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Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.

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merkungen von der Leitung eines Wetterstrahls
durch metallene Dräthe, und dergl. gemacht
worden *).

§. 11.
*) Ich kann hiebey auch anführen, was ich 1760.
bey der von einem Blitze getroffenen Kirche zu
Altona beobachtet habe. Die Umstände des er-
sten Einbruchs in die Kirche, welche ich damals
verhindert ward zu betrachten, werde ich unten
(§. 13. not.*) erwägen. Was mich aber beson-
ders aufmerksam machte, waren verschiedene
Reihen von kleinen Löchern, welche hie und da
in gerader Linie, und gleichsam mit gemessenem
Abstande, überall an der Gipsdecke der Kirche
zu sehen waren. Ich vermuthete bald, daß der
metallene Drath, dessen sich die Gipser bedie-
nen, die Rethe, darauf der Gips haften soll,
zu befestigen, darunter stecken würde. Als ich
nun an einem Orte, wo ich hinzu kommen konn-
te, es zu sehen und zu fühlen, hinan stieg, fand ich
es auch in der That. Die Löcher waren da,
wo man die kleinen Nägel zur Befestigung des
Drathes eingeschlagen hatte, und an einigen
Stellen, wo ein Stück Drath an das andere
gefüget war, fanden sich grössere Flecke aus dem
Gipse ausgerissen. Hier hatte also der Blitz
durch den Drath sich über die ganze Kirche
verbreitet, und bey jedem Nagel einen kleinen
Absatz gemachet. Das Holzwerk, darauf die
Nägel geschlagen, war unbeschädiget. Ich
fürchte aber, da mancher Nagel durch den her-
anfahrenden Blitz abgeschlagen seyn kann, und
man nur beschäftiget war, die Löcher gleich wie-
der zuzuschmieren, daß die Gipsdecke einmal
Gefahr laufen könne abzufallen.

merkungen von der Leitung eines Wetterſtrahls
durch metallene Draͤthe, und dergl. gemacht
worden *).

§. 11.
*) Ich kann hiebey auch anfuͤhren, was ich 1760.
bey der von einem Blitze getroffenen Kirche zu
Altona beobachtet habe. Die Umſtaͤnde des er-
ſten Einbruchs in die Kirche, welche ich damals
verhindert ward zu betrachten, werde ich unten
(§. 13. not.*) erwaͤgen. Was mich aber beſon-
ders aufmerkſam machte, waren verſchiedene
Reihen von kleinen Loͤchern, welche hie und da
in gerader Linie, und gleichſam mit gemeſſenem
Abſtande, uͤberall an der Gipsdecke der Kirche
zu ſehen waren. Ich vermuthete bald, daß der
metallene Drath, deſſen ſich die Gipſer bedie-
nen, die Rethe, darauf der Gips haften ſoll,
zu befeſtigen, darunter ſtecken wuͤrde. Als ich
nun an einem Orte, wo ich hinzu kommen konn-
te, es zu ſehen und zu fuͤhlen, hinan ſtieg, fand ich
es auch in der That. Die Loͤcher waren da,
wo man die kleinen Naͤgel zur Befeſtigung des
Drathes eingeſchlagen hatte, und an einigen
Stellen, wo ein Stuͤck Drath an das andere
gefuͤget war, fanden ſich groͤſſere Flecke aus dem
Gipſe ausgeriſſen. Hier hatte alſo der Blitz
durch den Drath ſich uͤber die ganze Kirche
verbreitet, und bey jedem Nagel einen kleinen
Abſatz gemachet. Das Holzwerk, darauf die
Naͤgel geſchlagen, war unbeſchaͤdiget. Ich
fuͤrchte aber, da mancher Nagel durch den her-
anfahrenden Blitz abgeſchlagen ſeyn kann, und
man nur beſchaͤftiget war, die Loͤcher gleich wie-
der zuzuſchmieren, daß die Gipsdecke einmal
Gefahr laufen koͤnne abzufallen.
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[20/0020] merkungen von der Leitung eines Wetterſtrahls durch metallene Draͤthe, und dergl. gemacht worden *). §. 11. *) Ich kann hiebey auch anfuͤhren, was ich 1760. bey der von einem Blitze getroffenen Kirche zu Altona beobachtet habe. Die Umſtaͤnde des er- ſten Einbruchs in die Kirche, welche ich damals verhindert ward zu betrachten, werde ich unten (§. 13. not.*) erwaͤgen. Was mich aber beſon- ders aufmerkſam machte, waren verſchiedene Reihen von kleinen Loͤchern, welche hie und da in gerader Linie, und gleichſam mit gemeſſenem Abſtande, uͤberall an der Gipsdecke der Kirche zu ſehen waren. Ich vermuthete bald, daß der metallene Drath, deſſen ſich die Gipſer bedie- nen, die Rethe, darauf der Gips haften ſoll, zu befeſtigen, darunter ſtecken wuͤrde. Als ich nun an einem Orte, wo ich hinzu kommen konn- te, es zu ſehen und zu fuͤhlen, hinan ſtieg, fand ich es auch in der That. Die Loͤcher waren da, wo man die kleinen Naͤgel zur Befeſtigung des Drathes eingeſchlagen hatte, und an einigen Stellen, wo ein Stuͤck Drath an das andere gefuͤget war, fanden ſich groͤſſere Flecke aus dem Gipſe ausgeriſſen. Hier hatte alſo der Blitz durch den Drath ſich uͤber die ganze Kirche verbreitet, und bey jedem Nagel einen kleinen Abſatz gemachet. Das Holzwerk, darauf die Naͤgel geſchlagen, war unbeſchaͤdiget. Ich fuͤrchte aber, da mancher Nagel durch den her- anfahrenden Blitz abgeſchlagen ſeyn kann, und man nur beſchaͤftiget war, die Loͤcher gleich wie- der zuzuſchmieren, daß die Gipsdecke einmal Gefahr laufen koͤnne abzufallen.

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Zitationshilfe: Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/20>, abgerufen am 28.03.2024.