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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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der Anbeterin, wie ein homerischer Gott, in der
anonymen Wolke zu erscheinen; und sobald er
vollends in der vorletzten Station im Piraner
Wochenblatte die Anzeige des Doktors gelesen:
so war er noch mehr entschieden; dazu nämlich,
daß sein Bedienter reiten, und sein Wagen heim-
lich nachkommen sollte.

In diesen weniger geld- als kontribuzirens-
reichen Zeiten, mag es vielleicht Nießen empfeh-
len, wenn ich drucken lasse, daß er Geld hatte,
und darnach nichts fragte, und daß er für seinen
vermünzten Kopf ein Herz suchte, das auf kei-
nem Silber steht.

Mit dem ersten Blick hatte er den ganzen
Doktor ausgegründet, der mit schlauen grauen
Blitz-Augen vor ihn trat, den Säbelschnäbler
streichelnd; er legte -- nach einer kurzen Anzeige
seiner Person und seines Gesuchs -- ein Röll-
chen Gold auf den Nähtisch mit dem Schwure:
"nur unter dieser Bedingung aller Auslagen nehm'
er das Glück an, einem der größten Zergliederer
gegenüber zu seyn." -- "Fiat! Es gefällt
mir ganz, daß Sie rückwärts fahren, ohne

der Anbeterin, wie ein homeriſcher Gott, in der
anonymen Wolke zu erſcheinen; und ſobald er
vollends in der vorletzten Station im Piraner
Wochenblatte die Anzeige des Doktors geleſen:
ſo war er noch mehr entſchieden; dazu naͤmlich,
daß ſein Bedienter reiten, und ſein Wagen heim-
lich nachkommen ſollte.

In dieſen weniger geld- als kontribuzirens-
reichen Zeiten, mag es vielleicht Nießen empfeh-
len, wenn ich drucken laſſe, daß er Geld hatte,
und darnach nichts fragte, und daß er fuͤr ſeinen
vermuͤnzten Kopf ein Herz ſuchte, das auf kei-
nem Silber ſteht.

Mit dem erſten Blick hatte er den ganzen
Doktor ausgegründet, der mit ſchlauen grauen
Blitz-Augen vor ihn trat, den Saͤbelſchnaͤbler
ſtreichelnd; er legte — nach einer kurzen Anzeige
ſeiner Perſon und ſeines Geſuchs — ein Roͤll-
chen Gold auf den Naͤhtiſch mit dem Schwure:
„nur unter dieſer Bedingung aller Auslagen nehm’
er das Gluͤck an, einem der größten Zergliederer
gegenuͤber zu ſeyn.” — „Fiat! Es gefaͤllt
mir ganz, daß Sie ruͤckwärts fahren, ohne

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[22/0040] der Anbeterin, wie ein homeriſcher Gott, in der anonymen Wolke zu erſcheinen; und ſobald er vollends in der vorletzten Station im Piraner Wochenblatte die Anzeige des Doktors geleſen: ſo war er noch mehr entſchieden; dazu naͤmlich, daß ſein Bedienter reiten, und ſein Wagen heim- lich nachkommen ſollte. In dieſen weniger geld- als kontribuzirens- reichen Zeiten, mag es vielleicht Nießen empfeh- len, wenn ich drucken laſſe, daß er Geld hatte, und darnach nichts fragte, und daß er fuͤr ſeinen vermuͤnzten Kopf ein Herz ſuchte, das auf kei- nem Silber ſteht. Mit dem erſten Blick hatte er den ganzen Doktor ausgegründet, der mit ſchlauen grauen Blitz-Augen vor ihn trat, den Saͤbelſchnaͤbler ſtreichelnd; er legte — nach einer kurzen Anzeige ſeiner Perſon und ſeines Geſuchs — ein Roͤll- chen Gold auf den Naͤhtiſch mit dem Schwure: „nur unter dieſer Bedingung aller Auslagen nehm’ er das Gluͤck an, einem der größten Zergliederer gegenuͤber zu ſeyn.” — „Fiat! Es gefaͤllt mir ganz, daß Sie ruͤckwärts fahren, ohne

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/40>, abgerufen am 16.04.2024.