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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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1) Teutschland bis ins V. Jahrhund.
phalen. -- Dieser innere Theil vom ursprüngli-
chen Teutschland hat fast vor allen Ländern von
Europa das voraus, daß nie fremde Völker auf
die Dauer festen Fuß darin haben fassen können.
Weder den Römern gelang es, diesseits Rheins
und der Donau ihre Herrschaft zu befestigen; noch
anderen Völkern, die zwar häufig durchgezogen sind,
und Spuhren der Verwüstung zurückgelaßen ha-
ben, ist es gelungen, hier Eroberungen von Be-
stand zu machen (c).

Jene Wendische Länder sind zwar jetzt ebenfallsX.
größtentheils auf Teutschen Fuß gesetzt, so daß
außer Böhmen und der Lausitz selbst die Wendische
Sprache meist der Teutschen Platz machen müßen.
Jedoch sowohl in Sitten des Landmanns als in
der Verfassung der Länder sind noch Spuhren ihres
ursprünglichen Unterschiedes von anderen Teutschen
Ländern gnug übrig. Insonderheit kann man mit
Grunde behaupten, daß schon von den Zeiten des
fünften Jahrhunderts her hier ein jedes Land seinen
eignen Landesherrn, Fürsten oder König gehabt
hat, und erst in der Folge genöthiget worden ist,
die Hoheit des Teutschen Reichs und dessen gemein-
samen Oberhauptes über sich zu erkennen. Also
in so weit schon von selbigen Zeiten her der erste
Grund der heutigen Verfassung, daß Mecklenburg,
Pommern, Meissen, Brandenburg u. s. w. von je
her ursprünglich verschiedene Länder gewesen sind,

deren
(c) Hierüber verdient vorzüglich gelesen zu wer-
den des Preussischen Ministers von Herzberg Ab-
handlung von der Ueberlegenheit der Teutschen über
die Römer etc. (Leipz. 1780. 8.) S. 23.
A 4

1) Teutſchland bis ins V. Jahrhund.
phalen. — Dieſer innere Theil vom urſpruͤngli-
chen Teutſchland hat faſt vor allen Laͤndern von
Europa das voraus, daß nie fremde Voͤlker auf
die Dauer feſten Fuß darin haben faſſen koͤnnen.
Weder den Roͤmern gelang es, dieſſeits Rheins
und der Donau ihre Herrſchaft zu befeſtigen; noch
anderen Voͤlkern, die zwar haͤufig durchgezogen ſind,
und Spuhren der Verwuͤſtung zuruͤckgelaßen ha-
ben, iſt es gelungen, hier Eroberungen von Be-
ſtand zu machen (c).

Jene Wendiſche Laͤnder ſind zwar jetzt ebenfallsX.
groͤßtentheils auf Teutſchen Fuß geſetzt, ſo daß
außer Boͤhmen und der Lauſitz ſelbſt die Wendiſche
Sprache meiſt der Teutſchen Platz machen muͤßen.
Jedoch ſowohl in Sitten des Landmanns als in
der Verfaſſung der Laͤnder ſind noch Spuhren ihres
urſpruͤnglichen Unterſchiedes von anderen Teutſchen
Laͤndern gnug uͤbrig. Inſonderheit kann man mit
Grunde behaupten, daß ſchon von den Zeiten des
fuͤnften Jahrhunderts her hier ein jedes Land ſeinen
eignen Landesherrn, Fuͤrſten oder Koͤnig gehabt
hat, und erſt in der Folge genoͤthiget worden iſt,
die Hoheit des Teutſchen Reichs und deſſen gemein-
ſamen Oberhauptes uͤber ſich zu erkennen. Alſo
in ſo weit ſchon von ſelbigen Zeiten her der erſte
Grund der heutigen Verfaſſung, daß Mecklenburg,
Pommern, Meiſſen, Brandenburg u. ſ. w. von je
her urſpruͤnglich verſchiedene Laͤnder geweſen ſind,

deren
(c) Hieruͤber verdient vorzuͤglich geleſen zu wer-
den des Preuſſiſchen Miniſters von Herzberg Ab-
handlung von der Ueberlegenheit der Teutſchen uͤber
die Roͤmer ꝛc. (Leipz. 1780. 8.) S. 23.
A 4
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[7/0041] 1) Teutſchland bis ins V. Jahrhund. phalen. — Dieſer innere Theil vom urſpruͤngli- chen Teutſchland hat faſt vor allen Laͤndern von Europa das voraus, daß nie fremde Voͤlker auf die Dauer feſten Fuß darin haben faſſen koͤnnen. Weder den Roͤmern gelang es, dieſſeits Rheins und der Donau ihre Herrſchaft zu befeſtigen; noch anderen Voͤlkern, die zwar haͤufig durchgezogen ſind, und Spuhren der Verwuͤſtung zuruͤckgelaßen ha- ben, iſt es gelungen, hier Eroberungen von Be- ſtand zu machen (c). Jene Wendiſche Laͤnder ſind zwar jetzt ebenfalls groͤßtentheils auf Teutſchen Fuß geſetzt, ſo daß außer Boͤhmen und der Lauſitz ſelbſt die Wendiſche Sprache meiſt der Teutſchen Platz machen muͤßen. Jedoch ſowohl in Sitten des Landmanns als in der Verfaſſung der Laͤnder ſind noch Spuhren ihres urſpruͤnglichen Unterſchiedes von anderen Teutſchen Laͤndern gnug uͤbrig. Inſonderheit kann man mit Grunde behaupten, daß ſchon von den Zeiten des fuͤnften Jahrhunderts her hier ein jedes Land ſeinen eignen Landesherrn, Fuͤrſten oder Koͤnig gehabt hat, und erſt in der Folge genoͤthiget worden iſt, die Hoheit des Teutſchen Reichs und deſſen gemein- ſamen Oberhauptes uͤber ſich zu erkennen. Alſo in ſo weit ſchon von ſelbigen Zeiten her der erſte Grund der heutigen Verfaſſung, daß Mecklenburg, Pommern, Meiſſen, Brandenburg u. ſ. w. von je her urſpruͤnglich verſchiedene Laͤnder geweſen ſind, deren X. (c) Hieruͤber verdient vorzuͤglich geleſen zu wer- den des Preuſſiſchen Miniſters von Herzberg Ab- handlung von der Ueberlegenheit der Teutſchen uͤber die Roͤmer ꝛc. (Leipz. 1780. 8.) S. 23. A 4

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/41>, abgerufen am 28.03.2024.