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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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oder Balgtreter, und behalte jenen im Herzen,
diesen am Halse."

Bona rieth ihr, wenigstens den Hr. v. Nieß,
wenn er mitfahre, unterwegs recht über seinen
Freund Theudobach auszuhorchen, und bat sie
noch einmal um weibliche Schleichtritte. Sie
versprachs ihr und deshalb noch einen täglichen
Bericht ihrer Badreise dazu. Sie schien nach
Hause zu trachten, um zu sehen, ob ihr Vater
den Edelmann in seine Adoptionsloge der Kut-
sche aufgenommen. Unter dem langen festen
Kusse in welchen Thränen aus den Augen bey-
der Freundinnen drangen, fragte Bona: "wenn
kommst du wieder?" -- "Wenn du wieder-
kommst. -- Meine Kundschafter sind bestellt. --
Dann laufe ich im Nothfalle meinem Vater zu
Fuße davon, um dich zu pflegen und zu war-
ten. O, wie wollt ich noch zehnmal froher rei-
sen, wär' alles mit dir vorbey." -- "Dieß ist
leicht möglich," dachte Bona im andern Sinne,
und zwang sich sehr, die wehmüthigen Em-
pfindungen einer Schwangern, die vielleicht

oder Balgtreter, und behalte jenen im Herzen,
dieſen am Halſe.”

Bona rieth ihr, wenigſtens den Hr. v. Nieß,
wenn er mitfahre, unterwegs recht uͤber ſeinen
Freund Theudobach auszuhorchen, und bat ſie
noch einmal um weibliche Schleichtritte. Sie
verſprachs ihr und deshalb noch einen taͤglichen
Bericht ihrer Badreiſe dazu. Sie ſchien nach
Hauſe zu trachten, um zu ſehen, ob ihr Vater
den Edelmann in ſeine Adoptionsloge der Kut-
ſche aufgenommen. Unter dem langen feſten
Kuſſe in welchen Thraͤnen aus den Augen bey-
der Freundinnen drangen, fragte Bona: „wenn
kommſt du wieder?” — „Wenn du wieder-
kommſt. — Meine Kundſchafter ſind beſtellt. —
Dann laufe ich im Nothfalle meinem Vater zu
Fuße davon, um dich zu pflegen und zu war-
ten. O, wie wollt ich noch zehnmal froher rei-
ſen, waͤr’ alles mit dir vorbey.” — „Dieß iſt
leicht moͤglich,” dachte Bona im andern Sinne,
und zwang ſich ſehr, die wehmuͤthigen Em-
pfindungen einer Schwangern, die vielleicht

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[15/0033] oder Balgtreter, und behalte jenen im Herzen, dieſen am Halſe.” Bona rieth ihr, wenigſtens den Hr. v. Nieß, wenn er mitfahre, unterwegs recht uͤber ſeinen Freund Theudobach auszuhorchen, und bat ſie noch einmal um weibliche Schleichtritte. Sie verſprachs ihr und deshalb noch einen taͤglichen Bericht ihrer Badreiſe dazu. Sie ſchien nach Hauſe zu trachten, um zu ſehen, ob ihr Vater den Edelmann in ſeine Adoptionsloge der Kut- ſche aufgenommen. Unter dem langen feſten Kuſſe in welchen Thraͤnen aus den Augen bey- der Freundinnen drangen, fragte Bona: „wenn kommſt du wieder?” — „Wenn du wieder- kommſt. — Meine Kundſchafter ſind beſtellt. — Dann laufe ich im Nothfalle meinem Vater zu Fuße davon, um dich zu pflegen und zu war- ten. O, wie wollt ich noch zehnmal froher rei- ſen, waͤr’ alles mit dir vorbey.” — „Dieß iſt leicht moͤglich,” dachte Bona im andern Sinne, und zwang ſich ſehr, die wehmuͤthigen Em- pfindungen einer Schwangern, die vielleicht

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/33>, abgerufen am 29.03.2024.