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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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portkarren für Heu, Holz etc., wo auch ein Pferd
dieselbe Arbeit thut, zu der bei uns drei gebraucht
werden. Das Gleichgewicht, in welchem die Last, so
zu sagen, balancirt wird, macht dies allein möglich.
Ein Karren wird, z. B. mit langem Bauholz, so
aufgeladen, daß man das Pferd kaum sehen kann,
welches ganz vom Holze eingehüllt ist, dessen
Stämme viele Ellen hinter dem Wagen und vor
dem Pferde hinausragen. Die Vertheilung des
Gewichts auf beiden Seiten ist dadurch so voll-
kommen hervorgebracht, daß die Stämme nur
auf einem Punkte aufliegen, und daher das
Pferd nur wenig im Verhältniß zu ziehen hat.
Bergauf und herab hilft der Führer leicht nach,
durch Heben oder Niederdrücken der Enden, welche
die geringste Kraft schon in Bewegung setzt. Eben
so werden fünf bis sechs schwere eichne Bohlen auf
plattem Sattel über ein Pferd gelegt, das sie, wie
eine Balancierstange, ohne große Beschwerde fort-
trägt, obgleich es unter derselben Last, in einem
andern Volumen, z. B. in einer Kiste enthalten,
erliegen müßte. Auch um Steine, über dem Sattel
hängend, zu transportiren, haben sie eine sinnreiche
Vorrichtung, gleich hölzernen Körben, die auf einer
dicken Strohunterlage über des Pferdes Rücken befe-
stigt werden.

Die frohe Laune und gutmüthige Höflichkeit der
Leute, denen ich begegnete, fand ich sehr einneh-
mend. Kein Volk, das ich kenne, erscheint in seinen

portkarren für Heu, Holz ꝛc., wo auch ein Pferd
dieſelbe Arbeit thut, zu der bei uns drei gebraucht
werden. Das Gleichgewicht, in welchem die Laſt, ſo
zu ſagen, balancirt wird, macht dies allein möglich.
Ein Karren wird, z. B. mit langem Bauholz, ſo
aufgeladen, daß man das Pferd kaum ſehen kann,
welches ganz vom Holze eingehüllt iſt, deſſen
Stämme viele Ellen hinter dem Wagen und vor
dem Pferde hinausragen. Die Vertheilung des
Gewichts auf beiden Seiten iſt dadurch ſo voll-
kommen hervorgebracht, daß die Stämme nur
auf einem Punkte aufliegen, und daher das
Pferd nur wenig im Verhältniß zu ziehen hat.
Bergauf und herab hilft der Führer leicht nach,
durch Heben oder Niederdrücken der Enden, welche
die geringſte Kraft ſchon in Bewegung ſetzt. Eben
ſo werden fünf bis ſechs ſchwere eichne Bohlen auf
plattem Sattel über ein Pferd gelegt, das ſie, wie
eine Balancierſtange, ohne große Beſchwerde fort-
trägt, obgleich es unter derſelben Laſt, in einem
andern Volumen, z. B. in einer Kiſte enthalten,
erliegen müßte. Auch um Steine, über dem Sattel
hängend, zu transportiren, haben ſie eine ſinnreiche
Vorrichtung, gleich hölzernen Körben, die auf einer
dicken Strohunterlage über des Pferdes Rücken befe-
ſtigt werden.

Die frohe Laune und gutmüthige Höflichkeit der
Leute, denen ich begegnete, fand ich ſehr einneh-
mend. Kein Volk, das ich kenne, erſcheint in ſeinen

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[23/0045] portkarren für Heu, Holz ꝛc., wo auch ein Pferd dieſelbe Arbeit thut, zu der bei uns drei gebraucht werden. Das Gleichgewicht, in welchem die Laſt, ſo zu ſagen, balancirt wird, macht dies allein möglich. Ein Karren wird, z. B. mit langem Bauholz, ſo aufgeladen, daß man das Pferd kaum ſehen kann, welches ganz vom Holze eingehüllt iſt, deſſen Stämme viele Ellen hinter dem Wagen und vor dem Pferde hinausragen. Die Vertheilung des Gewichts auf beiden Seiten iſt dadurch ſo voll- kommen hervorgebracht, daß die Stämme nur auf einem Punkte aufliegen, und daher das Pferd nur wenig im Verhältniß zu ziehen hat. Bergauf und herab hilft der Führer leicht nach, durch Heben oder Niederdrücken der Enden, welche die geringſte Kraft ſchon in Bewegung ſetzt. Eben ſo werden fünf bis ſechs ſchwere eichne Bohlen auf plattem Sattel über ein Pferd gelegt, das ſie, wie eine Balancierſtange, ohne große Beſchwerde fort- trägt, obgleich es unter derſelben Laſt, in einem andern Volumen, z. B. in einer Kiſte enthalten, erliegen müßte. Auch um Steine, über dem Sattel hängend, zu transportiren, haben ſie eine ſinnreiche Vorrichtung, gleich hölzernen Körben, die auf einer dicken Strohunterlage über des Pferdes Rücken befe- ſtigt werden. Die frohe Laune und gutmüthige Höflichkeit der Leute, denen ich begegnete, fand ich ſehr einneh- mend. Kein Volk, das ich kenne, erſcheint in ſeinen

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/45>, abgerufen am 29.03.2024.