Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
Leonardo.
Die würden dir schlecht bekommen. -- Aber
wie? was seh' ich? Diese prächtige, eigenthümliche
Blume unter den Palmen. Jch will sie malen,
denn ihr Anblick begeistert mich.
Hölzlmaier.
Diese Blume -- eine Lotosblume, die fast nur
am Nilflusse vorkömmt, ist von großer Merkwür-
digkeit. Sie blüht erst seit kurzer Zeit hier und
alle Naturforscher zerbrechen sich darüber die Köpfe,
wie es nur möglich, daß sie an einem solchen Platze
fortkommen könne.
Casperl.
So? -- Da kann ich Jhnen gleich Aufschluß
geben, gescheiter Herr Lohndiener. Wissen Sie denn
nicht, daß die Nußkratscher, Eichkatzeln und andere
Vögel den Samen vertragen? Haben Sie bei uns
zu Haus, wie Sie noch Kellner im rothen Ochsen
in Schweinfurt waren, niemals zu beobachten Ge-
legenheit gehabt, gescheiter Herr Hölzlmaier, daß
oft ein Tannenbaum mitten in einem Buchenwald
steht, oder eine Haselnußstauden mitten unter die
Birkenbäum'? So hat halt den Samen zu dieser
Blum' auch irgend ein Löw' oder ein Krokodil im
Schnabel hergetragen.
Leonardo.
Die würden dir ſchlecht bekommen. — Aber
wie? was ſeh’ ich? Dieſe prächtige, eigenthümliche
Blume unter den Palmen. Jch will ſie malen,
denn ihr Anblick begeiſtert mich.
Hölzlmaier.
Dieſe Blume — eine Lotosblume, die faſt nur
am Nilfluſſe vorkömmt, iſt von großer Merkwür-
digkeit. Sie blüht erſt ſeit kurzer Zeit hier und
alle Naturforſcher zerbrechen ſich darüber die Köpfe,
wie es nur möglich, daß ſie an einem ſolchen Platze
fortkommen könne.
Casperl.
So? — Da kann ich Jhnen gleich Aufſchluß
geben, geſcheiter Herr Lohndiener. Wiſſen Sie denn
nicht, daß die Nußkratſcher, Eichkatzeln und andere
Vögel den Samen vertragen? Haben Sie bei uns
zu Haus, wie Sie noch Kellner im rothen Ochſen
in Schweinfurt waren, niemals zu beobachten Ge-
legenheit gehabt, geſcheiter Herr Hölzlmaier, daß
oft ein Tannenbaum mitten in einem Buchenwald
ſteht, oder eine Haſelnußſtauden mitten unter die
Birkenbäum’? So hat halt den Samen zu dieſer
Blum’ auch irgend ein Löw’ oder ein Krokodil im
Schnabel hergetragen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0014" n="8"/>
          <sp who="#LEO">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Leonardo.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Die würden dir &#x017F;chlecht bekommen. &#x2014; Aber<lb/>
wie? was &#x017F;eh&#x2019; ich? Die&#x017F;e prächtige, eigenthümliche<lb/>
Blume unter den Palmen. Jch will &#x017F;ie malen,<lb/>
denn ihr Anblick begei&#x017F;tert mich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HOLZ">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hölzlmaier.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Blume &#x2014; eine Lotosblume, die fa&#x017F;t nur<lb/>
am Nilflu&#x017F;&#x017F;e vorkömmt, i&#x017F;t von großer Merkwür-<lb/>
digkeit. Sie blüht er&#x017F;t &#x017F;eit kurzer Zeit hier und<lb/>
alle Naturfor&#x017F;cher zerbrechen &#x017F;ich darüber die Köpfe,<lb/>
wie es nur möglich, daß &#x017F;ie an einem &#x017F;olchen Platze<lb/>
fortkommen könne.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CASP">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>So? &#x2014; Da kann ich Jhnen gleich Auf&#x017F;chluß<lb/>
geben, ge&#x017F;cheiter Herr Lohndiener. Wi&#x017F;&#x017F;en Sie denn<lb/>
nicht, daß die Nußkrat&#x017F;cher, Eichkatzeln und andere<lb/>
Vögel den Samen vertragen? Haben Sie bei uns<lb/>
zu Haus, wie Sie noch Kellner im rothen Och&#x017F;en<lb/>
in Schweinfurt waren, niemals zu beobachten Ge-<lb/>
legenheit gehabt, ge&#x017F;cheiter Herr Hölzlmaier, daß<lb/>
oft ein Tannenbaum mitten in einem Buchenwald<lb/>
&#x017F;teht, oder eine Ha&#x017F;elnuß&#x017F;tauden mitten unter die<lb/>
Birkenbäum&#x2019;? So hat halt den Samen zu die&#x017F;er<lb/>
Blum&#x2019; auch irgend ein Löw&#x2019; oder ein Krokodil im<lb/>
Schnabel hergetragen.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0014] Leonardo. Die würden dir ſchlecht bekommen. — Aber wie? was ſeh’ ich? Dieſe prächtige, eigenthümliche Blume unter den Palmen. Jch will ſie malen, denn ihr Anblick begeiſtert mich. Hölzlmaier. Dieſe Blume — eine Lotosblume, die faſt nur am Nilfluſſe vorkömmt, iſt von großer Merkwür- digkeit. Sie blüht erſt ſeit kurzer Zeit hier und alle Naturforſcher zerbrechen ſich darüber die Köpfe, wie es nur möglich, daß ſie an einem ſolchen Platze fortkommen könne. Casperl. So? — Da kann ich Jhnen gleich Aufſchluß geben, geſcheiter Herr Lohndiener. Wiſſen Sie denn nicht, daß die Nußkratſcher, Eichkatzeln und andere Vögel den Samen vertragen? Haben Sie bei uns zu Haus, wie Sie noch Kellner im rothen Ochſen in Schweinfurt waren, niemals zu beobachten Ge- legenheit gehabt, geſcheiter Herr Hölzlmaier, daß oft ein Tannenbaum mitten in einem Buchenwald ſteht, oder eine Haſelnußſtauden mitten unter die Birkenbäum’? So hat halt den Samen zu dieſer Blum’ auch irgend ein Löw’ oder ein Krokodil im Schnabel hergetragen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/14
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/14>, abgerufen am 24.04.2024.