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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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meine vielleicht indiskrete doch abgedrungene Er-
öffnung zu verzeihen, daß Sie an mich geschrie-
ben. Hier ist Ihr Brief, hier ist die Kopie
meiner Antwort darauf. Hier ist sogar noch mein,
wenn nicht getroffnes, doch zu errathendes Gesicht
vor der allgemeinen deutsch. Bibliothek und da-
zu eine Rezension Seite 213 darin, worin freylich
nichts Wahres ist, als die Namen-Jagd, daß ich
nämlich meinen Geschlechtsnamen Nieß den Vor-
namen Theudobach vorgesetzt. -- Kurz ich bin
der Dichter der unbedeutenden Trauerspiele, die
mir jetzt selber eines bereiten. Ich verwünsche
jede Minute, wo ich Ihnen etwas so Gleich-
gültiges verbarg, als mein Name ist. Das
Bessere habe ich vielleicht zu wenig verfehlt. --
Hier ist nun Ihr Brief -- meine Handschrift --
mein Geständnis -- so gar mein Zerr-Bild.
Am Himmel entfernt sich die Venus nicht über
47 Grade vom Bilde des Dichtergottes, wollen
Sie Sich weiter entfernen?"

Schweigend gab Theoda dem Hauptmann
Nießens Brief, Rezension und Kupferstich mit

meine vielleicht indiskrete doch abgedrungene Er-
oͤffnung zu verzeihen, daß Sie an mich geſchrie-
ben. Hier iſt Ihr Brief, hier iſt die Kopie
meiner Antwort darauf. Hier iſt ſogar noch mein,
wenn nicht getroffnes, doch zu errathendes Geſicht
vor der allgemeinen deutſch. Bibliothek und da-
zu eine Rezenſion Seite 213 darin, worin freylich
nichts Wahres iſt, als die Namen-Jagd, daß ich
nämlich meinen Geſchlechtsnamen Nieß den Vor-
namen Theudobach vorgeſetzt. — Kurz ich bin
der Dichter der unbedeutenden Trauerſpiele, die
mir jetzt ſelber eines bereiten. Ich verwuͤnſche
jede Minute, wo ich Ihnen etwas ſo Gleich-
guͤltiges verbarg, als mein Name iſt. Das
Beſſere habe ich vielleicht zu wenig verfehlt. —
Hier iſt nun Ihr Brief — meine Handſchrift —
mein Geſtaͤndnis — ſo gar mein Zerr-Bild.
Am Himmel entfernt ſich die Venus nicht uͤber
47 Grade vom Bilde des Dichtergottes, wollen
Sie Sich weiter entfernen?”

Schweigend gab Theoda dem Hauptmann
Nießens Brief, Rezenſion und Kupferſtich mit

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[24/0030] meine vielleicht indiskrete doch abgedrungene Er- oͤffnung zu verzeihen, daß Sie an mich geſchrie- ben. Hier iſt Ihr Brief, hier iſt die Kopie meiner Antwort darauf. Hier iſt ſogar noch mein, wenn nicht getroffnes, doch zu errathendes Geſicht vor der allgemeinen deutſch. Bibliothek und da- zu eine Rezenſion Seite 213 darin, worin freylich nichts Wahres iſt, als die Namen-Jagd, daß ich nämlich meinen Geſchlechtsnamen Nieß den Vor- namen Theudobach vorgeſetzt. — Kurz ich bin der Dichter der unbedeutenden Trauerſpiele, die mir jetzt ſelber eines bereiten. Ich verwuͤnſche jede Minute, wo ich Ihnen etwas ſo Gleich- guͤltiges verbarg, als mein Name iſt. Das Beſſere habe ich vielleicht zu wenig verfehlt. — Hier iſt nun Ihr Brief — meine Handſchrift — mein Geſtaͤndnis — ſo gar mein Zerr-Bild. Am Himmel entfernt ſich die Venus nicht uͤber 47 Grade vom Bilde des Dichtergottes, wollen Sie Sich weiter entfernen?” Schweigend gab Theoda dem Hauptmann Nießens Brief, Rezenſion und Kupferſtich mit

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/30>, abgerufen am 20.04.2024.