Luigi, der letzte hohlröhrige Schuß und Fech¬ ser des Hohenfliesser Mannsstammes, verdorrte. Welche Heerden von venezianischen Löwenköpfen Haarhaar ins künftige Erbland treibt, die da nichts verschlingen sollen als gelehrte Anzeigen und Wundzettel -- und welche Spitzbubenban¬ de von politischen Mechanikern es da wie in eine Botany-Bay aussetzt, ist gar nicht zu sa¬ gen aus Mangel an Zeit. Doch ist Haarhaar auf der andern Seite wieder so brav, daß es nichts so herzlich wünscht als den höchsten Flor des Hohenfliesser Finanz-Etats, Handels, Acker- und Seidenbaues und Gestütes und daß es im höchsten Grade jede öffentliche Verschwen¬ dung, diese Entnervung des großen Interkostal- Nervens (des Geldes) -- als das stärkste ka¬ nonische Impediment aller Bevölkerung hasset und verflucht: "der Regent (sagt der ächt men¬ "schenfreundliche Fürst von Haarhaar) ist der "Ober-Hirt, nicht der Schächter des Staats, "sogar die Wollenscheere nehm' er nicht so oft "als die Hirtenflöte in die Hand; nicht über "fremde Kräfte und Ehen ist unser Vetter
Luigi, der letzte hohlröhrige Schuß und Fech¬ ſer des Hohenflieſſer Mannsſtammes, verdorrte. Welche Heerden von venezianiſchen Löwenköpfen Haarhaar ins künftige Erbland treibt, die da nichts verſchlingen ſollen als gelehrte Anzeigen und Wundzettel — und welche Spitzbubenban¬ de von politiſchen Mechanikern es da wie in eine Botany-Bay ausſetzt, iſt gar nicht zu ſa¬ gen aus Mangel an Zeit. Doch iſt Haarhaar auf der andern Seite wieder ſo brav, daß es nichts ſo herzlich wünſcht als den höchſten Flor des Hohenflieſſer Finanz-Etats, Handels, Acker- und Seidenbaues und Geſtütes und daß es im höchſten Grade jede öffentliche Verſchwen¬ dung, dieſe Entnervung des großen Interkoſtal- Nervens (des Geldes) — als das ſtärkſte ka¬ noniſche Impediment aller Bevölkerung haſſet und verflucht: „der Regent (ſagt der ächt men¬ „ſchenfreundliche Fürſt von Haarhaar) iſt der „Ober-Hirt, nicht der Schächter des Staats, „ſogar die Wollenſcheere nehm' er nicht ſo oft „als die Hirtenflöte in die Hand; nicht über „fremde Kräfte und Ehen iſt unſer Vetter
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Luigi, der letzte hohlröhrige Schuß und Fech¬
ſer des Hohenflieſſer Mannsſtammes, verdorrte.
Welche Heerden von venezianiſchen Löwenköpfen
Haarhaar ins künftige Erbland treibt, die da
nichts verſchlingen ſollen als gelehrte Anzeigen
und Wundzettel — und welche Spitzbubenban¬
de von politiſchen Mechanikern es da wie in
eine Botany-Bay ausſetzt, iſt gar nicht zu ſa¬
gen aus Mangel an Zeit. Doch iſt Haarhaar
auf der andern Seite wieder ſo brav, daß es
nichts ſo herzlich wünſcht als den höchſten Flor
des Hohenflieſſer Finanz-Etats, Handels, Acker-
und Seidenbaues und Geſtütes und daß es
im höchſten Grade jede öffentliche Verſchwen¬
dung, dieſe Entnervung des großen Interkoſtal-
Nervens (des Geldes) — als das ſtärkſte ka¬
noniſche Impediment aller Bevölkerung haſſet
und verflucht: „der Regent (ſagt der ächt men¬
„ſchenfreundliche Fürſt von Haarhaar) iſt der
„Ober-Hirt, nicht der Schächter des Staats,
„ſogar die Wollenſcheere nehm' er nicht ſo oft
„als die Hirtenflöte in die Hand; nicht über
„fremde Kräfte und Ehen iſt unſer Vetter
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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/142>, abgerufen am 24.04.2024.
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