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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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oder Gewaltthätigkeiten hörte, und man lebte in immerwährender Angst, besonders da sich das Gerücht einer nahe bevorstehenden Revolution verbreitet hatte, in welcher alle Europäer getödtet werden sollten. Gar viele Kaufleute waren zu augenblicklicher Flucht bereit, und in den meisten Comptoirs waren Musketen, Pistolen und Säbel in zierlicher Ordnung aufgestellt. -- Glücklicherweise ging die für den Ausbruch der Revolution bestimmte Zeit vorüber, ohne daß das Volk seine Drohung erfüllte.

Die Chinesen sind im höchsten Grade feige, -- sie sprechen groß, wenn sie sicher sind, selbst keinen Schaden zu leiden, z. B. wenn es gilt, einzelne zu steinigen, auch wohl zu tödten. Wo sie aber auf Widerstand zu rechnen haben, da greifen sie sicher nicht an. Ich glaube, daß ein Dutzend guter europäischer Soldaten wohl hundert chinesische in die Flucht schlüge. Mir ist noch kein feigeres, falscheres und dabei grausameres Volk vorgekommen als das chinesische. Ein Beweis dafür ist unter anderen, daß ihr größtes Vergnügen darin besteht, Thiere zu quälen.

Trotz der ungünstigen Stimmung des Volkes wagte ich viele Gänge. Herr von Carlovitz hatte viel Güte und Geduld, mich überall hin zu begleiten, und setzte sich meinetwegen gar manchen Gefahren aus. Er ertrug es mit Gelassenheit, wenn das Volk hinter uns nachstürmte und seinen Zorn über die Kühnheit der europäischen Frau, sich öffentlich zu zeigen, in Worten Luft machte. -- Durch seine Verwendung sah ich mehr, als je eine Frau in China gesehen hatte.

oder Gewaltthätigkeiten hörte, und man lebte in immerwährender Angst, besonders da sich das Gerücht einer nahe bevorstehenden Revolution verbreitet hatte, in welcher alle Europäer getödtet werden sollten. Gar viele Kaufleute waren zu augenblicklicher Flucht bereit, und in den meisten Comptoirs waren Musketen, Pistolen und Säbel in zierlicher Ordnung aufgestellt. — Glücklicherweise ging die für den Ausbruch der Revolution bestimmte Zeit vorüber, ohne daß das Volk seine Drohung erfüllte.

Die Chinesen sind im höchsten Grade feige, — sie sprechen groß, wenn sie sicher sind, selbst keinen Schaden zu leiden, z. B. wenn es gilt, einzelne zu steinigen, auch wohl zu tödten. Wo sie aber auf Widerstand zu rechnen haben, da greifen sie sicher nicht an. Ich glaube, daß ein Dutzend guter europäischer Soldaten wohl hundert chinesische in die Flucht schlüge. Mir ist noch kein feigeres, falscheres und dabei grausameres Volk vorgekommen als das chinesische. Ein Beweis dafür ist unter anderen, daß ihr größtes Vergnügen darin besteht, Thiere zu quälen.

Trotz der ungünstigen Stimmung des Volkes wagte ich viele Gänge. Herr von Carlovitz hatte viel Güte und Geduld, mich überall hin zu begleiten, und setzte sich meinetwegen gar manchen Gefahren aus. Er ertrug es mit Gelassenheit, wenn das Volk hinter uns nachstürmte und seinen Zorn über die Kühnheit der europäischen Frau, sich öffentlich zu zeigen, in Worten Luft machte. — Durch seine Verwendung sah ich mehr, als je eine Frau in China gesehen hatte.

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[32/0039] oder Gewaltthätigkeiten hörte, und man lebte in immerwährender Angst, besonders da sich das Gerücht einer nahe bevorstehenden Revolution verbreitet hatte, in welcher alle Europäer getödtet werden sollten. Gar viele Kaufleute waren zu augenblicklicher Flucht bereit, und in den meisten Comptoirs waren Musketen, Pistolen und Säbel in zierlicher Ordnung aufgestellt. — Glücklicherweise ging die für den Ausbruch der Revolution bestimmte Zeit vorüber, ohne daß das Volk seine Drohung erfüllte. Die Chinesen sind im höchsten Grade feige, — sie sprechen groß, wenn sie sicher sind, selbst keinen Schaden zu leiden, z. B. wenn es gilt, einzelne zu steinigen, auch wohl zu tödten. Wo sie aber auf Widerstand zu rechnen haben, da greifen sie sicher nicht an. Ich glaube, daß ein Dutzend guter europäischer Soldaten wohl hundert chinesische in die Flucht schlüge. Mir ist noch kein feigeres, falscheres und dabei grausameres Volk vorgekommen als das chinesische. Ein Beweis dafür ist unter anderen, daß ihr größtes Vergnügen darin besteht, Thiere zu quälen. Trotz der ungünstigen Stimmung des Volkes wagte ich viele Gänge. Herr von Carlovitz hatte viel Güte und Geduld, mich überall hin zu begleiten, und setzte sich meinetwegen gar manchen Gefahren aus. Er ertrug es mit Gelassenheit, wenn das Volk hinter uns nachstürmte und seinen Zorn über die Kühnheit der europäischen Frau, sich öffentlich zu zeigen, in Worten Luft machte. — Durch seine Verwendung sah ich mehr, als je eine Frau in China gesehen hatte.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/39>, abgerufen am 28.03.2024.