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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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"Ach, barmherziger Gott! ach, Herr Magister --
ach -- Thedel -- liebster Musjeh Thedel!" rief sie.

Sie hatten das Odfeld unter sich, den Zug der
Heere um sich und die Schlacht so dicht neben sich, daß
sie allgesammt, den jungen Herrn von Münchhausen
ausgenommen, sich zusammendrückten und duckten im
Buschwerk vor ihrem Brüllen und heißem Hauchen.

Wenn der Herr Generallieutenant von Hardenberg
noch zur rechten Zeit kommen wollte, so war's Zeit.
Wenn er's aber noch möglich machte und kam, so zog
er den Sack nicht bloß um die Heere von Rohan-Chabot,
Poyanne und Stainville, sondern auch um den Ma¬
gister Buchius, das Wieschen, den Knecht Heinrich, den
Junker Thedel und die wunderschöne Mamsell Fegebanck
zusammen.

"Es ist wie geschrieben stehet," murmelte der Ma¬
gister.

"Krup unner, krup unner,
De Welt is Di gram!"

lachte der wilde Münchhausen.

"Alsdann wer in Judäa ist, der fliehe auf das
Gebirge; und wer mitten darinnen ist, der weiche her¬
aus: und wer auf dem Lande ist, der komme nicht
hinein," fuhr Magister Buchius fort, ohne auf die Unter¬
brechung zu merken.


Raabe, Das Odfeld. 12

„Ach, barmherziger Gott! ach, Herr Magiſter —
ach — Thedel — liebſter Musjeh Thedel!“ rief ſie.

Sie hatten das Odfeld unter ſich, den Zug der
Heere um ſich und die Schlacht ſo dicht neben ſich, daß
ſie allgeſammt, den jungen Herrn von Münchhauſen
ausgenommen, ſich zuſammendrückten und duckten im
Buſchwerk vor ihrem Brüllen und heißem Hauchen.

Wenn der Herr Generallieutenant von Hardenberg
noch zur rechten Zeit kommen wollte, ſo war's Zeit.
Wenn er's aber noch möglich machte und kam, ſo zog
er den Sack nicht bloß um die Heere von Rohan-Chabot,
Poyanne und Stainville, ſondern auch um den Ma¬
giſter Buchius, das Wieſchen, den Knecht Heinrich, den
Junker Thedel und die wunderſchöne Mamſell Fegebanck
zuſammen.

„Es iſt wie geſchrieben ſtehet,“ murmelte der Ma¬
giſter.

„Krup unner, krup unner,
De Welt is Di gram!“

lachte der wilde Münchhauſen.

„Alsdann wer in Judäa iſt, der fliehe auf das
Gebirge; und wer mitten darinnen iſt, der weiche her¬
aus: und wer auf dem Lande iſt, der komme nicht
hinein,“ fuhr Magiſter Buchius fort, ohne auf die Unter¬
brechung zu merken.


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[177/0185] „Ach, barmherziger Gott! ach, Herr Magiſter — ach — Thedel — liebſter Musjeh Thedel!“ rief ſie. Sie hatten das Odfeld unter ſich, den Zug der Heere um ſich und die Schlacht ſo dicht neben ſich, daß ſie allgeſammt, den jungen Herrn von Münchhauſen ausgenommen, ſich zuſammendrückten und duckten im Buſchwerk vor ihrem Brüllen und heißem Hauchen. Wenn der Herr Generallieutenant von Hardenberg noch zur rechten Zeit kommen wollte, ſo war's Zeit. Wenn er's aber noch möglich machte und kam, ſo zog er den Sack nicht bloß um die Heere von Rohan-Chabot, Poyanne und Stainville, ſondern auch um den Ma¬ giſter Buchius, das Wieſchen, den Knecht Heinrich, den Junker Thedel und die wunderſchöne Mamſell Fegebanck zuſammen. „Es iſt wie geſchrieben ſtehet,“ murmelte der Ma¬ giſter. „Krup unner, krup unner, De Welt is Di gram!“ lachte der wilde Münchhauſen. „Alsdann wer in Judäa iſt, der fliehe auf das Gebirge; und wer mitten darinnen iſt, der weiche her¬ aus: und wer auf dem Lande iſt, der komme nicht hinein,“ fuhr Magiſter Buchius fort, ohne auf die Unter¬ brechung zu merken. Raabe, Das Odfeld. 12

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/185>, abgerufen am 28.03.2024.