Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

kniete bereits bei dem Wieschen und dem Knecht
Heinrich:

"Kerl, was für Unsinn hat denn Er angestiftet?"

"Es ist wohl nicht die erste Schmarre, die wir uns
in Compagnie holen, Herr von Münchhausen," ächzte
der Knecht, sich auf dem Ellbogen emporrichtend. "Aber
so wie heute doch noch niemalen früher."

"Hat Er Seinen Rest weg, Heinrich?" fragte der
Junker mit wirklicher Theilnahme und Besorgniß. "Er
will mir doch nicht heute, im besten Pläsir, eine Dumm¬
heit machen?"

"Schaffen der Junker mich auf's Heu hinterm Pferde¬
stall wie sonsten und ich lecke mir die Blessur schon
zurechte; aber -- heute -- dießmal --"

"Na, Seinen Hirnschädel kenne ich doch wohl auch ein
bißchen," meinte der gute Kamerad aus früherer Schul- und
Wilddiebs-Zeit. "Er verträgt schon einen Puff, Heinrich."

"Sich von seinem Mädchen auf dem Buckel durch
den Tumult und durch's Dickicht schleppen lassen müssen!"
ächzte der Knecht halb kläglich, halb wüthend. "O ver¬
flucht, junger Herr; Sie haben es wieder besser gemacht.
O verflucht! verflucht! das lächert mich doch -- das mit
des Alten weißem Hans. Der wird auch hinter Ihm
her wieder Augen gemacht haben, Junker, wann er Ihn
mit ihm und der Jungfer hat abfahren sehen! O ver¬
flucht, verflucht, verflucht."

"Siehst Du wohl, Heinrich, bist ja noch ganz hübsch
bei Besinnung; nun nimm Dich aber noch ein bißchen

kniete bereits bei dem Wieſchen und dem Knecht
Heinrich:

„Kerl, was für Unſinn hat denn Er angeſtiftet?“

„Es iſt wohl nicht die erſte Schmarre, die wir uns
in Compagnie holen, Herr von Münchhauſen,“ ächzte
der Knecht, ſich auf dem Ellbogen emporrichtend. „Aber
ſo wie heute doch noch niemalen früher.“

„Hat Er Seinen Reſt weg, Heinrich?“ fragte der
Junker mit wirklicher Theilnahme und Beſorgniß. „Er
will mir doch nicht heute, im beſten Pläſir, eine Dumm¬
heit machen?“

„Schaffen der Junker mich auf's Heu hinterm Pferde¬
ſtall wie ſonſten und ich lecke mir die Bleſſur ſchon
zurechte; aber — heute — dießmal —“

„Na, Seinen Hirnſchädel kenne ich doch wohl auch ein
bißchen,“ meinte der gute Kamerad aus früherer Schul- und
Wilddiebs-Zeit. „Er verträgt ſchon einen Puff, Heinrich.“

„Sich von ſeinem Mädchen auf dem Buckel durch
den Tumult und durch's Dickicht ſchleppen laſſen müſſen!“
ächzte der Knecht halb kläglich, halb wüthend. „O ver¬
flucht, junger Herr; Sie haben es wieder beſſer gemacht.
O verflucht! verflucht! das lächert mich doch — das mit
des Alten weißem Hans. Der wird auch hinter Ihm
her wieder Augen gemacht haben, Junker, wann er Ihn
mit ihm und der Jungfer hat abfahren ſehen! O ver¬
flucht, verflucht, verflucht.“

„Siehſt Du wohl, Heinrich, biſt ja noch ganz hübſch
bei Beſinnung; nun nimm Dich aber noch ein bißchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0173" n="165"/>
kniete bereits bei dem Wie&#x017F;chen und dem Knecht<lb/>
Heinrich:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Kerl, was für Un&#x017F;inn hat denn Er ange&#x017F;tiftet?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Es i&#x017F;t wohl nicht die er&#x017F;te Schmarre, die wir uns<lb/>
in Compagnie holen, Herr von Münchhau&#x017F;en,&#x201C; ächzte<lb/>
der Knecht, &#x017F;ich auf dem Ellbogen emporrichtend. &#x201E;Aber<lb/>
&#x017F;o wie heute doch noch niemalen früher.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Hat Er Seinen Re&#x017F;t weg, Heinrich?&#x201C; fragte der<lb/>
Junker mit wirklicher Theilnahme und Be&#x017F;orgniß. &#x201E;Er<lb/>
will mir doch nicht heute, im be&#x017F;ten Plä&#x017F;ir, eine Dumm¬<lb/>
heit machen?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Schaffen der Junker mich auf's Heu hinterm Pferde¬<lb/>
&#x017F;tall wie &#x017F;on&#x017F;ten und ich lecke mir die Ble&#x017F;&#x017F;ur &#x017F;chon<lb/>
zurechte; aber &#x2014; heute &#x2014; dießmal &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Na, Seinen Hirn&#x017F;chädel kenne ich doch wohl auch ein<lb/>
bißchen,&#x201C; meinte der gute Kamerad aus früherer Schul- und<lb/>
Wilddiebs-Zeit. &#x201E;Er verträgt &#x017F;chon einen Puff, Heinrich.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sich von &#x017F;einem Mädchen auf dem Buckel durch<lb/>
den Tumult und durch's Dickicht &#x017F;chleppen la&#x017F;&#x017F;en mü&#x017F;&#x017F;en!&#x201C;<lb/>
ächzte der Knecht halb kläglich, halb wüthend. &#x201E;O ver¬<lb/>
flucht, junger Herr; Sie haben es wieder be&#x017F;&#x017F;er gemacht.<lb/>
O verflucht! verflucht! das lächert mich doch &#x2014; das mit<lb/>
des Alten weißem Hans. Der wird auch hinter Ihm<lb/>
her wieder Augen gemacht haben, Junker, wann er Ihn<lb/>
mit ihm und der Jungfer hat abfahren &#x017F;ehen! O ver¬<lb/>
flucht, verflucht, verflucht.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sieh&#x017F;t Du wohl, Heinrich, bi&#x017F;t ja noch ganz hüb&#x017F;ch<lb/>
bei Be&#x017F;innung; nun nimm Dich aber noch ein bißchen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0173] kniete bereits bei dem Wieſchen und dem Knecht Heinrich: „Kerl, was für Unſinn hat denn Er angeſtiftet?“ „Es iſt wohl nicht die erſte Schmarre, die wir uns in Compagnie holen, Herr von Münchhauſen,“ ächzte der Knecht, ſich auf dem Ellbogen emporrichtend. „Aber ſo wie heute doch noch niemalen früher.“ „Hat Er Seinen Reſt weg, Heinrich?“ fragte der Junker mit wirklicher Theilnahme und Beſorgniß. „Er will mir doch nicht heute, im beſten Pläſir, eine Dumm¬ heit machen?“ „Schaffen der Junker mich auf's Heu hinterm Pferde¬ ſtall wie ſonſten und ich lecke mir die Bleſſur ſchon zurechte; aber — heute — dießmal —“ „Na, Seinen Hirnſchädel kenne ich doch wohl auch ein bißchen,“ meinte der gute Kamerad aus früherer Schul- und Wilddiebs-Zeit. „Er verträgt ſchon einen Puff, Heinrich.“ „Sich von ſeinem Mädchen auf dem Buckel durch den Tumult und durch's Dickicht ſchleppen laſſen müſſen!“ ächzte der Knecht halb kläglich, halb wüthend. „O ver¬ flucht, junger Herr; Sie haben es wieder beſſer gemacht. O verflucht! verflucht! das lächert mich doch — das mit des Alten weißem Hans. Der wird auch hinter Ihm her wieder Augen gemacht haben, Junker, wann er Ihn mit ihm und der Jungfer hat abfahren ſehen! O ver¬ flucht, verflucht, verflucht.“ „Siehſt Du wohl, Heinrich, biſt ja noch ganz hübſch bei Beſinnung; nun nimm Dich aber noch ein bißchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/173
Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/173>, abgerufen am 25.04.2024.