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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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Wiener Walzer, der Hochzeitsmarsch aus dem Tann¬
häuser und der Hohenfriedberger harmonisch in¬
einanderdudelnd und den Abendfrieden hier oben
wenig störend.

"So! Da sitzt ihr wieder!"

"Jawohl; und Gott sei Dank, frommer Sohn
Karl, daß auch Du noch da bist, Tugendbold! Keine
fünf Minuten hätte ich es mit dem Mädchen da
länger allein hier ausgehalten. So 'ne ganz ver¬
rückte Prise! Ist Der das Gezeter, Gezerr, Geplärr
und Geplapper da unten zu Hause auf die Nerven
gefallen! Jawohl, Dich brauchten wir gerade recht
nothwendig, Krumhardt. Da ich mit meiner Mutter
nicht gegen sie ankomme, so rücke Du ihr noch einmal
mit Deinem Herrn Vater auf den Leib und kratze
Deinen eigenen Verstandskasten aus, um ihr Ver¬
nunft zu sprechen. Da haben unsere Mütter -- ich
meine meine und ihre -- eine saubere Pflanze gro߬
gezogen. Höre sie nur, höre sie nur, Krumhardt!
Ja, leg nur los, Elly -- Miß Ellen Trotzendorff:
die Nachbarschaft im Vogelsang ist ganz Ohr!"

"Wäre Deine Mutter nicht, Velten, so könnte
ich Dich -- könnte ich Dich --"

"Erdrosseln, erwürgen, vergiften, Dir jedenfalls
mit beiden Krallen in die Haare fallen, und beide
Fäuste voll Skalp bergunter nach Hause rennen.

Wiener Walzer, der Hochzeitsmarſch aus dem Tann¬
häuſer und der Hohenfriedberger harmoniſch in¬
einanderdudelnd und den Abendfrieden hier oben
wenig ſtörend.

„So! Da ſitzt ihr wieder!“

„Jawohl; und Gott ſei Dank, frommer Sohn
Karl, daß auch Du noch da biſt, Tugendbold! Keine
fünf Minuten hätte ich es mit dem Mädchen da
länger allein hier ausgehalten. So 'ne ganz ver¬
rückte Priſe! Iſt Der das Gezeter, Gezerr, Geplärr
und Geplapper da unten zu Hauſe auf die Nerven
gefallen! Jawohl, Dich brauchten wir gerade recht
nothwendig, Krumhardt. Da ich mit meiner Mutter
nicht gegen ſie ankomme, ſo rücke Du ihr noch einmal
mit Deinem Herrn Vater auf den Leib und kratze
Deinen eigenen Verſtandskaſten aus, um ihr Ver¬
nunft zu ſprechen. Da haben unſere Mütter — ich
meine meine und ihre — eine ſaubere Pflanze gro߬
gezogen. Höre ſie nur, höre ſie nur, Krumhardt!
Ja, leg nur los, Elly — Miß Ellen Trotzendorff:
die Nachbarſchaft im Vogelſang iſt ganz Ohr!“

„Wäre Deine Mutter nicht, Velten, ſo könnte
ich Dich — könnte ich Dich —“

„Erdroſſeln, erwürgen, vergiften, Dir jedenfalls
mit beiden Krallen in die Haare fallen, und beide
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[70/0080] Wiener Walzer, der Hochzeitsmarſch aus dem Tann¬ häuſer und der Hohenfriedberger harmoniſch in¬ einanderdudelnd und den Abendfrieden hier oben wenig ſtörend. „So! Da ſitzt ihr wieder!“ „Jawohl; und Gott ſei Dank, frommer Sohn Karl, daß auch Du noch da biſt, Tugendbold! Keine fünf Minuten hätte ich es mit dem Mädchen da länger allein hier ausgehalten. So 'ne ganz ver¬ rückte Priſe! Iſt Der das Gezeter, Gezerr, Geplärr und Geplapper da unten zu Hauſe auf die Nerven gefallen! Jawohl, Dich brauchten wir gerade recht nothwendig, Krumhardt. Da ich mit meiner Mutter nicht gegen ſie ankomme, ſo rücke Du ihr noch einmal mit Deinem Herrn Vater auf den Leib und kratze Deinen eigenen Verſtandskaſten aus, um ihr Ver¬ nunft zu ſprechen. Da haben unſere Mütter — ich meine meine und ihre — eine ſaubere Pflanze gro߬ gezogen. Höre ſie nur, höre ſie nur, Krumhardt! Ja, leg nur los, Elly — Miß Ellen Trotzendorff: die Nachbarſchaft im Vogelſang iſt ganz Ohr!“ „Wäre Deine Mutter nicht, Velten, ſo könnte ich Dich — könnte ich Dich —“ „Erdroſſeln, erwürgen, vergiften, Dir jedenfalls mit beiden Krallen in die Haare fallen, und beide Fäuſte voll Skalp bergunter nach Hauſe rennen.

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/80>, abgerufen am 25.04.2024.