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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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des Ortes und der Erde.
Er wiederholet solches auch p. 49. und p. 225. Wie
kan man denn, ohne sich zu widersprechen, sagen,
daß die salpetrichte Erde unsruchtbar sey? Das
Gegentheil 8.) durch ein einziges Beyspiel zu be-
weisen, beziehe mich auf ein Stück Landes hiesi-
gen Orts zwischen unserm Johannis Thore und
dem Dorfe Jlversgehofen gelegen, welches der
Salpeter-Hügel genennet wird, und zwar des we-
gen, weilen vor undenklichen Jahren daselbst eine
Salpeter-Siederey gewesen. Als diese eingegan-
gen und die Salpeter-Wände zusammen geschmis-
sen worden, so ist daraus der Hügel entstanden,
welcher nachhero zu einem fruchttragenden Acker
zugerichtet worden. Dieser trüget von so langer
Zeit her noch bis jetzo, ohne daß derselbe jemals
gedünget werden darf, allerhand Früchte, als
Korn, Gerste, Hafer, Rübe-Samen, Kraut, Anis,
Mohnen und dergleichen. Dannenhero ist auch
kein anderer Schluß zu machen, als daß diese so
dauerhafte Fruchtbarkeit solcher Salpeter Erde
zugeschrieben werden müsse. Ob man gleich mey-
nen solte, daß die Kraft oder das salpetrichte We-
sen durch das beständige Bestellen dieses Feldes
einmal abnehmen, und, da zumalen solches fast nie-
mals Brache lieget, endlich gar aufhören müste,
oder der Salpeter nach der gegenseitigen Mey-
nung wohl etwa von der Sonne ausgezogen und
verzehret werden dörste; so ist doch dieses keines-
weges zu besorgen, da eines Theils die Erfahrung
dawider streitet, andern Theils aber bekannt ist,
was der Beytrit und Mitwürkung der Luft zur

Zeu-

des Ortes und der Erde.
Er wiederholet ſolches auch p. 49. und p. 225. Wie
kan man denn, ohne ſich zu widerſprechen, ſagen,
daß die ſalpetrichte Erde unſruchtbar ſey? Das
Gegentheil 8.) durch ein einziges Beyſpiel zu be-
weiſen, beziehe mich auf ein Stuͤck Landes hieſi-
gen Orts zwiſchen unſerm Johannis Thore und
dem Dorfe Jlversgehofen gelegen, welches der
Salpeter-Huͤgel genennet wird, und zwar des we-
gen, weilen vor undenklichen Jahren daſelbſt eine
Salpeter-Siederey geweſen. Als dieſe eingegan-
gen und die Salpeter-Waͤnde zuſammen geſchmiſ-
ſen worden, ſo iſt daraus der Huͤgel entſtanden,
welcher nachhero zu einem fruchttragenden Acker
zugerichtet worden. Dieſer truͤget von ſo langer
Zeit her noch bis jetzo, ohne daß derſelbe jemals
geduͤnget werden darf, allerhand Fruͤchte, als
Korn, Gerſte, Hafer, Ruͤbe-Samen, Kraut, Anis,
Mohnen und dergleichen. Dannenhero iſt auch
kein anderer Schluß zu machen, als daß dieſe ſo
dauerhafte Fruchtbarkeit ſolcher Salpeter Erde
zugeſchrieben werden muͤſſe. Ob man gleich mey-
nen ſolte, daß die Kraft oder das ſalpetrichte We-
ſen durch das beſtaͤndige Beſtellen dieſes Feldes
einmal abnehmen, und, da zumalen ſolches faſt nie-
mals Brache lieget, endlich gar aufhoͤren muͤſte,
oder der Salpeter nach der gegenſeitigen Mey-
nung wohl etwa von der Sonne ausgezogen und
verzehret werden doͤrſte; ſo iſt doch dieſes keines-
weges zu beſorgen, da eines Theils die Erfahrung
dawider ſtreitet, andern Theils aber bekannt iſt,
was der Beytrit und Mitwuͤrkung der Luft zur

Zeu-
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[13/0045] des Ortes und der Erde. Er wiederholet ſolches auch p. 49. und p. 225. Wie kan man denn, ohne ſich zu widerſprechen, ſagen, daß die ſalpetrichte Erde unſruchtbar ſey? Das Gegentheil 8.) durch ein einziges Beyſpiel zu be- weiſen, beziehe mich auf ein Stuͤck Landes hieſi- gen Orts zwiſchen unſerm Johannis Thore und dem Dorfe Jlversgehofen gelegen, welches der Salpeter-Huͤgel genennet wird, und zwar des we- gen, weilen vor undenklichen Jahren daſelbſt eine Salpeter-Siederey geweſen. Als dieſe eingegan- gen und die Salpeter-Waͤnde zuſammen geſchmiſ- ſen worden, ſo iſt daraus der Huͤgel entſtanden, welcher nachhero zu einem fruchttragenden Acker zugerichtet worden. Dieſer truͤget von ſo langer Zeit her noch bis jetzo, ohne daß derſelbe jemals geduͤnget werden darf, allerhand Fruͤchte, als Korn, Gerſte, Hafer, Ruͤbe-Samen, Kraut, Anis, Mohnen und dergleichen. Dannenhero iſt auch kein anderer Schluß zu machen, als daß dieſe ſo dauerhafte Fruchtbarkeit ſolcher Salpeter Erde zugeſchrieben werden muͤſſe. Ob man gleich mey- nen ſolte, daß die Kraft oder das ſalpetrichte We- ſen durch das beſtaͤndige Beſtellen dieſes Feldes einmal abnehmen, und, da zumalen ſolches faſt nie- mals Brache lieget, endlich gar aufhoͤren muͤſte, oder der Salpeter nach der gegenſeitigen Mey- nung wohl etwa von der Sonne ausgezogen und verzehret werden doͤrſte; ſo iſt doch dieſes keines- weges zu beſorgen, da eines Theils die Erfahrung dawider ſtreitet, andern Theils aber bekannt iſt, was der Beytrit und Mitwuͤrkung der Luft zur Zeu-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/45>, abgerufen am 28.03.2024.