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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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thiers, vor unsern Augen mehrere schöne
Porzelläntassen (alles ächte altsächsische) von
einer Console herabkehrte, die in Scherben
auf dem Boden zertrümmerten, ohne dennoch
das mindeste Klirren vernehmen zu lassen --
denn die Prevorst'schen Geister haben nicht
nur die Fähigkeit, immaterielle Klänge her-
vorzubringen, die materiell gehört werden,
sondern auch solche, die ihnen unangenehm
oder nicht anständig scheinen, unhörbar zu
machen, ein Vorrecht der Zwischenregionen,
welches verschiedene Bequemlichkeiten darbie-
ten muß.

Als mein Freund endlich wieder still hielt,
und sich keuchend den Schweiß von der Stirne
trocknete, benutzte ich den günstigen Augen-
blick schnell, um von Neuem also zu spre-
chen: "Die guten Nachrichten, die ich Dir
zu bringen habe, sind noch nicht zu Ende.
Vernimm, daß auch eine andere gewichtige
Stimme in Deutschlands kritischen Gauen
zu Deinem Preise erschallte, und den eige-
nen Glanz Dir als wohlthuende Folie un-
terlegte -- und manche andere werthvolle
Namen sind demselben Beispiel gefolgt. Ein
Freimüthiger darunter, der Dich wahrlich
nicht übel kennt, obgleich er Dich sichtlich mit
einer andern Person verwechselt, hat sogar

thiers, vor unſern Augen mehrere ſchoͤne
Porzellaͤntaſſen (alles aͤchte altſaͤchſiſche) von
einer Conſole herabkehrte, die in Scherben
auf dem Boden zertruͤmmerten, ohne dennoch
das mindeſte Klirren vernehmen zu laſſen —
denn die Prevorſt’ſchen Geiſter haben nicht
nur die Faͤhigkeit, immaterielle Klaͤnge her-
vorzubringen, die materiell gehoͤrt werden,
ſondern auch ſolche, die ihnen unangenehm
oder nicht anſtaͤndig ſcheinen, unhoͤrbar zu
machen, ein Vorrecht der Zwiſchenregionen,
welches verſchiedene Bequemlichkeiten darbie-
ten muß.

Als mein Freund endlich wieder ſtill hielt,
und ſich keuchend den Schweiß von der Stirne
trocknete, benutzte ich den guͤnſtigen Augen-
blick ſchnell, um von Neuem alſo zu ſpre-
chen: „Die guten Nachrichten, die ich Dir
zu bringen habe, ſind noch nicht zu Ende.
Vernimm, daß auch eine andere gewichtige
Stimme in Deutſchlands kritiſchen Gauen
zu Deinem Preiſe erſchallte, und den eige-
nen Glanz Dir als wohlthuende Folie un-
terlegte — und manche andere werthvolle
Namen ſind demſelben Beiſpiel gefolgt. Ein
Freimuͤthiger darunter, der Dich wahrlich
nicht uͤbel kennt, obgleich er Dich ſichtlich mit
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[XVI/0024] thiers, vor unſern Augen mehrere ſchoͤne Porzellaͤntaſſen (alles aͤchte altſaͤchſiſche) von einer Conſole herabkehrte, die in Scherben auf dem Boden zertruͤmmerten, ohne dennoch das mindeſte Klirren vernehmen zu laſſen — denn die Prevorſt’ſchen Geiſter haben nicht nur die Faͤhigkeit, immaterielle Klaͤnge her- vorzubringen, die materiell gehoͤrt werden, ſondern auch ſolche, die ihnen unangenehm oder nicht anſtaͤndig ſcheinen, unhoͤrbar zu machen, ein Vorrecht der Zwiſchenregionen, welches verſchiedene Bequemlichkeiten darbie- ten muß. Als mein Freund endlich wieder ſtill hielt, und ſich keuchend den Schweiß von der Stirne trocknete, benutzte ich den guͤnſtigen Augen- blick ſchnell, um von Neuem alſo zu ſpre- chen: „Die guten Nachrichten, die ich Dir zu bringen habe, ſind noch nicht zu Ende. Vernimm, daß auch eine andere gewichtige Stimme in Deutſchlands kritiſchen Gauen zu Deinem Preiſe erſchallte, und den eige- nen Glanz Dir als wohlthuende Folie un- terlegte — und manche andere werthvolle Namen ſind demſelben Beiſpiel gefolgt. Ein Freimuͤthiger darunter, der Dich wahrlich nicht uͤbel kennt, obgleich er Dich ſichtlich mit einer andern Perſon verwechſelt, hat ſogar

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/24>, abgerufen am 18.04.2024.