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Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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fertig -- die Huchst (Hochzeit) könnte in vierzehn Tagen sein. -- Und wieder ging er mit offenen Armen auf sie los. -- Mir fällt's ein, rief Trude jetzt, vergrabt das Geld, vergrabt's! -- O du gescheidtes Köpfchen! sagte Sommer schmunzelnd, du hast recht! Vergraben! Vergraben!

Und er hob den Sack aus der Truhe; Trude machte Licht und steckte es in die Laterne; Sommer folgte mit Spaten, Haue und dem Schatze, sie ging voran mit der Laterne. Fern im Schusterhäuschen steckte Martin den blonden Kopf durch das kleine Fenster, er konnte nicht schlafen. Jetzt sah er das Laternenlicht durch die Hecken streifen, welche sich um den Hof zogen, seine erweiterten Pupillen glaubten auch zwei Gestalten zu sehen, der Nachtwind trug aber keinen Laut herüber, ja, jetzt -- jetzt -- die Haue schallt, wenn sie an Steine schlägt, regelmäßig kehrt der Wurf des Spatens wieder, Martin's Brust arbeitete schwer, drinnen schnarchte sein benebelter Vater, blickt er auf diesen so oft hinein? nein! auf das Gewehr, welches an der Wand hängt -- bald wandelt die Laterne wieder in den Hof zurück -- jetzt, jetzt ist es Zeit! Doch hörte man noch hie und da nach Hause taumelnde Betrunkene singen, der Nachtwächter bläs't erst elfe. --

Martin macht das Fensterchen leise zu und legt sich in sein Bett. Er macht seinen Plan für die Zukunft, kauft ein Gut, sieht schon die Füllen mit den Böcklein springen auf den braunen Aeckern, dort wandelt der

fertig — die Huchst (Hochzeit) könnte in vierzehn Tagen sein. — Und wieder ging er mit offenen Armen auf sie los. — Mir fällt's ein, rief Trude jetzt, vergrabt das Geld, vergrabt's! — O du gescheidtes Köpfchen! sagte Sommer schmunzelnd, du hast recht! Vergraben! Vergraben!

Und er hob den Sack aus der Truhe; Trude machte Licht und steckte es in die Laterne; Sommer folgte mit Spaten, Haue und dem Schatze, sie ging voran mit der Laterne. Fern im Schusterhäuschen steckte Martin den blonden Kopf durch das kleine Fenster, er konnte nicht schlafen. Jetzt sah er das Laternenlicht durch die Hecken streifen, welche sich um den Hof zogen, seine erweiterten Pupillen glaubten auch zwei Gestalten zu sehen, der Nachtwind trug aber keinen Laut herüber, ja, jetzt — jetzt — die Haue schallt, wenn sie an Steine schlägt, regelmäßig kehrt der Wurf des Spatens wieder, Martin's Brust arbeitete schwer, drinnen schnarchte sein benebelter Vater, blickt er auf diesen so oft hinein? nein! auf das Gewehr, welches an der Wand hängt — bald wandelt die Laterne wieder in den Hof zurück — jetzt, jetzt ist es Zeit! Doch hörte man noch hie und da nach Hause taumelnde Betrunkene singen, der Nachtwächter bläs't erst elfe. —

Martin macht das Fensterchen leise zu und legt sich in sein Bett. Er macht seinen Plan für die Zukunft, kauft ein Gut, sieht schon die Füllen mit den Böcklein springen auf den braunen Aeckern, dort wandelt der

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:03:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:03:58Z)

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Zitationshilfe: Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/45>, abgerufen am 20.04.2024.