Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
35. Summula.
Theoda's Brief an Bona.

Bona! Ich war Dir nie ernst genug, jetzt,
dächt' ich, wär' ichs. Doch kann ich mich irren
und ich bin vielleicht nur wund. Herzen und
Glocken bekommen so leicht Sprünge bey starkem
Bewegen. Wär ich nur mit meinem an Dei-
nem schneeweißen Halse: es sollte bald heil seyn.
Gräme Dich nicht voraus, ich habe nichts ver-
loren, nicht einmal ein Stückchen Liebe, bloß
ein paar Dummheiten. Nur der Mond, der
mir beym Aufgang die Augen wässerte, steigt
jetzt immer höher, und zieht mit Gewalt blut-
warme Tropfen aus der Brust herauf, so zieh'
er denn fort.

Ach Bona, ich weine! Denn ich habe
dumm gefehlt; und Du sollst heute alles wissen.
Nur wird es mir sauer, Dir das lange histori-

35. Summula.
Theoda’s Brief an Bona.

Bona! Ich war Dir nie ernſt genug, jetzt,
dächt’ ich, waͤr’ ichs. Doch kann ich mich irren
und ich bin vielleicht nur wund. Herzen und
Glocken bekommen ſo leicht Spruͤnge bey ſtarkem
Bewegen. Waͤr ich nur mit meinem an Dei-
nem ſchneeweißen Halſe: es ſollte bald heil ſeyn.
Graͤme Dich nicht voraus, ich habe nichts ver-
loren, nicht einmal ein Stuͤckchen Liebe, bloß
ein paar Dummheiten. Nur der Mond, der
mir beym Aufgang die Augen waͤſſerte, ſteigt
jetzt immer hoͤher, und zieht mit Gewalt blut-
warme Tropfen aus der Bruſt herauf, ſo zieh’
er denn fort.

Ach Bona, ich weine! Denn ich habe
dumm gefehlt; und Du ſollſt heute alles wiſſen.
Nur wird es mir ſauer, Dir das lange hiſtori-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0048" n="42"/>
          <div n="3">
            <head>35. Summula.<lb/><hi rendition="#g">Theoda&#x2019;s Brief an Bona</hi>.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">B</hi>ona! Ich war Dir nie ern&#x017F;t genug, jetzt,<lb/>
dächt&#x2019; ich, wa&#x0364;r&#x2019; ichs. Doch kann ich mich irren<lb/>
und ich bin vielleicht nur wund. Herzen und<lb/>
Glocken bekommen &#x017F;o leicht Spru&#x0364;nge bey &#x017F;tarkem<lb/>
Bewegen. Wa&#x0364;r ich nur mit meinem an Dei-<lb/>
nem &#x017F;chneeweißen Hal&#x017F;e: es &#x017F;ollte bald heil &#x017F;eyn.<lb/>
Gra&#x0364;me Dich nicht voraus, ich habe nichts ver-<lb/>
loren, nicht einmal ein Stu&#x0364;ckchen Liebe, bloß<lb/>
ein paar Dummheiten. Nur der Mond, der<lb/>
mir beym Aufgang die Augen wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte, &#x017F;teigt<lb/>
jetzt immer ho&#x0364;her, und zieht mit Gewalt blut-<lb/>
warme Tropfen aus der Bru&#x017F;t herauf, &#x017F;o zieh&#x2019;<lb/>
er denn fort.</p><lb/>
            <p>Ach Bona, ich weine! Denn ich habe<lb/>
dumm gefehlt; und Du &#x017F;oll&#x017F;t heute alles wi&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Nur wird es mir &#x017F;auer, Dir das lange hi&#x017F;tori-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0048] 35. Summula. Theoda’s Brief an Bona. Bona! Ich war Dir nie ernſt genug, jetzt, dächt’ ich, waͤr’ ichs. Doch kann ich mich irren und ich bin vielleicht nur wund. Herzen und Glocken bekommen ſo leicht Spruͤnge bey ſtarkem Bewegen. Waͤr ich nur mit meinem an Dei- nem ſchneeweißen Halſe: es ſollte bald heil ſeyn. Graͤme Dich nicht voraus, ich habe nichts ver- loren, nicht einmal ein Stuͤckchen Liebe, bloß ein paar Dummheiten. Nur der Mond, der mir beym Aufgang die Augen waͤſſerte, ſteigt jetzt immer hoͤher, und zieht mit Gewalt blut- warme Tropfen aus der Bruſt herauf, ſo zieh’ er denn fort. Ach Bona, ich weine! Denn ich habe dumm gefehlt; und Du ſollſt heute alles wiſſen. Nur wird es mir ſauer, Dir das lange hiſtori-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/48
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/48>, abgerufen am 19.04.2024.