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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Vorrede.
nicht würde seyn zu finden gewesen;
theils auch/ weil vor etzlichen Jammer
und Kummer/ Noth und Tod vorher ge-
hen muß/ ehe sie können erfüllet werden/
wovon man denn zur selbigen Zeit eben-
falls nichts gewust hätte. Zum Exem-
pel/ es befiehlet itzo das Recht der Na-
tur mit iederman im Handel und Wan-
del ehrlich zu verfahren/ rechte Elle/
Maß und Gewichte zu gebrauchen/
Schulden zu rechter Zeit zu bezahlen/ [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt].
Alleine das ist noch nicht ausgemachet/
ob man im Stande der Unschuld derglei-
chen Handel und Wandel/ wie heutiges
Tages/ würde getrieben/ oder Geld ge-
brauchet haben. Gleichergestalt/ wenn
im Stande der Unschuld keine Republi-
qven
und weltlich Regiment aufkom-
men wäre/ so hätte man auch der Gese-
tze/ so hierzu erfordert werden/ nicht be-
durfft. Heute wil das Recht der Natur
haben/ daß man den Nothdürfftigen und
Elenden zu Hülffe komme/ und die Witt-
ben und Waisen in Schutz nehme. So-
fern nun gar kein Mensch weder Un-
glück/ noch Armuth/ noch den Tod zu

be-

Vorrede.
nicht wuͤrde ſeyn zu finden geweſen;
theils auch/ weil vor etzlichen Jammer
und Kummer/ Noth und Tod vorher ge-
hen muß/ ehe ſie koͤnnen erfuͤllet werden/
wovon man denn zur ſelbigen Zeit eben-
falls nichts gewuſt haͤtte. Zum Exem-
pel/ es befiehlet itzo das Recht der Na-
tur mit iederman im Handel und Wan-
del ehrlich zu verfahren/ rechte Elle/
Maß und Gewichte zu gebrauchen/
Schulden zu rechter Zeit zu bezahlen/ [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt].
Alleine das iſt noch nicht ausgemachet/
ob man im Stande der Unſchuld derglei-
chen Handel und Wandel/ wie heutiges
Tages/ wuͤrde getrieben/ oder Geld ge-
brauchet haben. Gleichergeſtalt/ wenn
im Stande der Unſchuld keine Republi-
qven
und weltlich Regiment aufkom-
men waͤre/ ſo haͤtte man auch der Geſe-
tze/ ſo hierzu erfordert werden/ nicht be-
durfft. Heute wil das Recht der Natur
haben/ daß man den Nothduͤrfftigen und
Elenden zu Huͤlffe komme/ und die Witt-
ben und Waiſen in Schutz nehme. So-
fern nun gar kein Menſch weder Un-
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[0050] Vorrede. nicht wuͤrde ſeyn zu finden geweſen; theils auch/ weil vor etzlichen Jammer und Kummer/ Noth und Tod vorher ge- hen muß/ ehe ſie koͤnnen erfuͤllet werden/ wovon man denn zur ſelbigen Zeit eben- falls nichts gewuſt haͤtte. Zum Exem- pel/ es befiehlet itzo das Recht der Na- tur mit iederman im Handel und Wan- del ehrlich zu verfahren/ rechte Elle/ Maß und Gewichte zu gebrauchen/ Schulden zu rechter Zeit zu bezahlen/ _. Alleine das iſt noch nicht ausgemachet/ ob man im Stande der Unſchuld derglei- chen Handel und Wandel/ wie heutiges Tages/ wuͤrde getrieben/ oder Geld ge- brauchet haben. Gleichergeſtalt/ wenn im Stande der Unſchuld keine Republi- qven und weltlich Regiment aufkom- men waͤre/ ſo haͤtte man auch der Geſe- tze/ ſo hierzu erfordert werden/ nicht be- durfft. Heute wil das Recht der Natur haben/ daß man den Nothduͤrfftigen und Elenden zu Huͤlffe komme/ und die Witt- ben und Waiſen in Schutz nehme. So- fern nun gar kein Menſch weder Un- gluͤck/ noch Armuth/ noch den Tod zu be-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/50>, abgerufen am 24.04.2024.