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Rhode, Johann Gottlieb: Theorie der Verbreitung des Schalles für Baukünstler. Berlin, 1800.

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Dass man bei der Grösse der alten
Schauplätze doch überall auf den Sitzen
der Zuschauer hören konnte, wird we¬
niger auffallen, wenn man bedenkt: dass
die Alten den eigendlichen Conversa¬
tionston auf ihren Bühnen gar nicht
kannten, dass zu ihrer künstlichen, fast
an Gesang grenzenden Deklamation eine
grössere Anstrengung der Stimme erfor¬
dert wurde, und die Schauspieler nur
auf einer kleinen etwas erhöhten Stelle
der Bühne ihre Rollen recitirten, folg¬
lich sich nicht weit vom Mittelpunkt des
Zirkels entfernen konnten. Ueberdem
sprach in grossen Theatern der darstel¬
lende Schauspieler nicht einmal selbst, son¬
dern ein andrer, der sich in dem eigent¬
lichen Schallpunkte befand, alle seine
Aufmerksamkeit auf die Stimme und
Deutlichkeit der Aussprache wandte, und
den Mund gerade gegen den vollen Halb¬
kreis gewandt hatte. Und bei dem allen

Daſs man bei der Gröſse der alten
Schauplätze doch überall auf den Sitzen
der Zuſchauer hören konnte, wird we¬
niger auffallen, wenn man bedenkt: daſs
die Alten den eigendlichen Converſa¬
tionston auf ihren Bühnen gar nicht
kannten, daſs zu ihrer künſtlichen, faſt
an Geſang grenzenden Deklamation eine
gröſsere Anſtrengung der Stimme erfor¬
dert wurde, und die Schauspieler nur
auf einer kleinen etwas erhöhten Stelle
der Bühne ihre Rollen recitirten, folg¬
lich ſich nicht weit vom Mittelpunkt des
Zirkels entfernen konnten. Ueberdem
ſprach in groſsen Theatern der darſtel¬
lende Schauſpieler nicht einmal ſelbſt, ſon¬
dern ein andrer, der ſich in dem eigent¬
lichen Schallpunkte befand, alle ſeine
Aufmerkſamkeit auf die Stimme und
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[34/0040] Daſs man bei der Gröſse der alten Schauplätze doch überall auf den Sitzen der Zuſchauer hören konnte, wird we¬ niger auffallen, wenn man bedenkt: daſs die Alten den eigendlichen Converſa¬ tionston auf ihren Bühnen gar nicht kannten, daſs zu ihrer künſtlichen, faſt an Geſang grenzenden Deklamation eine gröſsere Anſtrengung der Stimme erfor¬ dert wurde, und die Schauspieler nur auf einer kleinen etwas erhöhten Stelle der Bühne ihre Rollen recitirten, folg¬ lich ſich nicht weit vom Mittelpunkt des Zirkels entfernen konnten. Ueberdem ſprach in groſsen Theatern der darſtel¬ lende Schauſpieler nicht einmal ſelbſt, ſon¬ dern ein andrer, der ſich in dem eigent¬ lichen Schallpunkte befand, alle ſeine Aufmerkſamkeit auf die Stimme und Deutlichkeit der Ausſprache wandte, und den Mund gerade gegen den vollen Halb¬ kreis gewandt hatte. Und bei dem allen

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Zitationshilfe: Rhode, Johann Gottlieb: Theorie der Verbreitung des Schalles für Baukünstler. Berlin, 1800, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rhode_schall_1800/40>, abgerufen am 20.04.2024.