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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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an Instrumenten, wohl aber an der Kunst, selbe zu behandeln. Sie haben Violinen, Guitarren, Lauten (alle mit Saiten oder Eisendraht bezogen), Hackbrette, Blasinstrumente, Trommeln, Pauken und Becken, kennen aber weder Composition noch Melodie oder Vortrag: sie scharren, kratzen und schlagen auf ihre Instrumente der Art, daß sie den vollkommenen Effekt einer Katzenmusik hervorbringen. Ich hatte auf meinen Fahrten auf dem Perlflusse mehrmals Gelegenheit, solch kunstvolle Aufführungen auf Mandarins- und Blumenboote zu hören.

Im Betrügen sind sie viel geschickter, und überlisten ganz gewiß jeden Europäer. Auch haben sie dabei gar kein Ehrgefühl; kömmt ihr Betrug an den Tag, so sagen sie höchstens: "Der war geschickter oder schlauer als ich." -- Man erzählte mir, daß, wenn sie lebende Thiere als, Kälber, Schweine u. dgl. verkaufen, sie dieselben, da ihr Werth nach dem Gewichte bestimmt wird, zwingen, Steine oder große Quantitäten Wasser zu verschlucken. Auch das Fleisch des getödten Geflügels, wissen sie so aufzublasen und herzurichten, daß es vollkommen frisch, voll und fett aussieht.

Aber nicht nur das gemeine Volk ist so schlecht und betrügerisch, -- diese schönen Eigenschaften erstrecken sich bis auf die höchsten Beamten. So weiß man, daß es nirgends mehr Piraten gibt als in der chinesischen See, und ganz besonders in der Umgebung Cantons; dennoch geschieht nichts zu ihrer Bestrafung oder Vertreibung, indem es die Mandarinen nicht unter ihrer Würde finden, mit jenen in heimlicher Verbindung zu stehen.

Der Opiumhandel z. B. ist verboten, -- trotzdem

an Instrumenten, wohl aber an der Kunst, selbe zu behandeln. Sie haben Violinen, Guitarren, Lauten (alle mit Saiten oder Eisendraht bezogen), Hackbrette, Blasinstrumente, Trommeln, Pauken und Becken, kennen aber weder Composition noch Melodie oder Vortrag: sie scharren, kratzen und schlagen auf ihre Instrumente der Art, daß sie den vollkommenen Effekt einer Katzenmusik hervorbringen. Ich hatte auf meinen Fahrten auf dem Perlflusse mehrmals Gelegenheit, solch kunstvolle Aufführungen auf Mandarins- und Blumenboote zu hören.

Im Betrügen sind sie viel geschickter, und überlisten ganz gewiß jeden Europäer. Auch haben sie dabei gar kein Ehrgefühl; kömmt ihr Betrug an den Tag, so sagen sie höchstens: „Der war geschickter oder schlauer als ich.“ — Man erzählte mir, daß, wenn sie lebende Thiere als, Kälber, Schweine u. dgl. verkaufen, sie dieselben, da ihr Werth nach dem Gewichte bestimmt wird, zwingen, Steine oder große Quantitäten Wasser zu verschlucken. Auch das Fleisch des getödten Geflügels, wissen sie so aufzublasen und herzurichten, daß es vollkommen frisch, voll und fett aussieht.

Aber nicht nur das gemeine Volk ist so schlecht und betrügerisch, — diese schönen Eigenschaften erstrecken sich bis auf die höchsten Beamten. So weiß man, daß es nirgends mehr Piraten gibt als in der chinesischen See, und ganz besonders in der Umgebung Cantons; dennoch geschieht nichts zu ihrer Bestrafung oder Vertreibung, indem es die Mandarinen nicht unter ihrer Würde finden, mit jenen in heimlicher Verbindung zu stehen.

Der Opiumhandel z. B. ist verboten, — trotzdem

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an Instrumenten, wohl aber an der Kunst, selbe zu behandeln. Sie haben Violinen, Guitarren, Lauten (alle mit Saiten oder Eisendraht bezogen), Hackbrette, Blasinstrumente, Trommeln, Pauken und Becken, kennen aber weder Composition noch Melodie oder Vortrag: sie scharren, kratzen und schlagen auf ihre Instrumente der Art, daß sie den vollkommenen Effekt einer Katzenmusik hervorbringen. Ich hatte auf meinen Fahrten auf dem Perlflusse mehrmals Gelegenheit, solch kunstvolle Aufführungen auf Mandarins- und Blumenboote zu hören.</p>
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[28/0035] an Instrumenten, wohl aber an der Kunst, selbe zu behandeln. Sie haben Violinen, Guitarren, Lauten (alle mit Saiten oder Eisendraht bezogen), Hackbrette, Blasinstrumente, Trommeln, Pauken und Becken, kennen aber weder Composition noch Melodie oder Vortrag: sie scharren, kratzen und schlagen auf ihre Instrumente der Art, daß sie den vollkommenen Effekt einer Katzenmusik hervorbringen. Ich hatte auf meinen Fahrten auf dem Perlflusse mehrmals Gelegenheit, solch kunstvolle Aufführungen auf Mandarins- und Blumenboote zu hören. Im Betrügen sind sie viel geschickter, und überlisten ganz gewiß jeden Europäer. Auch haben sie dabei gar kein Ehrgefühl; kömmt ihr Betrug an den Tag, so sagen sie höchstens: „Der war geschickter oder schlauer als ich.“ — Man erzählte mir, daß, wenn sie lebende Thiere als, Kälber, Schweine u. dgl. verkaufen, sie dieselben, da ihr Werth nach dem Gewichte bestimmt wird, zwingen, Steine oder große Quantitäten Wasser zu verschlucken. Auch das Fleisch des getödten Geflügels, wissen sie so aufzublasen und herzurichten, daß es vollkommen frisch, voll und fett aussieht. Aber nicht nur das gemeine Volk ist so schlecht und betrügerisch, — diese schönen Eigenschaften erstrecken sich bis auf die höchsten Beamten. So weiß man, daß es nirgends mehr Piraten gibt als in der chinesischen See, und ganz besonders in der Umgebung Cantons; dennoch geschieht nichts zu ihrer Bestrafung oder Vertreibung, indem es die Mandarinen nicht unter ihrer Würde finden, mit jenen in heimlicher Verbindung zu stehen. Der Opiumhandel z. B. ist verboten, — trotzdem

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/35>, abgerufen am 28.03.2024.