauptsächlich durch Hülfe dieser Erfindung ge- gen die türckische Macht drey Jahr lang ge- halten. Nach dieser Zeit hat man angefan- gen, die Vortheile der Contreminen besser einzusehen. Das letzte merkwürdige Exem- pel von ihrem grossen Nutzen findet sich in der Vertheidigung der Stadt Turin A. 1706. Denn dadurch wurden die Unternehmungen der Feinde dergestalt gehemmet, daß sie bey nahe 4 Monathe nach Eröffnung der Tren- cheen nicht mehr als die Contrescarpe in Besitz bekommen: und eben damahls wurden ihnen 11. Canonen von den Belagerten in die
Luft
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unendlich groſſen Vortheil uͤber den Feind, wann ſich derſelbe unterſtehen ſollte, dieſelben auszugraben: welches doch bey ſolchen Um- ſtaͤnden ſeine einige Zuflucht ſeyn wuͤrde.
Die erſte vortheilhafte Anwendung der Mi- nen in Belagerungen geſchahe in dem Koͤnig- reich Neapolis, allwo Petrus de Navarra ſich durch dieſes Mittel einer Feſtung bemei- ſterte, welche Frantzoͤſiſche Beſatzung hatte. Von den Minen aber, wodurch die Belager- ten dem Feinde Schaden zugefuͤgt, finden ſich die erſten beruͤhmten Exempel bey der Belage- rung von Candia A. 1666. 67. und 68. Nicht, als wann dieſelben nicht ſchon offt bey Ver- theidigung der Plaͤtze vorher waͤren gebraucht worden, obgleich auf keine ſo merkwuͤrdige Art; ſondern weil ſich die Stadt Candia hauptſaͤchlich durch Huͤlfe dieſer Erfindung ge- gen die tuͤrckiſche Macht drey Jahr lang ge- halten. Nach dieſer Zeit hat man angefan- gen, die Vortheile der Contreminen beſſer einzuſehen. Das letzte merkwuͤrdige Exem- pel von ihrem groſſen Nutzen findet ſich in der Vertheidigung der Stadt Turin A. 1706. Denn dadurch wurden die Unternehmungen der Feinde dergeſtalt gehemmet, daß ſie bey nahe 4 Monathe nach Eroͤffnung der Tren- chéen nicht mehr als die Contreſcarpe in Beſitz bekommen: und eben damahls wurden ihnen 11. Canonen von den Belagerten in die
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unendlich groſſen Vortheil uͤber den Feind,
wann ſich derſelbe unterſtehen ſollte, dieſelben
auszugraben: welches doch bey ſolchen Um-
ſtaͤnden ſeine einige Zuflucht ſeyn wuͤrde.
Die erſte vortheilhafte Anwendung der Mi-
nen in Belagerungen geſchahe in dem Koͤnig-
reich Neapolis, allwo Petrus de Navarra
ſich durch dieſes Mittel einer Feſtung bemei-
ſterte, welche Frantzoͤſiſche Beſatzung hatte.
Von den Minen aber, wodurch die Belager-
ten dem Feinde Schaden zugefuͤgt, finden ſich
die erſten beruͤhmten Exempel bey der Belage-
rung von Candia A. 1666. 67. und 68. Nicht,
als wann dieſelben nicht ſchon offt bey Ver-
theidigung der Plaͤtze vorher waͤren gebraucht
worden, obgleich auf keine ſo merkwuͤrdige
Art; ſondern weil ſich die Stadt Candia
hauptſaͤchlich durch Huͤlfe dieſer Erfindung ge-
gen die tuͤrckiſche Macht drey Jahr lang ge-
halten. Nach dieſer Zeit hat man angefan-
gen, die Vortheile der Contreminen beſſer
einzuſehen. Das letzte merkwuͤrdige Exem-
pel von ihrem groſſen Nutzen findet ſich in
der Vertheidigung der Stadt Turin A. 1706.
Denn dadurch wurden die Unternehmungen
der Feinde dergeſtalt gehemmet, daß ſie bey
nahe 4 Monathe nach Eroͤffnung der Tren-
chéen nicht mehr als die Contreſcarpe in
Beſitz bekommen: und eben damahls wurden
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Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/39>, abgerufen am 23.04.2024.
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