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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Vorwort.

Indem ich nun den Reichthum dieser Samm-
lungen preise, so wie die Bereitwilligkeit, mit der
sie mir eröffnet wurden, brauche ich wohl kaum hin-
zuzufügen, daß mir doch damit noch lange nicht alle
Schwierigkeiten gehoben, alle Zweifel gelöst worden
sind; immer aber fühlte ich mich wesentlich gefördert,
und konnte nun mit um so größerer Zuversicht zu
den deutschen Studien zurückkehren.

Auch für diese fand ich in dem reichen und
wohlgeordneten Archive zu Düsseldorf, namentlich
für die clevisch-cölnischen Sachen, neue und gern
mitgetheilte Ausbeute.

Denn bei aller Einwirkung von außen her,
kommt doch noch bei weitem mehr auf die selbstän-
dige innere Entwickelung der deutschen Angelegenhei-
ten an: wo sich eigenthümliche Kräfte in ihren ur-
sprünglichen Trieben erheben und geltend machen.
Der Zeitraum ist überhaupt einer von denen, in
welchen der große Impuls, der Europa beherrschte,
nicht, wie sonst öfter, von außen her auch in Deutsch-
land vordrang, sondern wo er vielmehr von Deutsch-
land ausging, und zwar von der ächten reinen Tiefe
und eingebornen Macht des deutschen Geistes; von
unserm Vaterland aus ergriff die religiöse Bewe-
gung Europa.



Vorwort.

Indem ich nun den Reichthum dieſer Samm-
lungen preiſe, ſo wie die Bereitwilligkeit, mit der
ſie mir eröffnet wurden, brauche ich wohl kaum hin-
zuzufügen, daß mir doch damit noch lange nicht alle
Schwierigkeiten gehoben, alle Zweifel gelöſt worden
ſind; immer aber fühlte ich mich weſentlich gefördert,
und konnte nun mit um ſo größerer Zuverſicht zu
den deutſchen Studien zurückkehren.

Auch für dieſe fand ich in dem reichen und
wohlgeordneten Archive zu Düſſeldorf, namentlich
für die cleviſch-cölniſchen Sachen, neue und gern
mitgetheilte Ausbeute.

Denn bei aller Einwirkung von außen her,
kommt doch noch bei weitem mehr auf die ſelbſtän-
dige innere Entwickelung der deutſchen Angelegenhei-
ten an: wo ſich eigenthümliche Kräfte in ihren ur-
ſprünglichen Trieben erheben und geltend machen.
Der Zeitraum iſt überhaupt einer von denen, in
welchen der große Impuls, der Europa beherrſchte,
nicht, wie ſonſt öfter, von außen her auch in Deutſch-
land vordrang, ſondern wo er vielmehr von Deutſch-
land ausging, und zwar von der ächten reinen Tiefe
und eingebornen Macht des deutſchen Geiſtes; von
unſerm Vaterland aus ergriff die religiöſe Bewe-
gung Europa.



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[VIII/0014] Vorwort. Indem ich nun den Reichthum dieſer Samm- lungen preiſe, ſo wie die Bereitwilligkeit, mit der ſie mir eröffnet wurden, brauche ich wohl kaum hin- zuzufügen, daß mir doch damit noch lange nicht alle Schwierigkeiten gehoben, alle Zweifel gelöſt worden ſind; immer aber fühlte ich mich weſentlich gefördert, und konnte nun mit um ſo größerer Zuverſicht zu den deutſchen Studien zurückkehren. Auch für dieſe fand ich in dem reichen und wohlgeordneten Archive zu Düſſeldorf, namentlich für die cleviſch-cölniſchen Sachen, neue und gern mitgetheilte Ausbeute. Denn bei aller Einwirkung von außen her, kommt doch noch bei weitem mehr auf die ſelbſtän- dige innere Entwickelung der deutſchen Angelegenhei- ten an: wo ſich eigenthümliche Kräfte in ihren ur- ſprünglichen Trieben erheben und geltend machen. Der Zeitraum iſt überhaupt einer von denen, in welchen der große Impuls, der Europa beherrſchte, nicht, wie ſonſt öfter, von außen her auch in Deutſch- land vordrang, ſondern wo er vielmehr von Deutſch- land ausging, und zwar von der ächten reinen Tiefe und eingebornen Macht des deutſchen Geiſtes; von unſerm Vaterland aus ergriff die religiöſe Bewe- gung Europa.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/14>, abgerufen am 20.04.2024.