Albano? -- Nur schweigend lehnt' er sich mit der Feuerwange voll Rosen an Lianens Bru¬ der, verschämt das Erforschen scheuend; bloß als die schwindenden Rufe des Flötenthals sich wie Seufzer in seiner Brust versammelten und ihn zu oft erinnerten, wie der Sonntagsmor¬ gen schloß, wie Liane wich und wie er ihr mit nassen dunkeln Blicken vom Altare nachsah: so brach sein Auge, obwohl nicht sein Herz und er weinte heftig, aber schweigend an seinem ersten Freunde. --
Dann kehrten sie mit stummen Seelen nach Hause und schaueten sinnend den langen schwindenden Wegen der Zukunft nach; und als sie schieden, fühlten sie wohl, daß sie sich recht von Herzen liebten, nämlich recht schmerz¬ lich. -- --
Am Morgen darauf lag der fromme Vater an einer Erschütterung darnieder, die mehr seelig als traurig war; denn er sagte, er habe in der Nacht seinen Freund, den ver¬ storbenen Fürsten weißgekleidet im Tartarus gehen sehen. --
Ende des ersten Bandes.
Albano? — Nur ſchweigend lehnt' er ſich mit der Feuerwange voll Roſen an Lianens Bru¬ der, verſchämt das Erforſchen ſcheuend; bloß als die ſchwindenden Rufe des Flötenthals ſich wie Seufzer in ſeiner Bruſt verſammelten und ihn zu oft erinnerten, wie der Sonntagsmor¬ gen ſchloß, wie Liane wich und wie er ihr mit naſſen dunkeln Blicken vom Altare nachſah: ſo brach ſein Auge, obwohl nicht ſein Herz und er weinte heftig, aber ſchweigend an ſeinem erſten Freunde. —
Dann kehrten ſie mit ſtummen Seelen nach Hauſe und ſchaueten ſinnend den langen ſchwindenden Wegen der Zukunft nach; und als ſie ſchieden, fühlten ſie wohl, daß ſie ſich recht von Herzen liebten, nämlich recht ſchmerz¬ lich. — —
Am Morgen darauf lag der fromme Vater an einer Erſchütterung darnieder, die mehr ſeelig als traurig war; denn er ſagte, er habe in der Nacht ſeinen Freund, den ver¬ ſtorbenen Fürſten weißgekleidet im Tartarus gehen ſehen. —
Ende des erſten Bandes.
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Albano? — Nur ſchweigend lehnt' er ſich mit
der Feuerwange voll Roſen an Lianens Bru¬
der, verſchämt das Erforſchen ſcheuend; bloß
als die ſchwindenden Rufe des Flötenthals ſich
wie Seufzer in ſeiner Bruſt verſammelten und
ihn zu oft erinnerten, wie der Sonntagsmor¬
gen ſchloß, wie Liane wich und wie er ihr mit
naſſen dunkeln Blicken vom Altare nachſah: ſo
brach ſein Auge, obwohl nicht ſein Herz und
er weinte heftig, aber ſchweigend an ſeinem
erſten Freunde. —
Dann kehrten ſie mit ſtummen Seelen
nach Hauſe und ſchaueten ſinnend den langen
ſchwindenden Wegen der Zukunft nach; und
als ſie ſchieden, fühlten ſie wohl, daß ſie ſich
recht von Herzen liebten, nämlich recht ſchmerz¬
lich. — —
Am Morgen darauf lag der fromme
Vater an einer Erſchütterung darnieder, die
mehr ſeelig als traurig war; denn er ſagte,
er habe in der Nacht ſeinen Freund, den ver¬
ſtorbenen Fürſten weißgekleidet im Tartarus
gehen ſehen. —
Ende des erſten Bandes.
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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/536>, abgerufen am 20.04.2024.
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