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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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retrahit, verum etiam repit et saltat, quod absque consensu
nervorum sensoriorum et motoriorum fieri nequit, cujus con¬
sensus sedes in medulla spinali, superstite sensorii communis
parte, sit oportet" (a. a. O. p. 152-153).

Er sagt aber ferner in Bezug auf die Reflexfunction:

"Impressiones externae, quae in nervos sensorios fiunt, per
totam eorum longitudinem celerrime ad originem usque propa¬
gantur; quo ubi pervenerunt, reflectuntur (!) certa lege et in
certos ac respondentes nervos motorios transeunt, per quos
iterum celerrime usque ad musculos propagatae motus certos
ac determinatos excitant. Hic locus, in quo tanquam centro,
nervi tarn sensui quam motui dicati concurrunt ac communicant
et in quo impressiones nervorum sensoriorum reflectuntur in
nervos motorios vocatur termino plerisque Physiologis jam re¬
cepto sensorium commune" (a. a. O. p. 150-151).

In diesem Jahrhundert, und zwar in den zwanziger Jahren,
hat wiederum der französische Physiologe Cesar Legallois im
Allgemeinen dieselbe Lehre, aber mit noch weiter gediehener
Ausbildung, aufgestellt.

Derselbe sagt:

"Nicht allein hängt das Leben des Rumpfes im Allgemeinen
von dem Rückenmarke ab, sondern das Leben eines jeden Theils
speziell von der Partie, aus welcher die Nerven dieses Theiles
entspringen, sodass man durch Zerstörung einer Spinalpartie
nur diejenigen Theile tödtet, welche ihre Nerven aus dem zer¬
störten Marke empfingen. Alle diejenigen Theile, welche die
ihrigen von dem nicht zerstörten Marke empfangen, bleiben
längere oder kürzere Zeit lebend.

"Wenn man, anstatt das Mark zu zerstören, transversale
Schnitte hindurchführt, so besitzen die jedem Rückenmarksstücke
entsprechenden Theile Empfindung und willkürliche Bewegung,
aber ohne alle Harmonie und in einer von einander so unab¬
hängigen Weise, als ob man durch den ganzen Körper des
Thieres transversale Schnitte geführt hätte; mit einem Worte,
es sind in diesem Falle eben sowohl unterschiedene Empfin¬

retrahit, verum etiam repit et saltat, quod absque consensu
nervorum sensoriorum et motoriorum fieri nequit, cujus con¬
sensus sedes in medulla spinali, superstite sensorii communis
parte, sit oportet“ (a. a. O. p. 152–153).

Er sagt aber ferner in Bezug auf die Reflexfunction:

„Impressiones externae, quae in nervos sensorios fiunt, per
totam eorum longitudinem celerrime ad originem usque propa¬
gantur; quo ubi pervenerunt, reflectuntur (!) certa lege et in
certos ac respondentes nervos motorios transeunt, per quos
iterum celerrime usque ad musculos propagatae motus certos
ac determinatos excitant. Hic locus, in quo tanquam centro,
nervi tarn sensui quam motui dicati concurrunt ac communicant
et in quo impressiones nervorum sensoriorum reflectuntur in
nervos motorios vocatur termino plerisque Physiologis jam re¬
cepto sensorium commune“ (a. a. O. p. 150–151).

In diesem Jahrhundert, und zwar in den zwanziger Jahren,
hat wiederum der französische Physiologe César Legallois im
Allgemeinen dieselbe Lehre, aber mit noch weiter gediehener
Ausbildung, aufgestellt.

Derselbe sagt:

„Nicht allein hängt das Leben des Rumpfes im Allgemeinen
von dem Rückenmarke ab, sondern das Leben eines jeden Theils
speziell von der Partie, aus welcher die Nerven dieses Theiles
entspringen, sodass man durch Zerstörung einer Spinalpartie
nur diejenigen Theile tödtet, welche ihre Nerven aus dem zer¬
störten Marke empfingen. Alle diejenigen Theile, welche die
ihrigen von dem nicht zerstörten Marke empfangen, bleiben
längere oder kürzere Zeit lebend.

„Wenn man, anstatt das Mark zu zerstören, transversale
Schnitte hindurchführt, so besitzen die jedem Rückenmarksstücke
entsprechenden Theile Empfindung und willkürliche Bewegung,
aber ohne alle Harmonie und in einer von einander so unab¬
hängigen Weise, als ob man durch den ganzen Körper des
Thieres transversale Schnitte geführt hätte; mit einem Worte,
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[5/0027] retrahit, verum etiam repit et saltat, quod absque consensu nervorum sensoriorum et motoriorum fieri nequit, cujus con¬ sensus sedes in medulla spinali, superstite sensorii communis parte, sit oportet“ (a. a. O. p. 152–153). Er sagt aber ferner in Bezug auf die Reflexfunction: „Impressiones externae, quae in nervos sensorios fiunt, per totam eorum longitudinem celerrime ad originem usque propa¬ gantur; quo ubi pervenerunt, reflectuntur (!) certa lege et in certos ac respondentes nervos motorios transeunt, per quos iterum celerrime usque ad musculos propagatae motus certos ac determinatos excitant. Hic locus, in quo tanquam centro, nervi tarn sensui quam motui dicati concurrunt ac communicant et in quo impressiones nervorum sensoriorum reflectuntur in nervos motorios vocatur termino plerisque Physiologis jam re¬ cepto sensorium commune“ (a. a. O. p. 150–151). In diesem Jahrhundert, und zwar in den zwanziger Jahren, hat wiederum der französische Physiologe César Legallois im Allgemeinen dieselbe Lehre, aber mit noch weiter gediehener Ausbildung, aufgestellt. Derselbe sagt: „Nicht allein hängt das Leben des Rumpfes im Allgemeinen von dem Rückenmarke ab, sondern das Leben eines jeden Theils speziell von der Partie, aus welcher die Nerven dieses Theiles entspringen, sodass man durch Zerstörung einer Spinalpartie nur diejenigen Theile tödtet, welche ihre Nerven aus dem zer¬ störten Marke empfingen. Alle diejenigen Theile, welche die ihrigen von dem nicht zerstörten Marke empfangen, bleiben längere oder kürzere Zeit lebend. „Wenn man, anstatt das Mark zu zerstören, transversale Schnitte hindurchführt, so besitzen die jedem Rückenmarksstücke entsprechenden Theile Empfindung und willkürliche Bewegung, aber ohne alle Harmonie und in einer von einander so unab¬ hängigen Weise, als ob man durch den ganzen Körper des Thieres transversale Schnitte geführt hätte; mit einem Worte, es sind in diesem Falle eben sowohl unterschiedene Empfin¬

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/27>, abgerufen am 28.03.2024.