Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

steine, damit es bedecket gewesen, durch den
Blitz abgesprenget worden Unterwärts war
auch eine Ritze in der Mauer, welche von be-
meldetem Ankereisen an, fast 25 Fuß lang her-
unter reichete. Hier fand nun der Blitz wieder
Metall in der Nähe. Es liegt nämlich zwischen
dem Thurme und dem nordlichen Kirchendache
eine mit Bley ausgeschlagene Rinne. Das
Dach aber und beyde daneben stehende Dächer
sind nicht mit Kupfer, sondern mit Ziegeln ge-
decket. Von dieser Rinne gehet ein kupferner
Ausguß in ein Wasserbehältniß von gleichem
Metalle, welches auf dem Kirchenboden stehet:
und von da ist wieder, um das überflüßige Was-
ser abzuleiten, eine gleichfals mit Bley ausge-
fütterte Rinne quer über den Kirchenboden ge-
führet. Aus dieser wird das Wasser in eine
bleyerne Röhre geleitet, die an der Mauer her-
unter über das Dach eines Angebäudes fortge-
het, und in einer hölzernen viereckten Röhre sich
endiget, welche mit einer eisernen Klammer an
dem Eckstender des Hauses befestiget war.
So weit nun dieser Zusammenhang von bley-
ernen Rinnen und Röhren gehet, war weder
unterwärts der Thurm, noch das Kirchenge-
bäude, noch das Angebäude beschädiget, ausser,
daß von einem Sparren ein Stück abgesplit-
tert, und einige Dachziegel abgeworfen worden.
Unten aber in dem angebauten Hause hatte sich
der Schlag wieder merklich geäussert, und ver-
schiedenes auf eine sonderbare Weise zerschmet-
tert, welches zu beschreiben nicht zur Haupt-

sache

ſteine, damit es bedecket geweſen, durch den
Blitz abgeſprenget worden Unterwaͤrts war
auch eine Ritze in der Mauer, welche von be-
meldetem Ankereiſen an, faſt 25 Fuß lang her-
unter reichete. Hier fand nun der Blitz wieder
Metall in der Naͤhe. Es liegt naͤmlich zwiſchen
dem Thurme und dem nordlichen Kirchendache
eine mit Bley ausgeſchlagene Rinne. Das
Dach aber und beyde daneben ſtehende Daͤcher
ſind nicht mit Kupfer, ſondern mit Ziegeln ge-
decket. Von dieſer Rinne gehet ein kupferner
Ausguß in ein Waſſerbehaͤltniß von gleichem
Metalle, welches auf dem Kirchenboden ſtehet:
und von da iſt wieder, um das uͤberfluͤßige Waſ-
ſer abzuleiten, eine gleichfals mit Bley ausge-
fuͤtterte Rinne quer uͤber den Kirchenboden ge-
fuͤhret. Aus dieſer wird das Waſſer in eine
bleyerne Roͤhre geleitet, die an der Mauer her-
unter uͤber das Dach eines Angebaͤudes fortge-
het, und in einer hoͤlzernen viereckten Roͤhre ſich
endiget, welche mit einer eiſernen Klammer an
dem Eckſtender des Hauſes befeſtiget war.
So weit nun dieſer Zuſammenhang von bley-
ernen Rinnen und Roͤhren gehet, war weder
unterwaͤrts der Thurm, noch das Kirchenge-
baͤude, noch das Angebaͤude beſchaͤdiget, auſſer,
daß von einem Sparren ein Stuͤck abgeſplit-
tert, und einige Dachziegel abgeworfen worden.
Unten aber in dem angebauten Hauſe hatte ſich
der Schlag wieder merklich geaͤuſſert, und ver-
ſchiedenes auf eine ſonderbare Weiſe zerſchmet-
tert, welches zu beſchreiben nicht zur Haupt-

ſache
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0014" n="14"/>
&#x017F;teine, damit es bedecket gewe&#x017F;en, durch den<lb/>
Blitz abge&#x017F;prenget worden Unterwa&#x0364;rts war<lb/>
auch eine Ritze in der Mauer, welche von be-<lb/>
meldetem Ankerei&#x017F;en an, fa&#x017F;t 25 Fuß lang her-<lb/>
unter reichete. Hier fand nun der Blitz wieder<lb/>
Metall in der Na&#x0364;he. Es liegt na&#x0364;mlich zwi&#x017F;chen<lb/>
dem Thurme und dem nordlichen Kirchendache<lb/>
eine mit Bley ausge&#x017F;chlagene Rinne. Das<lb/>
Dach aber und beyde daneben &#x017F;tehende Da&#x0364;cher<lb/>
&#x017F;ind nicht mit Kupfer, &#x017F;ondern mit Ziegeln ge-<lb/>
decket. Von die&#x017F;er Rinne gehet ein kupferner<lb/>
Ausguß in ein Wa&#x017F;&#x017F;erbeha&#x0364;ltniß von gleichem<lb/>
Metalle, welches auf dem Kirchenboden &#x017F;tehet:<lb/>
und von da i&#x017F;t wieder, um das u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er abzuleiten, eine gleichfals mit Bley ausge-<lb/>
fu&#x0364;tterte Rinne quer u&#x0364;ber den Kirchenboden ge-<lb/>
fu&#x0364;hret. Aus die&#x017F;er wird das Wa&#x017F;&#x017F;er in eine<lb/>
bleyerne Ro&#x0364;hre geleitet, die an der Mauer her-<lb/>
unter u&#x0364;ber das Dach eines Angeba&#x0364;udes fortge-<lb/>
het, und in einer ho&#x0364;lzernen viereckten Ro&#x0364;hre &#x017F;ich<lb/>
endiget, welche mit einer ei&#x017F;ernen Klammer an<lb/>
dem Eck&#x017F;tender des Hau&#x017F;es befe&#x017F;tiget war.<lb/>
So weit nun die&#x017F;er Zu&#x017F;ammenhang von bley-<lb/>
ernen Rinnen und Ro&#x0364;hren gehet, war weder<lb/>
unterwa&#x0364;rts der Thurm, noch das Kirchenge-<lb/>
ba&#x0364;ude, noch das Angeba&#x0364;ude be&#x017F;cha&#x0364;diget, au&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
daß von einem Sparren ein Stu&#x0364;ck abge&#x017F;plit-<lb/>
tert, und einige Dachziegel abgeworfen worden.<lb/>
Unten aber in dem angebauten Hau&#x017F;e hatte &#x017F;ich<lb/>
der Schlag wieder merklich gea&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert, und ver-<lb/>
&#x017F;chiedenes auf eine &#x017F;onderbare Wei&#x017F;e zer&#x017F;chmet-<lb/>
tert, welches zu be&#x017F;chreiben nicht zur Haupt-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ache</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0014] ſteine, damit es bedecket geweſen, durch den Blitz abgeſprenget worden Unterwaͤrts war auch eine Ritze in der Mauer, welche von be- meldetem Ankereiſen an, faſt 25 Fuß lang her- unter reichete. Hier fand nun der Blitz wieder Metall in der Naͤhe. Es liegt naͤmlich zwiſchen dem Thurme und dem nordlichen Kirchendache eine mit Bley ausgeſchlagene Rinne. Das Dach aber und beyde daneben ſtehende Daͤcher ſind nicht mit Kupfer, ſondern mit Ziegeln ge- decket. Von dieſer Rinne gehet ein kupferner Ausguß in ein Waſſerbehaͤltniß von gleichem Metalle, welches auf dem Kirchenboden ſtehet: und von da iſt wieder, um das uͤberfluͤßige Waſ- ſer abzuleiten, eine gleichfals mit Bley ausge- fuͤtterte Rinne quer uͤber den Kirchenboden ge- fuͤhret. Aus dieſer wird das Waſſer in eine bleyerne Roͤhre geleitet, die an der Mauer her- unter uͤber das Dach eines Angebaͤudes fortge- het, und in einer hoͤlzernen viereckten Roͤhre ſich endiget, welche mit einer eiſernen Klammer an dem Eckſtender des Hauſes befeſtiget war. So weit nun dieſer Zuſammenhang von bley- ernen Rinnen und Roͤhren gehet, war weder unterwaͤrts der Thurm, noch das Kirchenge- baͤude, noch das Angebaͤude beſchaͤdiget, auſſer, daß von einem Sparren ein Stuͤck abgeſplit- tert, und einige Dachziegel abgeworfen worden. Unten aber in dem angebauten Hauſe hatte ſich der Schlag wieder merklich geaͤuſſert, und ver- ſchiedenes auf eine ſonderbare Weiſe zerſchmet- tert, welches zu beſchreiben nicht zur Haupt- ſache

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Ausgabe ist die zweiten Auflage, … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/14
Zitationshilfe: Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/14>, abgerufen am 25.04.2024.