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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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und Nachtstücken, die ich von den Kabalen,
dem Egoismus und der Libertinage biographi¬
scher Höfe malte, es so zu treffen, daß Ähnlich¬
keiten mit wirklichen geschickt vermieden wur¬
den; ja für einen solchen Idioten wie mich war
es sogar ein schlechter Behelf, oft den Machia¬
vel vor sich hinzulegen, um mit Zuziehung der
französischen Geschichte durch das Malen nach
beiden den Anwendungen wenigstens auf Länder
zu wehren, in denen nie ein Franzos oder ein
Welscher den Einfluß gehabt, den man sonst
beiden auf andere deutsche beimisset; so wie
Herder gegen die Naturforscher, welche gewisse
mißgestaltete Völker aus Paarungen mit Affen
ableiten, die sehr gute Bemerkung macht, daß
die meisten Ähnlichkeiten mit Affen, der zurück¬
gehende Schädel der Kalmucken, die abstehen¬
den Ohren der Pevas, die schmalen Hände in
Karolina gerade in Ländern erscheinen, wo es
gar keine Affen giebt. Wie gesagt, auffallende
Unähnlichkeiten wollten mir nicht gelingen, jetzt
hingegen ist jeder Hof, um welchen meine Le¬
gazions-Flotille schifft, mir bekannt und also
vor Ähnlichkeiten gedeckt, besonders jeder, den

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und Nachtſtücken, die ich von den Kabalen,
dem Egoiſmus und der Libertinage biographi¬
ſcher Höfe malte, es ſo zu treffen, daß Ähnlich¬
keiten mit wirklichen geſchickt vermieden wur¬
den; ja für einen ſolchen Idioten wie mich war
es ſogar ein ſchlechter Behelf, oft den Machia¬
vel vor ſich hinzulegen, um mit Zuziehung der
franzöſiſchen Geſchichte durch das Malen nach
beiden den Anwendungen wenigſtens auf Länder
zu wehren, in denen nie ein Franzos oder ein
Welſcher den Einfluß gehabt, den man ſonſt
beiden auf andere deutſche beimiſſet; ſo wie
Herder gegen die Naturforſcher, welche gewiſſe
mißgeſtaltete Völker aus Paarungen mit Affen
ableiten, die ſehr gute Bemerkung macht, daß
die meiſten Ähnlichkeiten mit Affen, der zurück¬
gehende Schädel der Kalmucken, die abſtehen¬
den Ohren der Pevas, die ſchmalen Hände in
Karolina gerade in Ländern erſcheinen, wo es
gar keine Affen giebt. Wie geſagt, auffallende
Unähnlichkeiten wollten mir nicht gelingen, jetzt
hingegen iſt jeder Hof, um welchen meine Le¬
gazions-Flotille ſchifft, mir bekannt und alſo
vor Ähnlichkeiten gedeckt, beſonders jeder, den

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[115/0135] und Nachtſtücken, die ich von den Kabalen, dem Egoiſmus und der Libertinage biographi¬ ſcher Höfe malte, es ſo zu treffen, daß Ähnlich¬ keiten mit wirklichen geſchickt vermieden wur¬ den; ja für einen ſolchen Idioten wie mich war es ſogar ein ſchlechter Behelf, oft den Machia¬ vel vor ſich hinzulegen, um mit Zuziehung der franzöſiſchen Geſchichte durch das Malen nach beiden den Anwendungen wenigſtens auf Länder zu wehren, in denen nie ein Franzos oder ein Welſcher den Einfluß gehabt, den man ſonſt beiden auf andere deutſche beimiſſet; ſo wie Herder gegen die Naturforſcher, welche gewiſſe mißgeſtaltete Völker aus Paarungen mit Affen ableiten, die ſehr gute Bemerkung macht, daß die meiſten Ähnlichkeiten mit Affen, der zurück¬ gehende Schädel der Kalmucken, die abſtehen¬ den Ohren der Pevas, die ſchmalen Hände in Karolina gerade in Ländern erſcheinen, wo es gar keine Affen giebt. Wie geſagt, auffallende Unähnlichkeiten wollten mir nicht gelingen, jetzt hingegen iſt jeder Hof, um welchen meine Le¬ gazions-Flotille ſchifft, mir bekannt und alſo vor Ähnlichkeiten gedeckt, beſonders jeder, den H 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/135>, abgerufen am 25.04.2024.