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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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III.
DER SCHÖPFUNGSHERD DES MENSCHENGESCHLECHTES.

Alle oceanischen Inseln, d. h. solche die in beträchtlichem
Abstand vom nächsten Festland liegen, sind, mit wenigen Aus-
nahmen, von europäischen Seefahrern unbewohnt gefunden worden.
Dass Barent 1596 auf der Bäreninsel und Spitzbergen keine Be-
wohner entdeckte, wird uns wegen ihrer unwirthlichen Lage nicht be-
fremden, wohl aber, dass diess ehemals der Fall war mit Island, da doch
das gegenüberliegende Ostgrönland von Eskimo bis zum 75° N. B. be-
wohnt wird. Die ersten Ansiedler Islands scheinen celtische Christen
um das Jahr 795 gewesen zu sein, denn als Normannen zuerst das
Eisland betraten, fanden sie auf einem Inselchen der Südküste,
noch jetzt die Pfaffeninsel geheissen, Krummstäbe, Glocken und
irische Bücher, wie es in den Sagas heisst. Unbewohnt waren im
atlantischen Meer, die von Korallen erbaute Bermudasgruppe, die
vulcanischen Azoren, die vulcanische Madeiragruppe, die vulcanischen
Inseln des grünen Vorgebirges, die vulcanischen Inseln im Meer-
busen von Guinea 1), die einsamen Inselvulcane Fernando Noronha,
Trinidad mit den Martin Vaz-Klippen, St. Helena, Ascension, Tri-
stan d'Acunha, ja selbst der geräumige Falklandsarchipel, zu
schweigen von allen was in das antarktische Polarmeer fällt. Auch
die Vulcaninseln der Marion-, Crozet- und Kerguelengruppe oder
was südlicher liegt, und die beiden Inselvulcane St. Paul und Amster-
dam, ja selbst die Mascarenen, nämlich die beiden vulkanischen
Zuckerinseln Mauritius und Bourbon und die ihnen beigezählte
Granitinsel Rodriguez waren menschenleere Stätten. Selbst das
stattliche Neu-Seeland ist erst in neuester Zeit bevölkert worden
denn nach den freilich unzuverlässigen Angaben der Maori landeten

1) Sie wurden von den Portugiesen in der Zeit von 1470 bis 1486 ent-
deckt (Ghillany, Martin Behaim S. 86) und waren unbewohnt.
III.
DER SCHÖPFUNGSHERD DES MENSCHENGESCHLECHTES.

Alle oceanischen Inseln, d. h. solche die in beträchtlichem
Abstand vom nächsten Festland liegen, sind, mit wenigen Aus-
nahmen, von europäischen Seefahrern unbewohnt gefunden worden.
Dass Barent 1596 auf der Bäreninsel und Spitzbergen keine Be-
wohner entdeckte, wird uns wegen ihrer unwirthlichen Lage nicht be-
fremden, wohl aber, dass diess ehemals der Fall war mit Island, da doch
das gegenüberliegende Ostgrönland von Eskimo bis zum 75° N. B. be-
wohnt wird. Die ersten Ansiedler Islands scheinen celtische Christen
um das Jahr 795 gewesen zu sein, denn als Normannen zuerst das
Eisland betraten, fanden sie auf einem Inselchen der Südküste,
noch jetzt die Pfaffeninsel geheissen, Krummstäbe, Glocken und
irische Bücher, wie es in den Sagas heisst. Unbewohnt waren im
atlantischen Meer, die von Korallen erbaute Bermudasgruppe, die
vulcanischen Azoren, die vulcanische Madeiragruppe, die vulcanischen
Inseln des grünen Vorgebirges, die vulcanischen Inseln im Meer-
busen von Guinea 1), die einsamen Inselvulcane Fernando Noronha,
Trinidad mit den Martin Vaz-Klippen, St. Helena, Ascension, Tri-
stan d’Acunha, ja selbst der geräumige Falklandsarchipel, zu
schweigen von allen was in das antarktische Polarmeer fällt. Auch
die Vulcaninseln der Marion-, Crozet- und Kerguelengruppe oder
was südlicher liegt, und die beiden Inselvulcane St. Paul und Amster-
dam, ja selbst die Mascarenen, nämlich die beiden vulkanischen
Zuckerinseln Mauritius und Bourbon und die ihnen beigezählte
Granitinsel Rodriguez waren menschenleere Stätten. Selbst das
stattliche Neu-Seeland ist erst in neuester Zeit bevölkert worden
denn nach den freilich unzuverlässigen Angaben der Maori landeten

1) Sie wurden von den Portugiesen in der Zeit von 1470 bis 1486 ent-
deckt (Ghillany, Martin Behaim S. 86) und waren unbewohnt.
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[[28]/0046] III. DER SCHÖPFUNGSHERD DES MENSCHENGESCHLECHTES. Alle oceanischen Inseln, d. h. solche die in beträchtlichem Abstand vom nächsten Festland liegen, sind, mit wenigen Aus- nahmen, von europäischen Seefahrern unbewohnt gefunden worden. Dass Barent 1596 auf der Bäreninsel und Spitzbergen keine Be- wohner entdeckte, wird uns wegen ihrer unwirthlichen Lage nicht be- fremden, wohl aber, dass diess ehemals der Fall war mit Island, da doch das gegenüberliegende Ostgrönland von Eskimo bis zum 75° N. B. be- wohnt wird. Die ersten Ansiedler Islands scheinen celtische Christen um das Jahr 795 gewesen zu sein, denn als Normannen zuerst das Eisland betraten, fanden sie auf einem Inselchen der Südküste, noch jetzt die Pfaffeninsel geheissen, Krummstäbe, Glocken und irische Bücher, wie es in den Sagas heisst. Unbewohnt waren im atlantischen Meer, die von Korallen erbaute Bermudasgruppe, die vulcanischen Azoren, die vulcanische Madeiragruppe, die vulcanischen Inseln des grünen Vorgebirges, die vulcanischen Inseln im Meer- busen von Guinea 1), die einsamen Inselvulcane Fernando Noronha, Trinidad mit den Martin Vaz-Klippen, St. Helena, Ascension, Tri- stan d’Acunha, ja selbst der geräumige Falklandsarchipel, zu schweigen von allen was in das antarktische Polarmeer fällt. Auch die Vulcaninseln der Marion-, Crozet- und Kerguelengruppe oder was südlicher liegt, und die beiden Inselvulcane St. Paul und Amster- dam, ja selbst die Mascarenen, nämlich die beiden vulkanischen Zuckerinseln Mauritius und Bourbon und die ihnen beigezählte Granitinsel Rodriguez waren menschenleere Stätten. Selbst das stattliche Neu-Seeland ist erst in neuester Zeit bevölkert worden denn nach den freilich unzuverlässigen Angaben der Maori landeten 1) Sie wurden von den Portugiesen in der Zeit von 1470 bis 1486 ent- deckt (Ghillany, Martin Behaim S. 86) und waren unbewohnt.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. [28]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/46>, abgerufen am 25.04.2024.