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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Die ersten Jesuitenschulen in Deutschland.
mütz, der den Orden während seiner Studien in Italien
kennen gelernt, lud sie zu sich ein: ein Spanier, Hurtado
Perez, war der erste Rector in Olmütz: bald finden wir
sie nicht minder in Brünn.

Von Cöln verbreitete sich die Gesellschaft über das
gesammte Rheinland. Auch in Trier hatte, wie berührt,
der Protestantismus Anhänger gefunden und Gährungen
verursacht. Der Erzbischof, Johann von Stein, beschloß
gegen die Widerspenstigen nur geringe Strafen zu verhän-
gen und den Bewegungen hauptsächlich ein doctrinelles
Gegengewicht zu geben: er beschied die beiden Oberhäupter
der Cölner Jesuitenschule zu sich nach Coblenz, und stellte
ihnen vor, daß er einige Mitglieder ihres Ordens zu ha-
ben wünsche, "um," wie er sich ausdrückte, "die Heerde,
die ihm anvertraut worden, mehr durch Ermahnung und
freundliche Unterweisung als durch Waffen und Drohun-
gen in Pflicht zu halten." Er wandte sich auch nach Rom,
und gar bald war man einverstanden. Von Rom wurden
6 Jesuiten herausgeschickt, die übrigen kamen von Cöln.
Am 3. Februar 1561 eröffneten sie ihr Collegium mit gro-
ßer Feierlichkeit: für die nächsten Fasten übernahmen sie
die Predigten 1).

Da glaubten auch die beiden geheimen Räthe des
Churfürsten Daniel von Mainz, Peter Echter und Simon
Bagen, zu erkennen, daß in der Aufnahme der Jesuiten
das einzige Mittel liege, der verfallenden Mainzer Universi-
tät wieder aufzuhelfen. Dem Widerspruch, den ihnen Dom-

1) Browerus: Annales Trevirenses T. II, lib. XXI, 106
-- 125.

Die erſten Jeſuitenſchulen in Deutſchland.
muͤtz, der den Orden waͤhrend ſeiner Studien in Italien
kennen gelernt, lud ſie zu ſich ein: ein Spanier, Hurtado
Perez, war der erſte Rector in Olmuͤtz: bald finden wir
ſie nicht minder in Bruͤnn.

Von Coͤln verbreitete ſich die Geſellſchaft uͤber das
geſammte Rheinland. Auch in Trier hatte, wie beruͤhrt,
der Proteſtantismus Anhaͤnger gefunden und Gaͤhrungen
verurſacht. Der Erzbiſchof, Johann von Stein, beſchloß
gegen die Widerſpenſtigen nur geringe Strafen zu verhaͤn-
gen und den Bewegungen hauptſaͤchlich ein doctrinelles
Gegengewicht zu geben: er beſchied die beiden Oberhaͤupter
der Coͤlner Jeſuitenſchule zu ſich nach Coblenz, und ſtellte
ihnen vor, daß er einige Mitglieder ihres Ordens zu ha-
ben wuͤnſche, „um,“ wie er ſich ausdruͤckte, „die Heerde,
die ihm anvertraut worden, mehr durch Ermahnung und
freundliche Unterweiſung als durch Waffen und Drohun-
gen in Pflicht zu halten.“ Er wandte ſich auch nach Rom,
und gar bald war man einverſtanden. Von Rom wurden
6 Jeſuiten herausgeſchickt, die uͤbrigen kamen von Coͤln.
Am 3. Februar 1561 eroͤffneten ſie ihr Collegium mit gro-
ßer Feierlichkeit: fuͤr die naͤchſten Faſten uͤbernahmen ſie
die Predigten 1).

Da glaubten auch die beiden geheimen Raͤthe des
Churfuͤrſten Daniel von Mainz, Peter Echter und Simon
Bagen, zu erkennen, daß in der Aufnahme der Jeſuiten
das einzige Mittel liege, der verfallenden Mainzer Univerſi-
taͤt wieder aufzuhelfen. Dem Widerſpruch, den ihnen Dom-

1) Browerus: Annales Trevirenses T. II, lib. XXI, 106
— 125.
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[29/0041] Die erſten Jeſuitenſchulen in Deutſchland. muͤtz, der den Orden waͤhrend ſeiner Studien in Italien kennen gelernt, lud ſie zu ſich ein: ein Spanier, Hurtado Perez, war der erſte Rector in Olmuͤtz: bald finden wir ſie nicht minder in Bruͤnn. Von Coͤln verbreitete ſich die Geſellſchaft uͤber das geſammte Rheinland. Auch in Trier hatte, wie beruͤhrt, der Proteſtantismus Anhaͤnger gefunden und Gaͤhrungen verurſacht. Der Erzbiſchof, Johann von Stein, beſchloß gegen die Widerſpenſtigen nur geringe Strafen zu verhaͤn- gen und den Bewegungen hauptſaͤchlich ein doctrinelles Gegengewicht zu geben: er beſchied die beiden Oberhaͤupter der Coͤlner Jeſuitenſchule zu ſich nach Coblenz, und ſtellte ihnen vor, daß er einige Mitglieder ihres Ordens zu ha- ben wuͤnſche, „um,“ wie er ſich ausdruͤckte, „die Heerde, die ihm anvertraut worden, mehr durch Ermahnung und freundliche Unterweiſung als durch Waffen und Drohun- gen in Pflicht zu halten.“ Er wandte ſich auch nach Rom, und gar bald war man einverſtanden. Von Rom wurden 6 Jeſuiten herausgeſchickt, die uͤbrigen kamen von Coͤln. Am 3. Februar 1561 eroͤffneten ſie ihr Collegium mit gro- ßer Feierlichkeit: fuͤr die naͤchſten Faſten uͤbernahmen ſie die Predigten 1). Da glaubten auch die beiden geheimen Raͤthe des Churfuͤrſten Daniel von Mainz, Peter Echter und Simon Bagen, zu erkennen, daß in der Aufnahme der Jeſuiten das einzige Mittel liege, der verfallenden Mainzer Univerſi- taͤt wieder aufzuhelfen. Dem Widerſpruch, den ihnen Dom- 1) Browerus: Annales Trevirenses T. II, lib. XXI, 106 — 125.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/41>, abgerufen am 29.03.2024.