Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

die unbegreifliche Verwandlung der beyden Edel-
männer in ihr Wiederspiel ein. Als er aber
endlich das Wahre begriff und erhörte, und
daß Nieß bisher wie die alten Manuskripte ohne
Titelblatt gewesen, und endlich sich eines vor-
gebunden, sein Namens-Pergament, und, daß
er blos nach Autor-Sitte, sich den Namen
Theudobach geborgt und eingeätzt: so konnte sich
der Doktor einiger Bemerkungen und Verwun-
derungen nicht enthalten, sondern gestand: --
"ein Anderer als Er hätte dies eben so gut
errathen können -- ganze Namen-Rasur und
Tonsur bey Rezensenten gebe leicht Namen-
Alibi und Namen-Nachdrucke der Autoren."
Ja er fand hierin Aehnlichkeit zwischen großen
Autoren und großen Spitzbuben, daß beyde
bey ihrem Geschäfte fremde Namen annehmen,
und führte aus des Badischen Hofrath Roths
Gauner-Liste von 1800 mehrere zweyte Autor-
Namen an, wie sonst französische Prinzen zwey-
mal getauft wurden z. B. den großen Allgeier --
den dürren Herrgott -- den kleinen Pappen-
heimer -- den reichen Bettler oder Spatzen-

die unbegreifliche Verwandlung der beyden Edel-
maͤnner in ihr Wiederſpiel ein. Als er aber
endlich das Wahre begriff und erhoͤrte, und
daß Nieß bisher wie die alten Manuſkripte ohne
Titelblatt geweſen, und endlich ſich eines vor-
gebunden, ſein Namens-Pergament, und, daß
er blos nach Autor-Sitte, ſich den Namen
Theudobach geborgt und eingeaͤtzt: ſo konnte ſich
der Doktor einiger Bemerkungen und Verwun-
derungen nicht enthalten, ſondern geſtand: —
„ein Anderer als Er haͤtte dies eben ſo gut
errathen koͤnnen — ganze Namen-Raſur und
Tonſur bey Rezenſenten gebe leicht Namen-
Alibi und Namen-Nachdrucke der Autoren.“
Ja er fand hierin Aehnlichkeit zwiſchen großen
Autoren und großen Spitzbuben, daß beyde
bey ihrem Geſchaͤfte fremde Namen annehmen,
und fuͤhrte aus des Badiſchen Hofrath Roths
Gauner-Liſte von 1800 mehrere zweyte Autor-
Namen an, wie ſonſt franzöſiſche Prinzen zwey-
mal getauft wurden z. B. den großen Allgeier —
den duͤrren Herrgott — den kleinen Pappen-
heimer — den reichen Bettler oder Spatzen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0043" n="37"/>
die unbegreifliche Verwandlung der beyden Edel-<lb/>
ma&#x0364;nner in ihr Wieder&#x017F;piel ein. Als er aber<lb/>
endlich das Wahre begriff und erho&#x0364;rte, und<lb/>
daß Nieß bisher wie die alten Manu&#x017F;kripte ohne<lb/>
Titelblatt gewe&#x017F;en, und endlich &#x017F;ich eines vor-<lb/>
gebunden, &#x017F;ein Namens-Pergament, und, daß<lb/>
er blos nach Autor-Sitte, &#x017F;ich den Namen<lb/>
Theudobach geborgt und eingea&#x0364;tzt: &#x017F;o konnte &#x017F;ich<lb/>
der Doktor einiger Bemerkungen und Verwun-<lb/>
derungen nicht enthalten, &#x017F;ondern ge&#x017F;tand: &#x2014;<lb/>
&#x201E;ein Anderer als Er ha&#x0364;tte dies eben &#x017F;o gut<lb/>
errathen ko&#x0364;nnen &#x2014; ganze Namen-Ra&#x017F;ur und<lb/>
Ton&#x017F;ur bey Rezen&#x017F;enten gebe leicht Namen-<lb/>
Alibi und Namen-Nachdrucke der Autoren.&#x201C;<lb/>
Ja er fand hierin Aehnlichkeit zwi&#x017F;chen großen<lb/>
Autoren und großen Spitzbuben, daß beyde<lb/>
bey ihrem Ge&#x017F;cha&#x0364;fte fremde Namen annehmen,<lb/>
und fu&#x0364;hrte aus des Badi&#x017F;chen Hofrath Roths<lb/>
Gauner-Li&#x017F;te von 1800 mehrere zweyte Autor-<lb/>
Namen an, wie &#x017F;on&#x017F;t franzö&#x017F;i&#x017F;che Prinzen zwey-<lb/>
mal getauft wurden z. B. den großen Allgeier &#x2014;<lb/>
den du&#x0364;rren Herrgott &#x2014; den kleinen Pappen-<lb/>
heimer &#x2014; den reichen Bettler oder Spatzen-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0043] die unbegreifliche Verwandlung der beyden Edel- maͤnner in ihr Wiederſpiel ein. Als er aber endlich das Wahre begriff und erhoͤrte, und daß Nieß bisher wie die alten Manuſkripte ohne Titelblatt geweſen, und endlich ſich eines vor- gebunden, ſein Namens-Pergament, und, daß er blos nach Autor-Sitte, ſich den Namen Theudobach geborgt und eingeaͤtzt: ſo konnte ſich der Doktor einiger Bemerkungen und Verwun- derungen nicht enthalten, ſondern geſtand: — „ein Anderer als Er haͤtte dies eben ſo gut errathen koͤnnen — ganze Namen-Raſur und Tonſur bey Rezenſenten gebe leicht Namen- Alibi und Namen-Nachdrucke der Autoren.“ Ja er fand hierin Aehnlichkeit zwiſchen großen Autoren und großen Spitzbuben, daß beyde bey ihrem Geſchaͤfte fremde Namen annehmen, und fuͤhrte aus des Badiſchen Hofrath Roths Gauner-Liſte von 1800 mehrere zweyte Autor- Namen an, wie ſonſt franzöſiſche Prinzen zwey- mal getauft wurden z. B. den großen Allgeier — den duͤrren Herrgott — den kleinen Pappen- heimer — den reichen Bettler oder Spatzen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/43
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/43>, abgerufen am 19.04.2024.