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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Vorbericht
von
Der Juristen ihrem Studio
in der Theologie.
§. I.

JCh zweiffle nicht/ daß ihrer viele seyn werden/Gemeine Kla-
ge, daß die Ju-
ri
sten von
Theologi-
schen Sachen
schrieben.

welche bey Erblickung des Tituls von gegen-
wärtiger Schrifft mit beweglicher Stimme
ausruffen: Es sey doch eine recht erbarmens-
würdige Sache/ daß die Juristen nicht auff-
hörten in die Theologie zu stümpern/ (a) da sey
kein Articul Christlicher Lehre/ von welchem
sie sich nicht unterfiengen ihr Urtheil zu fällen/ ja gar davon zu

schrei-
(a) Man hat bereits in denen uhralten Zeiten es vor eine Staats-raisonHierunter ist
eine Staats-
raison.

gehalten, daß von Theologischen Sachen niemand anders, als gewisse
Personen Wissenschafft haben solten. Die Egyptischen Priester theilten
ihre Geheimnisse und Wissenschafften in göttlichen Dingen niemand mit, als
denen die von der Nachfolge zur Cron, oder auch Priester waren. Es er-
hellet solches unter andern aus Clemente Alexandrino Strom. lib. 5. Das
Pabstum wuste sich dieses Vortheils auch meisterlich zubedienen. Die
Schulen waren in Klöstern. Da wurde niemand unterrichtet, als der ein
Glied von der Clerisey war. Die, ob sie gleich eben in der wahren Weiß-
heit nicht unterrichtet worden, so wusten sie doch mehr als andere. Also
kunten
(Recht der Beicht-Stühle.) a
a


Vorbericht
von
Der Juriſten ihrem Studio
in der Theologie.
§. I.

JCh zweiffle nicht/ daß ihrer viele ſeyn werden/Gemeine Kla-
ge, daß die Ju-
ri
ſten von
Theologi-
ſchen Sachen
ſchrieben.

welche bey Erblickung des Tituls von gegen-
waͤrtiger Schrifft mit beweglicher Stimme
ausruffen: Es ſey doch eine recht erbarmens-
wuͤrdige Sache/ daß die Juriſten nicht auff-
hoͤrten in die Theologie zu ſtuͤmpern/ (a) da ſey
kein Articul Chriſtlicher Lehre/ von welchem
ſie ſich nicht unterfiengen ihr Urtheil zu faͤllen/ ja gar davon zu

ſchrei-
(a) Man hat bereits in denen uhralten Zeiten es vor eine Staats-raiſonHierunter iſt
eine Staats-
raiſon.

gehalten, daß von Theologiſchen Sachen niemand anders, als gewiſſe
Perſonen Wiſſenſchafft haben ſolten. Die Egyptiſchen Prieſter theilten
ihre Geheimniſſe und Wiſſenſchafften in goͤttlichen Dingen niemand mit, als
denen die von der Nachfolge zur Cron, oder auch Prieſter waren. Es er-
hellet ſolches unter andern aus Clemente Alexandrino Strom. lib. 5. Das
Pabſtum wuſte ſich dieſes Vortheils auch meiſterlich zubedienen. Die
Schulen waren in Kloͤſtern. Da wurde niemand unterrichtet, als der ein
Glied von der Cleriſey war. Die, ob ſie gleich eben in der wahren Weiß-
heit nicht unterrichtet worden, ſo wuſten ſie doch mehr als andere. Alſo
kunten
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a
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[[1]/0020] Vorbericht von Der Juriſten ihrem Studio in der Theologie. §. I. JCh zweiffle nicht/ daß ihrer viele ſeyn werden/ welche bey Erblickung des Tituls von gegen- waͤrtiger Schrifft mit beweglicher Stimme ausruffen: Es ſey doch eine recht erbarmens- wuͤrdige Sache/ daß die Juriſten nicht auff- hoͤrten in die Theologie zu ſtuͤmpern/ (a) da ſey kein Articul Chriſtlicher Lehre/ von welchem ſie ſich nicht unterfiengen ihr Urtheil zu faͤllen/ ja gar davon zu ſchrei- Gemeine Kla- ge, daß die Ju- riſten von Theologi- ſchen Sachen ſchrieben. (a) Man hat bereits in denen uhralten Zeiten es vor eine Staats-raiſon gehalten, daß von Theologiſchen Sachen niemand anders, als gewiſſe Perſonen Wiſſenſchafft haben ſolten. Die Egyptiſchen Prieſter theilten ihre Geheimniſſe und Wiſſenſchafften in goͤttlichen Dingen niemand mit, als denen die von der Nachfolge zur Cron, oder auch Prieſter waren. Es er- hellet ſolches unter andern aus Clemente Alexandrino Strom. lib. 5. Das Pabſtum wuſte ſich dieſes Vortheils auch meiſterlich zubedienen. Die Schulen waren in Kloͤſtern. Da wurde niemand unterrichtet, als der ein Glied von der Cleriſey war. Die, ob ſie gleich eben in der wahren Weiß- heit nicht unterrichtet worden, ſo wuſten ſie doch mehr als andere. Alſo kunten (Recht der Beicht-Stuͤhle.) a a

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/20>, abgerufen am 19.04.2024.