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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Vorrede.
richten nicht ihre Artzneyen selbsten zu Hause zu? diese aber sollen ja
von rechts wegen wissen und kennen, ob auch dasjenige, was sie
kauffen, eben dasselbige sey, welches es seyn, und ihnen zu ihrem Vor-
haben verhelffen soll. Jch will hier nicht einmahl so vieler Künstler
und Handwercker gedencken, als da sind, Wundärtzte, Goldschmie-
de, Mahler, Färber, Schmiede, und alle insgesamt, die sich dieser oder
jener Materialien bedienen, welchen allen, gleich so viel als denen
andern, dran gelegen, daß sie nicht betrogen werden.

Jch habe derowegen mit gutem Fug und Recht sagen können,
wenn mein Vorhaben solcher gestalt zu Wercke gerichtet worden, als
es wohl der Sachen Wichtigkeit erfodert, daß ich der gäntzlichen
Meinung wäre, es sey dem gemeinen Besten durch die Herausge-
bung dieses Buches kein schlechter Dienst erwiesen worden. Allein,
ob ich gleich zu Erlangung einer recht genauen und gründlichen Er-
kenntnüß der Materialien noch so grossen Fleiß und Mühe angewen-
det, auch keine Unkosten gesparet, dennoch fehlet gar viel, daß ich
darinne so weit, als ich gewünscht, gekommen wäre. Denn ohn-
erachtet ich bey nahe 20. Jahre zugebracht, mir ein Materialien-
Buch zusammen zu tragen, dessen gleichen vielleicht in gantz Europa
nicht wird anzutreffen seyn; was die Vollkommenheit und Curiosi-
täten anbetrifft; dieserwegen auch nach Ost- und West-Jndien cor-
respo
ndiret und geschrieben, damit ich von denenjenigen Materia-
lien, welche in unserm Europa nicht allzu wohl bekannt sind, richtige
Nachricht erhalten möchte: so wäre doch hierzu eines hohen Poten-
taten nachdrückliche Hülffe hochnöthig, damit man alle die zu der-
gleichen Nachforschung gehörige Unkosten vorschiessen könte. Es
solte einem in Wahrheit Wunder nehmen, daß eine Privat-Person
sich in so übermäßige Unkosten gestecket, welche nothwendig aufge-
wendet werden musten, theils auf die Ausforschung und Erkundi-
gung der Foßilien, der Kräuter und Thiere, theils auch, damit die-
selben in Kupfer gestochen würden (wie dann derer viele nach dem
Leben gezeichnet sind) und endlich, damit das Buch in Druck kä-
me. Noch muß ich gedencken, daß, ungeachtet ich grosse Lust hatte,
diese meine Gedancken über die Wahl und Erkiesung der Materialien
ans Licht zu stellen, solches doch noch nicht geschehen wäre, wo nicht
ein sonderlicher Zufall verboten hätte dasselbige länger aufzuschieben.
Denn es wurden mir alle meine Schrifften und Originalia gestohlen,

und

Vorrede.
richten nicht ihre Artzneyen ſelbſten zu Hauſe zu? dieſe aber ſollen ja
von rechts wegen wiſſen und kennen, ob auch dasjenige, was ſie
kauffen, eben daſſelbige ſey, welches es ſeyn, und ihnen zu ihrem Vor-
haben verhelffen ſoll. Jch will hier nicht einmahl ſo vieler Kuͤnſtler
und Handwercker gedencken, als da ſind, Wundaͤrtzte, Goldſchmie-
de, Mahler, Faͤrber, Schmiede, und alle insgeſamt, die ſich dieſer oder
jener Materialien bedienen, welchen allen, gleich ſo viel als denen
andern, dran gelegen, daß ſie nicht betrogen werden.

Jch habe derowegen mit gutem Fug und Recht ſagen koͤnnen,
wenn mein Vorhaben ſolcher geſtalt zu Wercke gerichtet worden, als
es wohl der Sachen Wichtigkeit erfodert, daß ich der gaͤntzlichen
Meinung waͤre, es ſey dem gemeinen Beſten durch die Herausge-
bung dieſes Buches kein ſchlechter Dienſt erwieſen worden. Allein,
ob ich gleich zu Erlangung einer recht genauen und gruͤndlichen Er-
kenntnuͤß der Materialien noch ſo groſſen Fleiß und Muͤhe angewen-
det, auch keine Unkoſten geſparet, dennoch fehlet gar viel, daß ich
darinne ſo weit, als ich gewuͤnſcht, gekommen waͤre. Denn ohn-
erachtet ich bey nahe 20. Jahre zugebracht, mir ein Materialien-
Buch zuſammen zu tragen, deſſen gleichen vielleicht in gantz Europa
nicht wird anzutreffen ſeyn; was die Vollkommenheit und Curioſi-
taͤten anbetrifft; dieſerwegen auch nach Oſt- und Weſt-Jndien cor-
reſpo
ndiret und geſchrieben, damit ich von denenjenigen Materia-
lien, welche in unſerm Europa nicht allzu wohl bekannt ſind, richtige
Nachricht erhalten moͤchte: ſo waͤre doch hierzu eines hohen Poten-
taten nachdruͤckliche Huͤlffe hochnoͤthig, damit man alle die zu der-
gleichen Nachforſchung gehoͤrige Unkoſten vorſchieſſen koͤnte. Es
ſolte einem in Wahrheit Wunder nehmen, daß eine Privat-Perſon
ſich in ſo uͤbermaͤßige Unkoſten geſtecket, welche nothwendig aufge-
wendet werden muſten, theils auf die Ausforſchung und Erkundi-
gung der Foßilien, der Kraͤuter und Thiere, theils auch, damit die-
ſelben in Kupfer geſtochen wuͤrden (wie dann derer viele nach dem
Leben gezeichnet ſind) und endlich, damit das Buch in Druck kaͤ-
me. Noch muß ich gedencken, daß, ungeachtet ich groſſe Luſt hatte,
dieſe meine Gedancken uͤber die Wahl und Erkieſung der Materialien
ans Licht zu ſtellen, ſolches doch noch nicht geſchehen waͤre, wo nicht
ein ſonderlicher Zufall verboten haͤtte daſſelbige laͤnger aufzuſchieben.
Denn es wurden mir alle meine Schrifften und Originalia geſtohlen,

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[0016] Vorrede. richten nicht ihre Artzneyen ſelbſten zu Hauſe zu? dieſe aber ſollen ja von rechts wegen wiſſen und kennen, ob auch dasjenige, was ſie kauffen, eben daſſelbige ſey, welches es ſeyn, und ihnen zu ihrem Vor- haben verhelffen ſoll. Jch will hier nicht einmahl ſo vieler Kuͤnſtler und Handwercker gedencken, als da ſind, Wundaͤrtzte, Goldſchmie- de, Mahler, Faͤrber, Schmiede, und alle insgeſamt, die ſich dieſer oder jener Materialien bedienen, welchen allen, gleich ſo viel als denen andern, dran gelegen, daß ſie nicht betrogen werden. Jch habe derowegen mit gutem Fug und Recht ſagen koͤnnen, wenn mein Vorhaben ſolcher geſtalt zu Wercke gerichtet worden, als es wohl der Sachen Wichtigkeit erfodert, daß ich der gaͤntzlichen Meinung waͤre, es ſey dem gemeinen Beſten durch die Herausge- bung dieſes Buches kein ſchlechter Dienſt erwieſen worden. Allein, ob ich gleich zu Erlangung einer recht genauen und gruͤndlichen Er- kenntnuͤß der Materialien noch ſo groſſen Fleiß und Muͤhe angewen- det, auch keine Unkoſten geſparet, dennoch fehlet gar viel, daß ich darinne ſo weit, als ich gewuͤnſcht, gekommen waͤre. Denn ohn- erachtet ich bey nahe 20. Jahre zugebracht, mir ein Materialien- Buch zuſammen zu tragen, deſſen gleichen vielleicht in gantz Europa nicht wird anzutreffen ſeyn; was die Vollkommenheit und Curioſi- taͤten anbetrifft; dieſerwegen auch nach Oſt- und Weſt-Jndien cor- reſpondiret und geſchrieben, damit ich von denenjenigen Materia- lien, welche in unſerm Europa nicht allzu wohl bekannt ſind, richtige Nachricht erhalten moͤchte: ſo waͤre doch hierzu eines hohen Poten- taten nachdruͤckliche Huͤlffe hochnoͤthig, damit man alle die zu der- gleichen Nachforſchung gehoͤrige Unkoſten vorſchieſſen koͤnte. Es ſolte einem in Wahrheit Wunder nehmen, daß eine Privat-Perſon ſich in ſo uͤbermaͤßige Unkoſten geſtecket, welche nothwendig aufge- wendet werden muſten, theils auf die Ausforſchung und Erkundi- gung der Foßilien, der Kraͤuter und Thiere, theils auch, damit die- ſelben in Kupfer geſtochen wuͤrden (wie dann derer viele nach dem Leben gezeichnet ſind) und endlich, damit das Buch in Druck kaͤ- me. Noch muß ich gedencken, daß, ungeachtet ich groſſe Luſt hatte, dieſe meine Gedancken uͤber die Wahl und Erkieſung der Materialien ans Licht zu ſtellen, ſolches doch noch nicht geſchehen waͤre, wo nicht ein ſonderlicher Zufall verboten haͤtte daſſelbige laͤnger aufzuſchieben. Denn es wurden mir alle meine Schrifften und Originalia geſtohlen, und

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/16>, abgerufen am 19.04.2024.