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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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nie zärter aufgelöset als von dem Wurfe in ei-
nen Graben, gleichsam in ein verlängertes Grab,
wobey das allgemeine Interesse wenig verliert,
wenn noch dazu Glieder der Mitglieder verrenkt
oder verstaucht sind, oder beschmutzt. Die Freude
gieng allgemein wie eine Luna auf; das Städt-
chen Huhl lag vor der Nase und jeder mußte
sich abtrocknen und abstäuben und deshalb vor-
her übernachten. Nur Würfel, der aus dem
Oertchen sein Taschenbuch zurück zu holen hatte,
mußt' verdrüslich daraus heimeilen mit der nassen
Borke am besten Vorderwestchen; eine halbe
Nacht und einen ganzen Weg voll Nachtluft
mußt' er dazu nehmen, um so trocken anzu-
langen, als er abgegangen. Katzenberger machte
weniger aus dem Koth, von welchem er seine
eigne Meinung hegte, welche diese war, daß er
ihn bloß als reine Adams-Erde mit heiligem
Himmels-Wasser getauft darstellte, und dann
die Leute fragte: was mangelt dem Dreck? Bloß
den dachsbeinigen Flex schalt er über dessen schwe-
res Schleppkleid so: "fauler Hund, hättest du
dich nicht stracks aufrichten können, so bald ich

nie zaͤrter aufgeloͤſet als von dem Wurfe in ei-
nen Graben, gleichſam in ein verlaͤngertes Grab,
wobey das allgemeine Intereſſe wenig verliert,
wenn noch dazu Glieder der Mitglieder verrenkt
oder verſtaucht ſind, oder beſchmutzt. Die Freude
gieng allgemein wie eine Luna auf; das Städt-
chen Huhl lag vor der Naſe und jeder mußte
ſich abtrocknen und abſtäuben und deshalb vor-
her uͤbernachten. Nur Wuͤrfel, der aus dem
Oertchen ſein Taſchenbuch zuruͤck zu holen hatte,
mußt’ verdruͤslich daraus heimeilen mit der naſſen
Borke am beſten Vorderweſtchen; eine halbe
Nacht und einen ganzen Weg voll Nachtluft
mußt’ er dazu nehmen, um ſo trocken anzu-
langen, als er abgegangen. Katzenberger machte
weniger aus dem Koth, von welchem er ſeine
eigne Meinung hegte, welche dieſe war, daß er
ihn bloß als reine Adams-Erde mit heiligem
Himmels-Waſſer getauft darſtellte, und dann
die Leute fragte: was mangelt dem Dreck? Bloß
den dachsbeinigen Flex ſchalt er uͤber deſſen ſchwe-
res Schleppkleid ſo: „fauler Hund, haͤtteſt du
dich nicht ſtracks aufrichten können, ſo bald ich

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[67/0085] nie zaͤrter aufgeloͤſet als von dem Wurfe in ei- nen Graben, gleichſam in ein verlaͤngertes Grab, wobey das allgemeine Intereſſe wenig verliert, wenn noch dazu Glieder der Mitglieder verrenkt oder verſtaucht ſind, oder beſchmutzt. Die Freude gieng allgemein wie eine Luna auf; das Städt- chen Huhl lag vor der Naſe und jeder mußte ſich abtrocknen und abſtäuben und deshalb vor- her uͤbernachten. Nur Wuͤrfel, der aus dem Oertchen ſein Taſchenbuch zuruͤck zu holen hatte, mußt’ verdruͤslich daraus heimeilen mit der naſſen Borke am beſten Vorderweſtchen; eine halbe Nacht und einen ganzen Weg voll Nachtluft mußt’ er dazu nehmen, um ſo trocken anzu- langen, als er abgegangen. Katzenberger machte weniger aus dem Koth, von welchem er ſeine eigne Meinung hegte, welche dieſe war, daß er ihn bloß als reine Adams-Erde mit heiligem Himmels-Waſſer getauft darſtellte, und dann die Leute fragte: was mangelt dem Dreck? Bloß den dachsbeinigen Flex ſchalt er uͤber deſſen ſchwe- res Schleppkleid ſo: „fauler Hund, haͤtteſt du dich nicht ſtracks aufrichten können, ſo bald ich

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/85>, abgerufen am 28.03.2024.