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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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glücklicher-thronenden Kron-Adler, als einen
auf der Stange. . . .

Aber nun bitt' ich sämmtliche Leserinnen
entweder in das Schießhaus einzutreten oder
sich mit der Soldatenfrau daraus -- die fort¬
läuft und den Frevel der gnädigen Frau an¬
zeigt -- mit wegzumachen, weil wenige von ih¬
nen es neben mir aushalten, daß unser Held, der
Stammhalter des Titans, von einigen Pach¬
ters-Knechten -- denen noch dazu Albine das
Remarsch-Reglement seines eiligern Kommens
mitgegeben -- auf ein Queerholz, das unter¬
halb des Hakens der Vogelstange eingefuget
ist, festgesetzet und, mit dem Unterleibe an diese
angebunden und so in der Lust wagrecht lie¬
gend, allmälig durch den weiten Bogen aufge¬
hoben und mitten im luftigen Himmel aufge¬
stellet wird. -- Es ist arg; aber die Knechte
konnten den Bitten seiner mächtigen Augen,
seinem malerischen Willen und Muthe und den
angebotnen Recompensen und Krönungsmünzen,
unmöglich widerstehen und dabei wog er ja
nur halb so viel wie der letzte Vogel.

Ich bin dir doch gut, Kleiner, trotz dei¬

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glücklicher-thronenden Kron-Adler, als einen
auf der Stange. . . .

Aber nun bitt' ich ſämmtliche Leſerinnen
entweder in das Schießhaus einzutreten oder
ſich mit der Soldatenfrau daraus — die fort¬
läuft und den Frevel der gnädigen Frau an¬
zeigt — mit wegzumachen, weil wenige von ih¬
nen es neben mir aushalten, daß unſer Held, der
Stammhalter des Titans, von einigen Pach¬
ters-Knechten — denen noch dazu Albine das
Remarſch-Reglement ſeines eiligern Kommens
mitgegeben — auf ein Queerholz, das unter¬
halb des Hakens der Vogelſtange eingefuget
iſt, feſtgeſetzet und, mit dem Unterleibe an dieſe
angebunden und ſo in der Luſt wagrecht lie¬
gend, allmälig durch den weiten Bogen aufge¬
hoben und mitten im luftigen Himmel aufge¬
ſtellet wird. — Es iſt arg; aber die Knechte
konnten den Bitten ſeiner mächtigen Augen,
ſeinem maleriſchen Willen und Muthe und den
angebotnen Recompenſen und Krönungsmünzen,
unmöglich widerſtehen und dabei wog er ja
nur halb ſo viel wie der letzte Vogel.

Ich bin dir doch gut, Kleiner, trotz dei¬

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[147/0167] glücklicher-thronenden Kron-Adler, als einen auf der Stange. . . . Aber nun bitt' ich ſämmtliche Leſerinnen entweder in das Schießhaus einzutreten oder ſich mit der Soldatenfrau daraus — die fort¬ läuft und den Frevel der gnädigen Frau an¬ zeigt — mit wegzumachen, weil wenige von ih¬ nen es neben mir aushalten, daß unſer Held, der Stammhalter des Titans, von einigen Pach¬ ters-Knechten — denen noch dazu Albine das Remarſch-Reglement ſeines eiligern Kommens mitgegeben — auf ein Queerholz, das unter¬ halb des Hakens der Vogelſtange eingefuget iſt, feſtgeſetzet und, mit dem Unterleibe an dieſe angebunden und ſo in der Luſt wagrecht lie¬ gend, allmälig durch den weiten Bogen aufge¬ hoben und mitten im luftigen Himmel aufge¬ ſtellet wird. — Es iſt arg; aber die Knechte konnten den Bitten ſeiner mächtigen Augen, ſeinem maleriſchen Willen und Muthe und den angebotnen Recompenſen und Krönungsmünzen, unmöglich widerſtehen und dabei wog er ja nur halb ſo viel wie der letzte Vogel. Ich bin dir doch gut, Kleiner, trotz dei¬ K 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/167>, abgerufen am 29.03.2024.