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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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Zuschrifft Brieff.
Autores, weil sil ein weitläufftig scri-
ptum
in einen kurtzen Begriff/ oder ver-
meynte Tabellen dem Gedächtniß (an
stupiditati
vielleicht dem dummen Ver-
stande) zu helffen/ gebracht haben/ und
zwar hoffete ich/ wenn ich einen Auto-
rem
verstünde/ ich auch die andern verste-
hen würde 'weil bey den Scribenten, wie
gemeiniglich bey den Juristen gleichsam
zum Gesetz worden/ daß einer von dem
andern auff guten glauben außschreibe.
Als ich nun mich zu einer beständigen
Gedult bequämet/ habe ich anfangs ei-
nen weitläufftigen und von vielen appro-
bir
ten Autorem durchzulesen vor mir
genommen/ von welchem ich mir nicht
vergeblich eingebildet/ er würde nicht we-
niger alle/ so vor ihm geschrieben/ haben
zusammen getragen/ als die nachfolgende
bey ihm gethan. Was andern in die-
sein Autore kunte Unmuth erwecken/
das kam mir/ ich weiß nicht wie/ vor/ als
eine erquickung. Denn so viel mehr Sa-
chen/ die nicht zum Werck dieneten/ hin-

ein

Zuſchrifft Brieff.
Autores, weil ſil ein weitlaͤufftig ſcri-
ptum
in einen kurtzen Begriff/ oder ver-
meynte Tabellen dem Gedaͤchtniß (an
ſtupiditati
vielleicht dem dummen Ver-
ſtande) zu helffen/ gebracht haben/ und
zwar hoffete ich/ wenn ich einen Auto-
rem
verſtuͤnde/ ich auch die andern veꝛſte-
hen wuͤrde ‘weil bey den Scribenten, wie
gemeiniglich bey den Juriſten gleichſam
zum Geſetz worden/ daß einer von dem
andern auff guten glauben außſchreibe.
Als ich nun mich zu einer beſtaͤndigen
Gedult bequaͤmet/ habe ich anfangs ei-
nen weitlaͤufftigen uñ von vielen appro-
bir
ten Autorem durchzuleſen vor mir
genommen/ von welchem ich mir nicht
vergeblich eingebildet/ er wuͤrde nicht we-
niger alle/ ſo vor ihm geſchrieben/ haben
zuſammen getragen/ als die nachfolgende
bey ihm gethan. Was andern in die-
ſein Autore kunte Unmuth erwecken/
das kam mir/ ich weiß nicht wie/ vor/ als
eine erquickung. Denn ſo viel mehr Sa-
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[0014] Zuſchrifft Brieff. Autores, weil ſil ein weitlaͤufftig ſcri- ptum in einen kurtzen Begriff/ oder ver- meynte Tabellen dem Gedaͤchtniß (an ſtupiditati vielleicht dem dummen Ver- ſtande) zu helffen/ gebracht haben/ und zwar hoffete ich/ wenn ich einen Auto- rem verſtuͤnde/ ich auch die andern veꝛſte- hen wuͤrde ‘weil bey den Scribenten, wie gemeiniglich bey den Juriſten gleichſam zum Geſetz worden/ daß einer von dem andern auff guten glauben außſchreibe. Als ich nun mich zu einer beſtaͤndigen Gedult bequaͤmet/ habe ich anfangs ei- nen weitlaͤufftigen uñ von vielen appro- birten Autorem durchzuleſen vor mir genommen/ von welchem ich mir nicht vergeblich eingebildet/ er wuͤrde nicht we- niger alle/ ſo vor ihm geſchrieben/ haben zuſammen getragen/ als die nachfolgende bey ihm gethan. Was andern in die- ſein Autore kunte Unmuth erwecken/ das kam mir/ ich weiß nicht wie/ vor/ als eine erquickung. Denn ſo viel mehr Sa- chen/ die nicht zum Werck dieneten/ hin- ein

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/14>, abgerufen am 24.04.2024.