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Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895.

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Wallot zum Ehrendoktor promovirte, dass ihm der Grossherzog von
Hessen in einem Ordensschmuck den Dank seiner engeren Heimath
zum Ausdruck brachte, berührte überaus wohlthuend. Ebenso, dass
die Berliner Akademie des Bauwesens den Reichstagsbaumeister zum
ausserordentlichen Mitgliede ernannt hat. Von weittragender Be¬
deutung für das im erfreulichsten Aufschwung begriffene Kunstleben
Dresdens ist die Berufung Wallot's an die dortige Kunstakademie.
Er hat die Professur für monumentale Baukunst bereits im Oktober
1894 angetreten. In demselben Monat wurde Wallot vom Berliner
Architekten-Verein zum Ehrenmitglied ernannt, und zwar hat der seit
80 Jahren bestehende Verein eine solche Auszeichnung zu verleihen
vorher noch niemals Veranlassung gefunden. Und der Kaiser ver¬
kündigte Wallot bei der Schlusssteinlegung die Ernennung zum
Geheimen Baurath. Die imposanteste aller Kundgebungen aber war
die am 6. Dezember 1894 veranstaltete Huldigungsfeier, welcher
die Künstler-, Architekten- und Ingenieur-Vereinigungen Berlins und
des Reiches beiwohnten, um Wallot bei seinem Scheiden aus Berlin
die Anerkennung für sein erfolggekröntes Schaffen auszusprechen und
ihm die Ehrenmitgliedschaft der betreffenden Verbände anzutragen.
Die Anschauungen und die Stimmung in den deutschen Künstler-
und Ingenieurkreisen traten besonders in der Ansprache des Geh.
Bauraths Hinkeldeyn zu Tage, welcher sich im Namen des Verbandes
deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine dahin äusserte: Die
Vollendung des Reichstagshauses erfüllt ganz Deutschland mit Freude
und Genugthuung. Es ist der schöpferischen Kraft des genialen
Baumeisters gelungen, alle Hemmnisse in muthvollem Ringen zu über¬
winden und sein Werk in seiner eigenartigen Würde und Schönheit
aus dem Geiste der Gegenwart heraus zu gestalten zum Zeugniss des
baukünstlerischen Schaffens unserer Tage in höchster Vollendung.
Der Verband erblickt in diesem Werke eine künstlerische Grossthat,
welche dem Vaterlande und der deutschen Kunst zu bleibender Ehre
gereicht.


Wallot zum Ehrendoktor promovirte, dass ihm der Grossherzog von
Hessen in einem Ordensschmuck den Dank seiner engeren Heimath
zum Ausdruck brachte, berührte überaus wohlthuend. Ebenso, dass
die Berliner Akademie des Bauwesens den Reichstagsbaumeister zum
ausserordentlichen Mitgliede ernannt hat. Von weittragender Be¬
deutung für das im erfreulichsten Aufschwung begriffene Kunstleben
Dresdens ist die Berufung Wallot's an die dortige Kunstakademie.
Er hat die Professur für monumentale Baukunst bereits im Oktober
1894 angetreten. In demselben Monat wurde Wallot vom Berliner
Architekten-Verein zum Ehrenmitglied ernannt, und zwar hat der seit
80 Jahren bestehende Verein eine solche Auszeichnung zu verleihen
vorher noch niemals Veranlassung gefunden. Und der Kaiser ver¬
kündigte Wallot bei der Schlusssteinlegung die Ernennung zum
Geheimen Baurath. Die imposanteste aller Kundgebungen aber war
die am 6. Dezember 1894 veranstaltete Huldigungsfeier, welcher
die Künstler-, Architekten- und Ingenieur-Vereinigungen Berlins und
des Reiches beiwohnten, um Wallot bei seinem Scheiden aus Berlin
die Anerkennung für sein erfolggekröntes Schaffen auszusprechen und
ihm die Ehrenmitgliedschaft der betreffenden Verbände anzutragen.
Die Anschauungen und die Stimmung in den deutschen Künstler-
und Ingenieurkreisen traten besonders in der Ansprache des Geh.
Bauraths Hinkeldeyn zu Tage, welcher sich im Namen des Verbandes
deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine dahin äusserte: Die
Vollendung des Reichstagshauses erfüllt ganz Deutschland mit Freude
und Genugthuung. Es ist der schöpferischen Kraft des genialen
Baumeisters gelungen, alle Hemmnisse in muthvollem Ringen zu über¬
winden und sein Werk in seiner eigenartigen Würde und Schönheit
aus dem Geiste der Gegenwart heraus zu gestalten zum Zeugniss des
baukünstlerischen Schaffens unserer Tage in höchster Vollendung.
Der Verband erblickt in diesem Werke eine künstlerische Grossthat,
welche dem Vaterlande und der deutschen Kunst zu bleibender Ehre
gereicht.


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[12/0018] Wallot zum Ehrendoktor promovirte, dass ihm der Grossherzog von Hessen in einem Ordensschmuck den Dank seiner engeren Heimath zum Ausdruck brachte, berührte überaus wohlthuend. Ebenso, dass die Berliner Akademie des Bauwesens den Reichstagsbaumeister zum ausserordentlichen Mitgliede ernannt hat. Von weittragender Be¬ deutung für das im erfreulichsten Aufschwung begriffene Kunstleben Dresdens ist die Berufung Wallot's an die dortige Kunstakademie. Er hat die Professur für monumentale Baukunst bereits im Oktober 1894 angetreten. In demselben Monat wurde Wallot vom Berliner Architekten-Verein zum Ehrenmitglied ernannt, und zwar hat der seit 80 Jahren bestehende Verein eine solche Auszeichnung zu verleihen vorher noch niemals Veranlassung gefunden. Und der Kaiser ver¬ kündigte Wallot bei der Schlusssteinlegung die Ernennung zum Geheimen Baurath. Die imposanteste aller Kundgebungen aber war die am 6. Dezember 1894 veranstaltete Huldigungsfeier, welcher die Künstler-, Architekten- und Ingenieur-Vereinigungen Berlins und des Reiches beiwohnten, um Wallot bei seinem Scheiden aus Berlin die Anerkennung für sein erfolggekröntes Schaffen auszusprechen und ihm die Ehrenmitgliedschaft der betreffenden Verbände anzutragen. Die Anschauungen und die Stimmung in den deutschen Künstler- und Ingenieurkreisen traten besonders in der Ansprache des Geh. Bauraths Hinkeldeyn zu Tage, welcher sich im Namen des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine dahin äusserte: Die Vollendung des Reichstagshauses erfüllt ganz Deutschland mit Freude und Genugthuung. Es ist der schöpferischen Kraft des genialen Baumeisters gelungen, alle Hemmnisse in muthvollem Ringen zu über¬ winden und sein Werk in seiner eigenartigen Würde und Schönheit aus dem Geiste der Gegenwart heraus zu gestalten zum Zeugniss des baukünstlerischen Schaffens unserer Tage in höchster Vollendung. Der Verband erblickt in diesem Werke eine künstlerische Grossthat, welche dem Vaterlande und der deutschen Kunst zu bleibender Ehre gereicht.

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Zitationshilfe: Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rapsilber_reichstagsgebaeude_1895/18>, abgerufen am 29.03.2024.