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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Vorrede.
private Tagebücher; Erörterungen einzelner Bege-
benheiten und Verhältnisse; Gutachten, Rath-
schläge; Berichte über die Verwaltung der Provin-
zen, ihren Handel und ihr Gewerbe; statistische
Tabellen, Berechnungen von Ausgabe und Ein-
nahme: -- bei weitem zum größten Theile noch
durchaus unbekannt: gewöhnlich von Männern ver-
faßt, welche eine lebendige Kenntniß ihres Gegen-
standes besaßen, und von einer Glaubwürdigkeit, die
zwar Prüfung und sichtende Kritik keinesweges aus-
schließt: aber wie sie Mittheilungen wohlunterrichte-
ter Zeitgenossen allemal in Anspruch nehmen. Von
diesen Schriften betrifft die älteste, die ich zu benutzen
fand, die Verschwörung des Porcari wider Nico-
laus V.; für das funfzehnte Jahrhundert kamen
mir nur noch ein paar andre vor: mit dem Ein-
tritt in das sechszehnte werden sie mit jedem Schritt
umfassender, zahlreicher: den ganzen Verlauf des
siebzehnten, in welchem man von Rom so wenig
Zuverlässiges weiß, begleiten sie mit Belehrungen,
die ebendeshalb doppelt erwünscht sind; seit dem
Anfang des achtzehnten dagegen nehmen sie an Zahl
und innerem Werth ab. Hatten doch damals auch
Staat und Hof von ihrer Wirksamkeit und Bedeu-
tung bereits nicht wenig verloren. Ich werde diese
römischen Schriften wie die venezianischen, zum
Schluß ausführlich durchgehen und alles nachtra-

Vorrede.
private Tagebücher; Erörterungen einzelner Bege-
benheiten und Verhältniſſe; Gutachten, Rath-
ſchläge; Berichte über die Verwaltung der Provin-
zen, ihren Handel und ihr Gewerbe; ſtatiſtiſche
Tabellen, Berechnungen von Ausgabe und Ein-
nahme: — bei weitem zum größten Theile noch
durchaus unbekannt: gewöhnlich von Männern ver-
faßt, welche eine lebendige Kenntniß ihres Gegen-
ſtandes beſaßen, und von einer Glaubwürdigkeit, die
zwar Prüfung und ſichtende Kritik keinesweges aus-
ſchließt: aber wie ſie Mittheilungen wohlunterrichte-
ter Zeitgenoſſen allemal in Anſpruch nehmen. Von
dieſen Schriften betrifft die älteſte, die ich zu benutzen
fand, die Verſchwörung des Porcari wider Nico-
laus V.; für das funfzehnte Jahrhundert kamen
mir nur noch ein paar andre vor: mit dem Ein-
tritt in das ſechszehnte werden ſie mit jedem Schritt
umfaſſender, zahlreicher: den ganzen Verlauf des
ſiebzehnten, in welchem man von Rom ſo wenig
Zuverläſſiges weiß, begleiten ſie mit Belehrungen,
die ebendeshalb doppelt erwünſcht ſind; ſeit dem
Anfang des achtzehnten dagegen nehmen ſie an Zahl
und innerem Werth ab. Hatten doch damals auch
Staat und Hof von ihrer Wirkſamkeit und Bedeu-
tung bereits nicht wenig verloren. Ich werde dieſe
römiſchen Schriften wie die venezianiſchen, zum
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[XIV/0020] Vorrede. private Tagebücher; Erörterungen einzelner Bege- benheiten und Verhältniſſe; Gutachten, Rath- ſchläge; Berichte über die Verwaltung der Provin- zen, ihren Handel und ihr Gewerbe; ſtatiſtiſche Tabellen, Berechnungen von Ausgabe und Ein- nahme: — bei weitem zum größten Theile noch durchaus unbekannt: gewöhnlich von Männern ver- faßt, welche eine lebendige Kenntniß ihres Gegen- ſtandes beſaßen, und von einer Glaubwürdigkeit, die zwar Prüfung und ſichtende Kritik keinesweges aus- ſchließt: aber wie ſie Mittheilungen wohlunterrichte- ter Zeitgenoſſen allemal in Anſpruch nehmen. Von dieſen Schriften betrifft die älteſte, die ich zu benutzen fand, die Verſchwörung des Porcari wider Nico- laus V.; für das funfzehnte Jahrhundert kamen mir nur noch ein paar andre vor: mit dem Ein- tritt in das ſechszehnte werden ſie mit jedem Schritt umfaſſender, zahlreicher: den ganzen Verlauf des ſiebzehnten, in welchem man von Rom ſo wenig Zuverläſſiges weiß, begleiten ſie mit Belehrungen, die ebendeshalb doppelt erwünſcht ſind; ſeit dem Anfang des achtzehnten dagegen nehmen ſie an Zahl und innerem Werth ab. Hatten doch damals auch Staat und Hof von ihrer Wirkſamkeit und Bedeu- tung bereits nicht wenig verloren. Ich werde dieſe römiſchen Schriften wie die venezianiſchen, zum Schluß ausführlich durchgehen und alles nachtra-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. XIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/20>, abgerufen am 19.04.2024.