Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Vorigen, Damon, Sirmio.
Damon.
Nichts als einen nachbarlichen, freundlichen Besuch euch zollen.
Auch versichr' ich: Jener Jude, den des Diebstahls ihr be-
züchtigt,
Ist als Ehrlichster von allen Kindern Israels berüchtigt.
Mopsus.
Kennt ihr nicht das alte Sprichwort, daß der Hehler wie
der Stehler?
Damon.
Glaubt mir, Mopsus, Dieberei ist jenes Juden kleinster
Fehler.
Phyllis.
Nun, wer hat es denn gestohlen?
Sirmio.
Stille, Phyllis, mir zu Liebe!
Damon.
Soll ich meine Meinung sagen, waren Elstern eure Diebe.
Mopsus.
Elstern! Was für Mährchen! Soll ich Elstern vor Gericht
verklagen?
Damon.
Hat nicht auch Rossini's Elster ein Besteck davongetragen?
Phyllis.
Ei Rossini!
Damon.
Ja, ich könnt' euch einen neuern Fall entdecken,
Der, als Trauerspiel behandelt, tausend Seufzer würde
wecken.
Phyllis.
O erzählt! Ich lese täglich Meißners Kriminalgeschichten.
Die Vorigen, Damon, Sirmio.
Damon.
Nichts als einen nachbarlichen, freundlichen Beſuch euch zollen.
Auch verſichr' ich: Jener Jude, den des Diebſtahls ihr be-
zuͤchtigt,
Iſt als Ehrlichſter von allen Kindern Iſraels beruͤchtigt.
Mopſus.
Kennt ihr nicht das alte Sprichwort, daß der Hehler wie
der Stehler?
Damon.
Glaubt mir, Mopſus, Dieberei iſt jenes Juden kleinſter
Fehler.
Phyllis.
Nun, wer hat es denn geſtohlen?
Sirmio.
Stille, Phyllis, mir zu Liebe!
Damon.
Soll ich meine Meinung ſagen, waren Elſtern eure Diebe.
Mopſus.
Elſtern! Was fuͤr Maͤhrchen! Soll ich Elſtern vor Gericht
verklagen?
Damon.
Hat nicht auch Roſſini's Elſter ein Beſteck davongetragen?
Phyllis.
Ei Roſſini!
Damon.
Ja, ich koͤnnt' euch einen neuern Fall entdecken,
Der, als Trauerſpiel behandelt, tauſend Seufzer wuͤrde
wecken.
Phyllis.
O erzaͤhlt! Ich leſe taͤglich Meißners Kriminalgeſchichten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MOP">
            <pb facs="#f0048" n="42"/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Vorigen, Damon, Sirmio</hi>.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAM">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Nichts als einen nachbarlichen, freundlichen Be&#x017F;uch euch zollen.<lb/>
Auch ver&#x017F;ichr' ich: Jener Jude, den des Dieb&#x017F;tahls ihr be-<lb/>
zu&#x0364;chtigt,<lb/>
I&#x017F;t als Ehrlich&#x017F;ter von allen Kindern I&#x017F;raels beru&#x0364;chtigt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOP">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mop&#x017F;us</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Kennt ihr nicht das alte Sprichwort, daß der Hehler wie<lb/>
der Stehler?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAM">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Glaubt mir, Mop&#x017F;us, Dieberei i&#x017F;t jenes Juden klein&#x017F;ter<lb/>
Fehler.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PHY">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Nun, wer hat es denn ge&#x017F;tohlen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIR">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Sirmio</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Stille, Phyllis, mir zu Liebe!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAM">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Soll ich meine Meinung &#x017F;agen, waren El&#x017F;tern eure Diebe.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOP">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mop&#x017F;us</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>El&#x017F;tern! Was fu&#x0364;r Ma&#x0364;hrchen! Soll ich El&#x017F;tern vor Gericht<lb/>
verklagen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAM">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Hat nicht auch Ro&#x017F;&#x017F;ini's El&#x017F;ter ein Be&#x017F;teck davongetragen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PHY">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ei Ro&#x017F;&#x017F;ini!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAM">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Damon</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ja, ich ko&#x0364;nnt' euch einen neuern Fall entdecken,<lb/>
Der, als Trauer&#x017F;piel behandelt, tau&#x017F;end Seufzer wu&#x0364;rde<lb/>
wecken.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PHY">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>O erza&#x0364;hlt! Ich le&#x017F;e ta&#x0364;glich Meißners Kriminalge&#x017F;chichten.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0048] Die Vorigen, Damon, Sirmio. Damon. Nichts als einen nachbarlichen, freundlichen Beſuch euch zollen. Auch verſichr' ich: Jener Jude, den des Diebſtahls ihr be- zuͤchtigt, Iſt als Ehrlichſter von allen Kindern Iſraels beruͤchtigt. Mopſus. Kennt ihr nicht das alte Sprichwort, daß der Hehler wie der Stehler? Damon. Glaubt mir, Mopſus, Dieberei iſt jenes Juden kleinſter Fehler. Phyllis. Nun, wer hat es denn geſtohlen? Sirmio. Stille, Phyllis, mir zu Liebe! Damon. Soll ich meine Meinung ſagen, waren Elſtern eure Diebe. Mopſus. Elſtern! Was fuͤr Maͤhrchen! Soll ich Elſtern vor Gericht verklagen? Damon. Hat nicht auch Roſſini's Elſter ein Beſteck davongetragen? Phyllis. Ei Roſſini! Damon. Ja, ich koͤnnt' euch einen neuern Fall entdecken, Der, als Trauerſpiel behandelt, tauſend Seufzer wuͤrde wecken. Phyllis. O erzaͤhlt! Ich leſe taͤglich Meißners Kriminalgeſchichten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/48
Zitationshilfe: Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/48>, abgerufen am 28.03.2024.