Diese Zeile ist kein Vers, sondern nur ein Zeichen, daß ich droben war und da viel that: meine Sänfte wurde abgeschnallet und ich mit geschlossenen Augen, hineingeschaft, weil ich erst auf dem Schneeberg, der Kuppel des Fich¬ telgebirgs, mich umsehen will . . . Unter dem Aussteigen strömte vor meinem Gesicht eine äthe¬ rische Morgenluft vorüber; sie drückte mich nicht mit dem schwülen West eines Trauerfächers, sondern hob mich mit dem Wehen einer Frei¬ heitsfahne . . . Wahrhaftig ich wollte unter ei¬ nem Luftballon ganz andre Epopeen und unter einer Täucherglocke ganz andre Feudalrechte schrei¬ ben als die Welt gegenwärtig hat. . . .
Ich wünschte, No. VIII. die Kunstrichter würden in meiner Sänfte mitgetragen und ich hätte ihre Hände; ich würde sie drücken und sagen: Kunstrichter unterschieden sich von Re¬ zensenten wie Richter von Nachrichtern -- Ich würde ihnen gratulieren zu ihrem Geschmack, daß er wie der eines Genies, dem eines Kos¬
— Endlich hab, ich nun den Ochſenkopf. —
Dieſe Zeile iſt kein Vers, ſondern nur ein Zeichen, daß ich droben war und da viel that: meine Saͤnfte wurde abgeſchnallet und ich mit geſchloſſenen Augen, hineingeſchaft, weil ich erſt auf dem Schneeberg, der Kuppel des Fich¬ telgebirgs, mich umſehen will . . . Unter dem Ausſteigen ſtroͤmte vor meinem Geſicht eine aͤthe¬ riſche Morgenluft voruͤber; ſie druͤckte mich nicht mit dem ſchwuͤlen Weſt eines Trauerfaͤchers, ſondern hob mich mit dem Wehen einer Frei¬ heitsfahne . . . Wahrhaftig ich wollte unter ei¬ nem Luftballon ganz andre Epopeen und unter einer Taͤucherglocke ganz andre Feudalrechte ſchrei¬ ben als die Welt gegenwaͤrtig hat. . . .
Ich wuͤnſchte, No. VIII. die Kunſtrichter wuͤrden in meiner Saͤnfte mitgetragen und ich haͤtte ihre Haͤnde; ich wuͤrde ſie druͤcken und ſagen: Kunſtrichter unterſchieden ſich von Re¬ zenſenten wie Richter von Nachrichtern — Ich wuͤrde ihnen gratulieren zu ihrem Geſchmack, daß er wie der eines Genies, dem eines Kos¬
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[XIV/0026]
— Endlich hab, ich nun den Ochſenkopf. —
Dieſe Zeile iſt kein Vers, ſondern nur ein
Zeichen, daß ich droben war und da viel that:
meine Saͤnfte wurde abgeſchnallet und ich mit
geſchloſſenen Augen, hineingeſchaft, weil ich
erſt auf dem Schneeberg, der Kuppel des Fich¬
telgebirgs, mich umſehen will . . . Unter dem
Ausſteigen ſtroͤmte vor meinem Geſicht eine aͤthe¬
riſche Morgenluft voruͤber; ſie druͤckte mich nicht
mit dem ſchwuͤlen Weſt eines Trauerfaͤchers,
ſondern hob mich mit dem Wehen einer Frei¬
heitsfahne . . . Wahrhaftig ich wollte unter ei¬
nem Luftballon ganz andre Epopeen und unter
einer Taͤucherglocke ganz andre Feudalrechte ſchrei¬
ben als die Welt gegenwaͤrtig hat. . . .
Ich wuͤnſchte, No. VIII. die Kunſtrichter
wuͤrden in meiner Saͤnfte mitgetragen und ich
haͤtte ihre Haͤnde; ich wuͤrde ſie druͤcken und
ſagen: Kunſtrichter unterſchieden ſich von Re¬
zenſenten wie Richter von Nachrichtern — Ich
wuͤrde ihnen gratulieren zu ihrem Geſchmack,
daß er wie der eines Genies, dem eines Kos¬
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. XIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/26>, abgerufen am 24.04.2024.
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