Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung ersten Theils erstes Buch.
[Spaltenumbruch] weder Blüte noch Beeren drauf ange-
troffen, und daraus geschlossen, sie mü-
sten mit denen zu Sierra morena zugleich,
das ist im December, blühen.

Die Beeren werden zu allen Kranck-
heiten, wo man stopfens und anhaltens
von nöthen hat, so wohl innerlich, als
äusserlich gebrauchet. Die Apothecker
machen einen Saft oder Syrup davon,
und ein Oel, welche aber beyde in Franck-
reich
gar selten gebrauchet werden. Jn
Teutschland färben sie blau mit den
Beeren, als wie wir in Franckreich gelb
mit dem Korn von Avignon, und grün
mit den Creutzbeeren.

Die Engländer nehmen die Myrten-
blätter und Reisig, und gerben das Leder
damit, als wie mit dem Sumach oder
Gerberbaum.

Die Myrtenbeeren, die wir bekom-
[Spaltenumbruch] men, sind an der Sonnen gedörret, und
daher gantz eingeschrumpfen, und die
Haut auch also schwartz, da sie doch,
wenn sie gesammlet werden, und recht
reiff worden, nicht nur glatt sind, son-
dern auch voll Saft, den man gleicher-
gestalt auspressen und zu vielerley ge-
brauchen kan: das übrige wird getrock-
net und aufgehebt. Weil aber diese
Früchte nicht seltsam, dahero braucht es
dieser Mühe nicht.

Ob mich nun schon der Herr Charras
versichert, daß diejenigen Myrtillen, die
wir zu verkauffen haben, die Beeren
der Myrten wären, dennoch sind es viel-
mehr, nach des Herrn Tourneforts
Erachten, die Beeren des Vitis Ideae, die
Heydelbeeren, welche bey allen Auto-Siehe Fig. 25.
ribus beschrieben und gantz gemeine sind.

[Ende Spaltensatz]
Das drey und zwantzigste Capitel.
Vom Läuskraut.
[Beginn Spaltensatz]

STaphis agria ist der Samen eines Krau-
tes, das in Povence und Languedoc
insgemein wächst.

Siehe Fig. 26.

Das Kraut hat grosse, dicke, gar sehr
zerkerbte, grüne Blätter, auf welche
himmelblaue Blumen, und nach diesem
die Bälglein folgen, in denen der Sa-
men liegt, und dermassen gedrungen
beysammen stickt, daß man kaum sehen
kan, was ihn zusammenhält: wird er
von einander gerissen, dann ist er als eine
Erbis groß, dreyeckigt, auswendig
schwärtzlicht und rauch, innwendig weiß-
gelblicht, und schmeckt bitter, beissend
und unangenehm.

[Spaltenumbruch]

Man suche diesen Samen, der fein
vollkommen und frisch ist, unter dem
auch nicht viel Unrath befindlich.

Er wird für die Läuse/ vornehmlich
bey Kindern, gebraucht, wie auch zum
Blasenziehen und Stillung der Zahn-
schmertzen/
wenn er vorher in Wein-
eßig geweichet worden: weil es aber ei-
ne gefährliche Sache, deswegen wolte ich
nicht leichte iemand dazu rathen, zu-
mahl da schon andere Mittel vorhan-
den, dabey keine solche Gefahr zu besor-
gen, und dennoch einerley Wirckung zu
hoffen steht.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und zwantzigste Capitel.
Vom Bisamsamen.
[Beginn Spaltensatz]

AMbrette, Graine de Musc, der Bisam-
samen,
ist ein klein, braun und rau-
ches Körnlein, wie eine Nadelkoppe groß,
und wie eine kleine Niere gestalt, riecht
nach Mosch und Ambra, sonderlich,
wenn es noch frisch ist, daher es dann
auch seinen Namen hat bekommen.

Siehe Fig. 27.

Das Kraut schiest gerade in die Höhe,
hat grüne Blätter, die so weich als Sam-
met sind, und bald wie die Pappel-
blätter sehen, darum es auch Alcea In-
dica villosa,
die Jndianische Sammtpap-
pel genennet wird. Es trägt gelbe Blu-
men, wie Glocken, aus denen dreyeckig-
te Hülsen entstehen, die auswendig
[Spaltenumbruch] braun, inwendig weiß sehen, und des
Fingers lang sind; in diesen liegt der
Samen.

Der Samen aber soll frisch seyn, fein
völlig, wohlriechend, trucken und reine.
Derjenige, welcher aus der Jnsel Mar-
tinigo
gebracht wird, riecht viel stärcker,
als der aus den andern Jnseln kommt.
Dieses Kraut wächst auch in Egypten/
woselbst es Mosch, und der Samen
Abelmosch genennt wird.

Die Parfumirer, sonderlich in Jta-
lien, brauchen diesen Samen am mei-
sten; inngleichen die Paternoster- und
Rosenkräntzmacher.

Man

Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch.
[Spaltenumbruch] weder Bluͤte noch Beeren drauf ange-
troffen, und daraus geſchloſſen, ſie muͤ-
ſten mit denen zu Sierra morena zugleich,
das iſt im December, bluͤhen.

Die Beeren werden zu allen Kranck-
heiten, wo man ſtopfens und anhaltens
von noͤthen hat, ſo wohl innerlich, als
aͤuſſerlich gebrauchet. Die Apothecker
machen einen Saft oder Syrup davon,
und ein Oel, welche aber beyde in Franck-
reich
gar ſelten gebrauchet werden. Jn
Teutſchland faͤrben ſie blau mit den
Beeren, als wie wir in Franckreich gelb
mit dem Korn von Avignon, und gruͤn
mit den Creutzbeeren.

Die Englaͤnder nehmen die Myrten-
blaͤtter und Reiſig, und gerben das Leder
damit, als wie mit dem Sumach oder
Gerberbaum.

Die Myrtenbeeren, die wir bekom-
[Spaltenumbruch] men, ſind an der Sonnen gedoͤrret, und
daher gantz eingeſchrumpfen, und die
Haut auch alſo ſchwartz, da ſie doch,
wenn ſie geſammlet werden, und recht
reiff worden, nicht nur glatt ſind, ſon-
dern auch voll Saft, den man gleicher-
geſtalt auspreſſen und zu vielerley ge-
brauchen kan: das uͤbrige wird getrock-
net und aufgehebt. Weil aber dieſe
Fruͤchte nicht ſeltſam, dahero braucht es
dieſer Muͤhe nicht.

Ob mich nun ſchon der Herꝛ Charras
verſichert, daß diejenigen Myrtillen, die
wir zu verkauffen haben, die Beeren
der Myrten waͤren, dennoch ſind es viel-
mehr, nach des Herrn Tourneforts
Erachten, die Beeren des Vitis Ideæ, die
Heydelbeeren, welche bey allen Auto-Siehe Fig. 25.
ribus beſchrieben und gantz gemeine ſind.

[Ende Spaltensatz]
Das drey und zwantzigſte Capitel.
Vom Laͤuskraut.
[Beginn Spaltensatz]

STaphis agria iſt der Samen eines Krau-
tes, das in Povence und Languedoc
insgemein waͤchſt.

Siehe Fig. 26.

Das Kraut hat groſſe, dicke, gar ſehr
zerkerbte, gruͤne Blaͤtter, auf welche
himmelblaue Blumen, und nach dieſem
die Baͤlglein folgen, in denen der Sa-
men liegt, und dermaſſen gedrungen
beyſammen ſtickt, daß man kaum ſehen
kan, was ihn zuſammenhaͤlt: wird er
von einander geriſſen, dann iſt er als eine
Erbis groß, dreyeckigt, auswendig
ſchwaͤrtzlicht und rauch, innwendig weiß-
gelblicht, und ſchmeckt bitter, beiſſend
und unangenehm.

[Spaltenumbruch]

Man ſuche dieſen Samen, der fein
vollkommen und friſch iſt, unter dem
auch nicht viel Unrath befindlich.

Er wird fuͤr die Laͤuſe/ vornehmlich
bey Kindern, gebraucht, wie auch zum
Blaſenziehen und Stillung der Zahn-
ſchmertzen/
wenn er vorher in Wein-
eßig geweichet worden: weil es aber ei-
ne gefaͤhrliche Sache, deswegen wolte ich
nicht leichte iemand dazu rathen, zu-
mahl da ſchon andere Mittel vorhan-
den, dabey keine ſolche Gefahr zu beſor-
gen, und dennoch einerley Wirckung zu
hoffen ſteht.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und zwantzigſte Capitel.
Vom Biſamſamen.
[Beginn Spaltensatz]

AMbrette, Graine de Muſc, der Biſam-
ſamen,
iſt ein klein, braun und rau-
ches Koͤrnlein, wie eine Nadelkoppe groß,
und wie eine kleine Niere geſtalt, riecht
nach Moſch und Ambra, ſonderlich,
wenn es noch friſch iſt, daher es dann
auch ſeinen Namen hat bekommen.

Siehe Fig. 27.

Das Kraut ſchieſt gerade in die Hoͤhe,
hat gruͤne Blaͤtter, die ſo weich als Sam-
met ſind, und bald wie die Pappel-
blaͤtter ſehen, darum es auch Alcea In-
dica villoſa,
die Jndianiſche Sammtpap-
pel genennet wird. Es traͤgt gelbe Blu-
men, wie Glocken, aus denen dreyeckig-
te Huͤlſen entſtehen, die auswendig
[Spaltenumbruch] braun, inwendig weiß ſehen, und des
Fingers lang ſind; in dieſen liegt der
Samen.

Der Samen aber ſoll friſch ſeyn, fein
voͤllig, wohlriechend, trucken und reine.
Derjenige, welcher aus der Jnſel Mar-
tinigo
gebracht wird, riecht viel ſtaͤrcker,
als der aus den andern Jnſeln kommt.
Dieſes Kraut waͤchſt auch in Egypten/
woſelbſt es Moſch, und der Samen
Abelmoſch genennt wird.

Die Parfumirer, ſonderlich in Jta-
lien, brauchen dieſen Samen am mei-
ſten; inngleichen die Paternoſter- und
Roſenkraͤntzmacher.

Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0047"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="29"/>
weder Blu&#x0364;te noch Beeren drauf ange-<lb/>
troffen, und daraus ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten mit denen zu <hi rendition="#aq">Sierra morena</hi> zugleich,<lb/>
das i&#x017F;t im December, blu&#x0364;hen.</p><lb/>
              <p>Die Beeren werden zu allen Kranck-<lb/>
heiten, wo man &#x017F;topfens und anhaltens<lb/>
von no&#x0364;then hat, &#x017F;o wohl innerlich, als<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich gebrauchet. Die Apothecker<lb/>
machen einen Saft oder Syrup davon,<lb/>
und ein Oel, welche aber beyde in <hi rendition="#fr">Franck-<lb/>
reich</hi> gar &#x017F;elten gebrauchet werden. Jn<lb/><hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland</hi> fa&#x0364;rben &#x017F;ie blau mit den<lb/>
Beeren, als wie wir in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> gelb<lb/>
mit dem Korn von Avignon, und gru&#x0364;n<lb/>
mit den Creutzbeeren.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Engla&#x0364;nder</hi> nehmen die Myrten-<lb/>
bla&#x0364;tter und Rei&#x017F;ig, und gerben das Leder<lb/>
damit, als wie mit dem Sumach oder<lb/>
Gerberbaum.</p><lb/>
              <p>Die Myrtenbeeren, die wir bekom-<lb/><cb n="30"/>
men, &#x017F;ind an der Sonnen gedo&#x0364;rret, und<lb/>
daher gantz einge&#x017F;chrumpfen, und die<lb/>
Haut auch al&#x017F;o &#x017F;chwartz, da &#x017F;ie doch,<lb/>
wenn &#x017F;ie ge&#x017F;ammlet werden, und recht<lb/>
reiff worden, nicht nur glatt &#x017F;ind, &#x017F;on-<lb/>
dern auch voll Saft, den man gleicher-<lb/>
ge&#x017F;talt auspre&#x017F;&#x017F;en und zu vielerley ge-<lb/>
brauchen kan: das u&#x0364;brige wird getrock-<lb/>
net und aufgehebt. Weil aber die&#x017F;e<lb/>
Fru&#x0364;chte nicht &#x017F;elt&#x017F;am, dahero braucht es<lb/>
die&#x017F;er Mu&#x0364;he nicht.</p><lb/>
              <p>Ob mich nun &#x017F;chon der Her&#xA75B; <hi rendition="#fr">Charras</hi><lb/>
ver&#x017F;ichert, daß diejenigen <hi rendition="#aq">Myrtill</hi>en, die<lb/>
wir zu verkauffen haben, die Beeren<lb/>
der Myrten wa&#x0364;ren, dennoch &#x017F;ind es viel-<lb/>
mehr, nach des Herrn <hi rendition="#fr">Tourneforts</hi><lb/>
Erachten, die Beeren des <hi rendition="#aq">Vitis Ideæ,</hi> die<lb/><hi rendition="#fr">Heydelbeeren,</hi> welche bey allen <hi rendition="#aq">Auto-</hi><note place="right">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 25.</note><lb/><hi rendition="#aq">ribus</hi> be&#x017F;chrieben und gantz gemeine &#x017F;ind.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das drey und zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom La&#x0364;uskraut.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">S</hi>Taphis agria</hi> i&#x017F;t der Samen eines Krau-<lb/>
tes, das in <hi rendition="#fr">Povence</hi> und <hi rendition="#fr">Languedoc</hi><lb/>
insgemein wa&#x0364;ch&#x017F;t.</p><lb/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 26.</note>
              <p>Das Kraut hat gro&#x017F;&#x017F;e, dicke, gar &#x017F;ehr<lb/>
zerkerbte, gru&#x0364;ne Bla&#x0364;tter, auf welche<lb/>
himmelblaue Blumen, und nach die&#x017F;em<lb/>
die Ba&#x0364;lglein folgen, in denen der Sa-<lb/>
men liegt, und derma&#x017F;&#x017F;en gedrungen<lb/>
bey&#x017F;ammen &#x017F;tickt, daß man kaum &#x017F;ehen<lb/>
kan, was ihn zu&#x017F;ammenha&#x0364;lt: wird er<lb/>
von einander geri&#x017F;&#x017F;en, dann i&#x017F;t er als eine<lb/>
Erbis groß, dreyeckigt, auswendig<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;rtzlicht und rauch, innwendig weiß-<lb/>
gelblicht, und &#x017F;chmeckt bitter, bei&#x017F;&#x017F;end<lb/>
und unangenehm.</p><lb/>
              <cb/>
              <p>Man &#x017F;uche die&#x017F;en Samen, der fein<lb/>
vollkommen und fri&#x017F;ch i&#x017F;t, unter dem<lb/>
auch nicht viel Unrath befindlich.</p><lb/>
              <p>Er wird fu&#x0364;r die <hi rendition="#fr">La&#x0364;u&#x017F;e/</hi> vornehmlich<lb/>
bey Kindern, gebraucht, wie auch zum<lb/><hi rendition="#fr">Bla&#x017F;enziehen</hi> und Stillung der <hi rendition="#fr">Zahn-<lb/>
&#x017F;chmertzen/</hi> wenn er vorher in Wein-<lb/>
eßig geweichet worden: weil es aber ei-<lb/>
ne gefa&#x0364;hrliche Sache, deswegen wolte ich<lb/>
nicht leichte iemand dazu rathen, zu-<lb/>
mahl da &#x017F;chon andere Mittel vorhan-<lb/>
den, dabey keine &#x017F;olche Gefahr zu be&#x017F;or-<lb/>
gen, und dennoch einerley Wirckung zu<lb/>
hoffen &#x017F;teht.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das vier und zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom Bi&#x017F;am&#x017F;amen.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">A</hi><hi rendition="#i">Mbrette, Graine de Mu&#x017F;c,</hi></hi> der <hi rendition="#fr">Bi&#x017F;am-<lb/>
&#x017F;amen,</hi> i&#x017F;t ein klein, braun und rau-<lb/>
ches Ko&#x0364;rnlein, wie eine Nadelkoppe groß,<lb/>
und wie eine kleine Niere ge&#x017F;talt, riecht<lb/>
nach Mo&#x017F;ch und Ambra, &#x017F;onderlich,<lb/>
wenn es noch fri&#x017F;ch i&#x017F;t, daher es dann<lb/>
auch &#x017F;einen Namen hat bekommen.</p><lb/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 27.</note>
              <p>Das Kraut &#x017F;chie&#x017F;t gerade in die Ho&#x0364;he,<lb/>
hat gru&#x0364;ne Bla&#x0364;tter, die &#x017F;o weich als Sam-<lb/>
met &#x017F;ind, und bald wie die Pappel-<lb/>
bla&#x0364;tter &#x017F;ehen, darum es auch <hi rendition="#aq">Alcea In-<lb/>
dica villo&#x017F;a,</hi> die Jndiani&#x017F;che Sammtpap-<lb/>
pel genennet wird. Es tra&#x0364;gt gelbe Blu-<lb/>
men, wie Glocken, aus denen dreyeckig-<lb/>
te Hu&#x0364;l&#x017F;en ent&#x017F;tehen, die auswendig<lb/><cb/>
braun, inwendig weiß &#x017F;ehen, und des<lb/>
Fingers lang &#x017F;ind; in die&#x017F;en liegt der<lb/>
Samen.</p><lb/>
              <p>Der Samen aber &#x017F;oll fri&#x017F;ch &#x017F;eyn, fein<lb/>
vo&#x0364;llig, wohlriechend, trucken und reine.<lb/>
Derjenige, welcher aus der Jn&#x017F;el <hi rendition="#fr">Mar-<lb/>
tinigo</hi> gebracht wird, riecht viel &#x017F;ta&#x0364;rcker,<lb/>
als der aus den andern Jn&#x017F;eln kommt.<lb/>
Die&#x017F;es Kraut wa&#x0364;ch&#x017F;t auch in <hi rendition="#fr">Egypten/</hi><lb/>
wo&#x017F;elb&#x017F;t es <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ch,</hi> und der Samen<lb/><hi rendition="#fr">Abelmo&#x017F;ch</hi> genennt wird.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Parfumirer,</hi> &#x017F;onderlich in Jta-<lb/>
lien, brauchen die&#x017F;en Samen am mei-<lb/>
&#x017F;ten; inngleichen die <hi rendition="#fr">Paterno&#x017F;ter-</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Ro&#x017F;enkra&#x0364;ntzmacher.</hi></p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0047] Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. weder Bluͤte noch Beeren drauf ange- troffen, und daraus geſchloſſen, ſie muͤ- ſten mit denen zu Sierra morena zugleich, das iſt im December, bluͤhen. Die Beeren werden zu allen Kranck- heiten, wo man ſtopfens und anhaltens von noͤthen hat, ſo wohl innerlich, als aͤuſſerlich gebrauchet. Die Apothecker machen einen Saft oder Syrup davon, und ein Oel, welche aber beyde in Franck- reich gar ſelten gebrauchet werden. Jn Teutſchland faͤrben ſie blau mit den Beeren, als wie wir in Franckreich gelb mit dem Korn von Avignon, und gruͤn mit den Creutzbeeren. Die Englaͤnder nehmen die Myrten- blaͤtter und Reiſig, und gerben das Leder damit, als wie mit dem Sumach oder Gerberbaum. Die Myrtenbeeren, die wir bekom- men, ſind an der Sonnen gedoͤrret, und daher gantz eingeſchrumpfen, und die Haut auch alſo ſchwartz, da ſie doch, wenn ſie geſammlet werden, und recht reiff worden, nicht nur glatt ſind, ſon- dern auch voll Saft, den man gleicher- geſtalt auspreſſen und zu vielerley ge- brauchen kan: das uͤbrige wird getrock- net und aufgehebt. Weil aber dieſe Fruͤchte nicht ſeltſam, dahero braucht es dieſer Muͤhe nicht. Ob mich nun ſchon der Herꝛ Charras verſichert, daß diejenigen Myrtillen, die wir zu verkauffen haben, die Beeren der Myrten waͤren, dennoch ſind es viel- mehr, nach des Herrn Tourneforts Erachten, die Beeren des Vitis Ideæ, die Heydelbeeren, welche bey allen Auto- ribus beſchrieben und gantz gemeine ſind. Siehe Fig. 25. Das drey und zwantzigſte Capitel. Vom Laͤuskraut. STaphis agria iſt der Samen eines Krau- tes, das in Povence und Languedoc insgemein waͤchſt. Das Kraut hat groſſe, dicke, gar ſehr zerkerbte, gruͤne Blaͤtter, auf welche himmelblaue Blumen, und nach dieſem die Baͤlglein folgen, in denen der Sa- men liegt, und dermaſſen gedrungen beyſammen ſtickt, daß man kaum ſehen kan, was ihn zuſammenhaͤlt: wird er von einander geriſſen, dann iſt er als eine Erbis groß, dreyeckigt, auswendig ſchwaͤrtzlicht und rauch, innwendig weiß- gelblicht, und ſchmeckt bitter, beiſſend und unangenehm. Man ſuche dieſen Samen, der fein vollkommen und friſch iſt, unter dem auch nicht viel Unrath befindlich. Er wird fuͤr die Laͤuſe/ vornehmlich bey Kindern, gebraucht, wie auch zum Blaſenziehen und Stillung der Zahn- ſchmertzen/ wenn er vorher in Wein- eßig geweichet worden: weil es aber ei- ne gefaͤhrliche Sache, deswegen wolte ich nicht leichte iemand dazu rathen, zu- mahl da ſchon andere Mittel vorhan- den, dabey keine ſolche Gefahr zu beſor- gen, und dennoch einerley Wirckung zu hoffen ſteht. Das vier und zwantzigſte Capitel. Vom Biſamſamen. AMbrette, Graine de Muſc, der Biſam- ſamen, iſt ein klein, braun und rau- ches Koͤrnlein, wie eine Nadelkoppe groß, und wie eine kleine Niere geſtalt, riecht nach Moſch und Ambra, ſonderlich, wenn es noch friſch iſt, daher es dann auch ſeinen Namen hat bekommen. Das Kraut ſchieſt gerade in die Hoͤhe, hat gruͤne Blaͤtter, die ſo weich als Sam- met ſind, und bald wie die Pappel- blaͤtter ſehen, darum es auch Alcea In- dica villoſa, die Jndianiſche Sammtpap- pel genennet wird. Es traͤgt gelbe Blu- men, wie Glocken, aus denen dreyeckig- te Huͤlſen entſtehen, die auswendig braun, inwendig weiß ſehen, und des Fingers lang ſind; in dieſen liegt der Samen. Der Samen aber ſoll friſch ſeyn, fein voͤllig, wohlriechend, trucken und reine. Derjenige, welcher aus der Jnſel Mar- tinigo gebracht wird, riecht viel ſtaͤrcker, als der aus den andern Jnſeln kommt. Dieſes Kraut waͤchſt auch in Egypten/ woſelbſt es Moſch, und der Samen Abelmoſch genennt wird. Die Parfumirer, ſonderlich in Jta- lien, brauchen dieſen Samen am mei- ſten; inngleichen die Paternoſter- und Roſenkraͤntzmacher. Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/47
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/47>, abgerufen am 19.04.2024.