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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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steinfeger und jedes Geschlecht und Alter seine
Gedanken in den Kopf und seinen Namen in
den Mund bekommen -- daß oft die erbärmlich-
sten Marktflecken, sobald glücklicherweise ein
noch elenderes Maraden-Theater von Groschen-
galleristen einrückt, sich vor den knarrenden Tri-
umphkarren vorspannen, worauf jene den Dich-
ter nachführen, so daß, wenn gar der Dichter
die Truppe selber dirigirt, er an jedem Orte,
wo beyde ankommen, den englischen Wahlkandi-
daten gleicht, die auf vielen Wagen (Lord Fard-
ley auf 50) die Wahlmänner für den Sitz im
Hause der Gemeinen an den Wahlort bringen
lassen. -- Noch hundert Vortheile könnt' ich
vermittelst der Auslassungsfigur (figura prae-
teritionis
) anführen, die ich lieber weglasse,
solche z. B. daß einen Theaterautor (und oft
steht er dabey und hört alles) eine ganze Kor-
porazion von Händen gleichsam auf den Hän-
den trägt (daheim hat ihn nur ein Mann in
seiner Linken, und blättert mit der Rechten ver-
drüßlich) -- daß er auswendig gelernt wird,
nicht bloß von Spielern, sondern am Ende von

ſteinfeger und jedes Geſchlecht und Alter ſeine
Gedanken in den Kopf und ſeinen Namen in
den Mund bekommen — daß oft die erbaͤrmlich-
ſten Marktflecken, ſobald gluͤcklicherweiſe ein
noch elenderes Maraden-Theater von Groſchen-
galleriſten einruͤckt, ſich vor den knarrenden Tri-
umphkarren vorſpannen, worauf jene den Dich-
ter nachfuͤhren, ſo daß, wenn gar der Dichter
die Truppe ſelber dirigirt, er an jedem Orte,
wo beyde ankommen, den engliſchen Wahlkandi-
daten gleicht, die auf vielen Wagen (Lord Fard-
ley auf 50) die Wahlmaͤnner fuͤr den Sitz im
Hauſe der Gemeinen an den Wahlort bringen
laſſen. — Noch hundert Vortheile koͤnnt’ ich
vermittelſt der Auslaſſungsfigur (figura prae-
teritionis
) anfuͤhren, die ich lieber weglaſſe,
ſolche z. B. daß einen Theaterautor (und oft
ſteht er dabey und hoͤrt alles) eine ganze Kor-
porazion von Haͤnden gleichſam auf den Haͤn-
den traͤgt (daheim hat ihn nur ein Mann in
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[8/0014] ſteinfeger und jedes Geſchlecht und Alter ſeine Gedanken in den Kopf und ſeinen Namen in den Mund bekommen — daß oft die erbaͤrmlich- ſten Marktflecken, ſobald gluͤcklicherweiſe ein noch elenderes Maraden-Theater von Groſchen- galleriſten einruͤckt, ſich vor den knarrenden Tri- umphkarren vorſpannen, worauf jene den Dich- ter nachfuͤhren, ſo daß, wenn gar der Dichter die Truppe ſelber dirigirt, er an jedem Orte, wo beyde ankommen, den engliſchen Wahlkandi- daten gleicht, die auf vielen Wagen (Lord Fard- ley auf 50) die Wahlmaͤnner fuͤr den Sitz im Hauſe der Gemeinen an den Wahlort bringen laſſen. — Noch hundert Vortheile koͤnnt’ ich vermittelſt der Auslaſſungsfigur (figura prae- teritionis) anfuͤhren, die ich lieber weglaſſe, ſolche z. B. daß einen Theaterautor (und oft ſteht er dabey und hoͤrt alles) eine ganze Kor- porazion von Haͤnden gleichſam auf den Haͤn- den traͤgt (daheim hat ihn nur ein Mann in ſeiner Linken, und blaͤttert mit der Rechten ver- druͤßlich) — daß er auswendig gelernt wird, nicht bloß von Spielern, ſondern am Ende von

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/14>, abgerufen am 28.03.2024.