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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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zittern und tönen, und verklangen im Gebete...
Da fing die letzte Sonne oben zu lächeln an,
und schlug blaue Augen auf. -- Der Engel
mit rothen ausgebreiteten Feuerflügeln rauschte
herunter, um mit ihnen die Welten-Aurora
weg zu streifen, die um Gott hing... Und
siehe die letzte Sonne stand als Gott unten bey
mir, die Welten waren verschwunden, und ich
sah nichts weiter -- und erwachte...

Aber er erwachte, mit seiner Geliebten an
der Brust und sie lächelte angeschmiegt in sein
Auge empor. Gegenüber fuhr die Morgenröthe
auseinander, die Erden-Sonne trat zwischen
ihre Goldberge, und warf schnell einen Flam-
menschleier über die entzückten Augen, und die
lächelnde Mutter kam zur Seeligkeit; der Strom
floß schneller, der Wasserfall sprang lauter,
und die Nachtigallen sagten alles inbrünstiger,
was ich hier sage. "O Freunde -- sagte Ernst
vom Traume und allem begeistert, und wollte
gleichsam durch das Aufopfern des Gestern und
durch das Einstimmen in den mütterlichen Glau-

zittern und tönen, und verklangen im Gebete…
Da fing die letzte Sonne oben zu lächeln an,
und ſchlug blaue Augen auf. — Der Engel
mit rothen ausgebreiteten Feuerfluͤgeln rauſchte
herunter, um mit ihnen die Welten-Aurora
weg zu ſtreifen, die um Gott hing… Und
ſiehe die letzte Sonne ſtand als Gott unten bey
mir, die Welten waren verſchwunden, und ich
ſah nichts weiter — und erwachte…

Aber er erwachte, mit ſeiner Geliebten an
der Bruſt und ſie laͤchelte angeſchmiegt in ſein
Auge empor. Gegenuͤber fuhr die Morgenroͤthe
auseinander, die Erden-Sonne trat zwiſchen
ihre Goldberge, und warf ſchnell einen Flam-
menſchleier uͤber die entzuͤckten Augen, und die
laͤchelnde Mutter kam zur Seeligkeit; der Strom
floß ſchneller, der Waſſerfall ſprang lauter,
und die Nachtigallen ſagten alles inbruͤnſtiger,
was ich hier ſage. „O Freunde — ſagte Ernſt
vom Traume und allem begeiſtert, und wollte
gleichſam durch das Aufopfern des Geſtern und
durch das Einſtimmen in den muͤtterlichen Glau-

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[260/0278] zittern und tönen, und verklangen im Gebete… Da fing die letzte Sonne oben zu lächeln an, und ſchlug blaue Augen auf. — Der Engel mit rothen ausgebreiteten Feuerfluͤgeln rauſchte herunter, um mit ihnen die Welten-Aurora weg zu ſtreifen, die um Gott hing… Und ſiehe die letzte Sonne ſtand als Gott unten bey mir, die Welten waren verſchwunden, und ich ſah nichts weiter — und erwachte… Aber er erwachte, mit ſeiner Geliebten an der Bruſt und ſie laͤchelte angeſchmiegt in ſein Auge empor. Gegenuͤber fuhr die Morgenroͤthe auseinander, die Erden-Sonne trat zwiſchen ihre Goldberge, und warf ſchnell einen Flam- menſchleier uͤber die entzuͤckten Augen, und die laͤchelnde Mutter kam zur Seeligkeit; der Strom floß ſchneller, der Waſſerfall ſprang lauter, und die Nachtigallen ſagten alles inbruͤnſtiger, was ich hier ſage. „O Freunde — ſagte Ernſt vom Traume und allem begeiſtert, und wollte gleichſam durch das Aufopfern des Geſtern und durch das Einſtimmen in den muͤtterlichen Glau-

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/278>, abgerufen am 28.03.2024.