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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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1. Cap. Von der Beschaffenheit
daß ein ganz ander Salz, und vermuthlich ein
Alaun oder Vitriol, doch keinesweges der Sal-
peter die Ursache der Unfruchtbarkeit gewesen.
Wie aber der Kalk und die Asche die Erde verbes-
sert, ist ohne Zweifel auf diese Weise zugegangen,
indem das in denenselben steckende laugenhafte
Salz, die in dem Erdreiche vorhandene vitrioli-
sche Säure an sich genommen und sich mit ein-
ander vereiniget, wodurch ein Mittel-Salz her-
vor gebracht worden, welches nachgehends denen
Pflanzen nicht mehr schädlich seyn können. Dan-
nenhero fält auch 5.) der angeführte Umstand,
daß nemlich die Sonne den Salpeter gänzlich an-
gezogen und verzehret, völlig hinweg, wie auch
überhaupt diese der Sonne zugeschriebene Wir-
kung nicht wohl begreiflich ist. Hergegen ist
es 6.) eine in der Erfahrung gegründete Wahr-
heit, daß das salpetrichte Wesen vieles zu dem
Wachsthum der Erdgewächse beytrage, und
die darüber angestellte vielfältige Versuche legen
zu Tage, daß die Vermehrungs Kraft und Frucht-
barkeit von diesem Salze mehrentheils befördert
werde, welches 7.) besagter Herr Verfasser p. 27.
selbsten, wiewohl ohne Grund, eingestehet, daß das
ganze Geheimnis dieser wunder baren Vermehrung
in geschickter Einwässerung des Samens mit dem
sale nitri oder dem Salpeter-Salz bestehe, welches
die auflösende Kraft und das wahre principium
des Wachsthums und der Vermehrung zu seyn be-
schrieben worden, wovon auch die Ephemerides Na-
turae Curiosorum
überzeigende Proben gegeben.

Er

1. Cap. Von der Beſchaffenheit
daß ein ganz ander Salz, und vermuthlich ein
Alaun oder Vitriol, doch keinesweges der Sal-
peter die Urſache der Unfruchtbarkeit geweſen.
Wie aber der Kalk und die Aſche die Erde verbeſ-
ſert, iſt ohne Zweifel auf dieſe Weiſe zugegangen,
indem das in denenſelben ſteckende laugenhafte
Salz, die in dem Erdreiche vorhandene vitrioli-
ſche Saͤure an ſich genommen und ſich mit ein-
ander vereiniget, wodurch ein Mittel-Salz her-
vor gebracht worden, welches nachgehends denen
Pflanzen nicht mehr ſchaͤdlich ſeyn koͤnnen. Dan-
nenhero faͤlt auch 5.) der angefuͤhrte Umſtand,
daß nemlich die Sonne den Salpeter gaͤnzlich an-
gezogen und verzehret, voͤllig hinweg, wie auch
uͤberhaupt dieſe der Sonne zugeſchriebene Wir-
kung nicht wohl begreiflich iſt. Hergegen iſt
es 6.) eine in der Erfahrung gegruͤndete Wahr-
heit, daß das ſalpetrichte Weſen vieles zu dem
Wachsthum der Erdgewaͤchſe beytrage, und
die daruͤber angeſtellte vielfaͤltige Verſuche legen
zu Tage, daß die Vermehrungs Kraft und Frucht-
barkeit von dieſem Salze mehrentheils befoͤrdert
werde, welches 7.) beſagter Herr Verfaſſer p. 27.
ſelbſten, wiewohl ohne Grund, eingeſtehet, daß das
ganze Geheimnis dieſer wunder baren Vermehrung
in geſchickter Einwaͤſſerung des Samens mit dem
ſale nitri oder dem Salpeter-Salz beſtehe, welches
die aufloͤſende Kraft und das wahre principium
des Wachsthums und der Vermehrung zu ſeyn be-
ſchrieben worden, wovon auch die Ephemerides Na-
turæ Curioſorum
uͤberzeigende Proben gegeben.

Er
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[12/0044] 1. Cap. Von der Beſchaffenheit daß ein ganz ander Salz, und vermuthlich ein Alaun oder Vitriol, doch keinesweges der Sal- peter die Urſache der Unfruchtbarkeit geweſen. Wie aber der Kalk und die Aſche die Erde verbeſ- ſert, iſt ohne Zweifel auf dieſe Weiſe zugegangen, indem das in denenſelben ſteckende laugenhafte Salz, die in dem Erdreiche vorhandene vitrioli- ſche Saͤure an ſich genommen und ſich mit ein- ander vereiniget, wodurch ein Mittel-Salz her- vor gebracht worden, welches nachgehends denen Pflanzen nicht mehr ſchaͤdlich ſeyn koͤnnen. Dan- nenhero faͤlt auch 5.) der angefuͤhrte Umſtand, daß nemlich die Sonne den Salpeter gaͤnzlich an- gezogen und verzehret, voͤllig hinweg, wie auch uͤberhaupt dieſe der Sonne zugeſchriebene Wir- kung nicht wohl begreiflich iſt. Hergegen iſt es 6.) eine in der Erfahrung gegruͤndete Wahr- heit, daß das ſalpetrichte Weſen vieles zu dem Wachsthum der Erdgewaͤchſe beytrage, und die daruͤber angeſtellte vielfaͤltige Verſuche legen zu Tage, daß die Vermehrungs Kraft und Frucht- barkeit von dieſem Salze mehrentheils befoͤrdert werde, welches 7.) beſagter Herr Verfaſſer p. 27. ſelbſten, wiewohl ohne Grund, eingeſtehet, daß das ganze Geheimnis dieſer wunder baren Vermehrung in geſchickter Einwaͤſſerung des Samens mit dem ſale nitri oder dem Salpeter-Salz beſtehe, welches die aufloͤſende Kraft und das wahre principium des Wachsthums und der Vermehrung zu ſeyn be- ſchrieben worden, wovon auch die Ephemerides Na- turæ Curioſorum uͤberzeigende Proben gegeben. Er

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/44>, abgerufen am 25.04.2024.