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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.

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Geduld, Geduld, es säuselt's der Wind,
Es rauscht's die Quelle im plätschernden Reigen.

Die Zeit, die Zeit, die Wundermacht,
Sie schwebt unablässig und ohne Verweilen,
Sie schwingt die Flügel Tag und Nacht,
Die Zeit vermag alle Wunden zu heilen.
Geduld, Geduld! mit Zeit kommt Rath,
Drum harre und hoffe, Dich schützet Waltinne;
Geduld, Geduld, erwarte die That,
Erwarte den Lohn für die treueste Minne.
Bertha.
Was hör ich? Jst das der Gesang der Vögel,
oder sind es die Stimmen der guten Waldgeister,
die micht trösten wollen? Jch will euerm Rath folgen
und in Geduld treu ausharren. Gott wird meinen
Vater beschützen und Alles zu gutem Ende führen.

[Hörnerklang hinter der Scene.]
Da naht eine Jagd. Wenn es etwa gar der
böse Wenzel wäre, der in dieser Gegend bisweilen
zu jagen pflegt?
[sie will fort.]
[Zwei Jäger treten rasch auf.]
Erster Jäger [hält sie zurück.]
Halt, schöne Dirne, wir lassen Dich nicht fliehen!

Geduld, Geduld, es ſäuſelt’s der Wind,
Es rauſcht’s die Quelle im plätſchernden Reigen.

Die Zeit, die Zeit, die Wundermacht,
Sie ſchwebt unabläſſig und ohne Verweilen,
Sie ſchwingt die Flügel Tag und Nacht,
Die Zeit vermag alle Wunden zu heilen.
Geduld, Geduld! mit Zeit kommt Rath,
Drum harre und hoffe, Dich ſchützet Waltinne;
Geduld, Geduld, erwarte die That,
Erwarte den Lohn für die treueſte Minne.
Bertha.
Was hör ich? Jſt das der Geſang der Vögel,
oder ſind es die Stimmen der guten Waldgeiſter,
die micht tröſten wollen? Jch will euerm Rath folgen
und in Geduld treu ausharren. Gott wird meinen
Vater beſchützen und Alles zu gutem Ende führen.

[Hörnerklang hinter der Scene.]
Da naht eine Jagd. Wenn es etwa gar der
böſe Wenzel wäre, der in dieſer Gegend bisweilen
zu jagen pflegt?
[ſie will fort.]
[Zwei Jäger treten raſch auf.]
Erſter Jäger [hält ſie zurück.]
Halt, ſchöne Dirne, wir laſſen Dich nicht fliehen!
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[151/0155] Geduld, Geduld, es ſäuſelt’s der Wind, Es rauſcht’s die Quelle im plätſchernden Reigen. Die Zeit, die Zeit, die Wundermacht, Sie ſchwebt unabläſſig und ohne Verweilen, Sie ſchwingt die Flügel Tag und Nacht, Die Zeit vermag alle Wunden zu heilen. Geduld, Geduld! mit Zeit kommt Rath, Drum harre und hoffe, Dich ſchützet Waltinne; Geduld, Geduld, erwarte die That, Erwarte den Lohn für die treueſte Minne. Bertha. Was hör ich? Jſt das der Geſang der Vögel, oder ſind es die Stimmen der guten Waldgeiſter, die micht tröſten wollen? Jch will euerm Rath folgen und in Geduld treu ausharren. Gott wird meinen Vater beſchützen und Alles zu gutem Ende führen. [Hörnerklang hinter der Scene.] Da naht eine Jagd. Wenn es etwa gar der böſe Wenzel wäre, der in dieſer Gegend bisweilen zu jagen pflegt? [ſie will fort.] [Zwei Jäger treten raſch auf.] Erſter Jäger [hält ſie zurück.] Halt, ſchöne Dirne, wir laſſen Dich nicht fliehen!

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/155>, abgerufen am 19.04.2024.