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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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Nachschüsse gewöhnlich so aus, daß sie nachher
als lebhafte Köpfe schwuren, auf einem Eilboten-
Pferde wollten sie wohlseiler angekommen seyn,
und auf einer Krüppelfuhre geschwinder.

Daß sich niemand, als Wagen-Mitbelehn-
ter meldete, war ihm als wohlhabenden Manne
herzlich einerley, da er mit der Anzeige schon
genug dadurch erreichte, daß mit ihm kein Be-
kannter von Rang umsonst mitfahren konnte.
Er hatte nämlich eine besondere Kälte gegen
Leute von höherem oder seinem Range, und lud
sie deshalb ungern zu Dinnees, Soupees, Gou-
tees, Thees
ein, die er deswegen niemals gab
-- leichter besucht' er selbst die ihrigen aus Feind-
schaft und Ironnie; -- denn er denke, (sagt' er)
wohl von nichts gleichgültiger, als von Ehren-
Gastereien, und er wollte eben so gern a la Four-
chette
des Bajonets gespeiset seyn, als feurig
wetteifern mit den Großen seiner Stadt im
Gastieren, er lege das Tischtuch lieber auf den
Katzentisch. Nur einmal -- und dieß aus hal-
bem Scherz -- gab er ein Goutee oder Degou-
tee,
indem er um 5 Uhr einer Gesellschaft seiner

Nachſchüſſe gewoͤhnlich ſo aus, daß ſie nachher
als lebhafte Koͤpfe ſchwuren, auf einem Eilboten-
Pferde wollten ſie wohlſeiler angekommen ſeyn,
und auf einer Krüppelfuhre geſchwinder.

Daß ſich niemand, als Wagen-Mitbelehn-
ter meldete, war ihm als wohlhabenden Manne
herzlich einerley, da er mit der Anzeige ſchon
genug dadurch erreichte, daß mit ihm kein Be-
kannter von Rang umſonſt mitfahren konnte.
Er hatte naͤmlich eine beſondere Kaͤlte gegen
Leute von hoͤherem oder ſeinem Range, und lud
ſie deshalb ungern zu Dinnées, Soupées, Gou-
tées, Thées
ein, die er deswegen niemals gab
— leichter beſucht’ er ſelbſt die ihrigen aus Feind-
ſchaft und Ironnie; — denn er denke, (ſagt’ er)
wohl von nichts gleichguͤltiger, als von Ehren-
Gaſtereien, und er wollte eben ſo gern à la Four-
chette
des Bajonets geſpeiſet ſeyn, als feurig
wetteifern mit den Großen ſeiner Stadt im
Gaſtieren, er lege das Tiſchtuch lieber auf den
Katzentiſch. Nur einmal — und dieß aus hal-
bem Scherz — gab er ein Goutée oder Degou-
tée,
indem er um 5 Uhr einer Geſellſchaft ſeiner

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[4/0022] Nachſchüſſe gewoͤhnlich ſo aus, daß ſie nachher als lebhafte Koͤpfe ſchwuren, auf einem Eilboten- Pferde wollten ſie wohlſeiler angekommen ſeyn, und auf einer Krüppelfuhre geſchwinder. Daß ſich niemand, als Wagen-Mitbelehn- ter meldete, war ihm als wohlhabenden Manne herzlich einerley, da er mit der Anzeige ſchon genug dadurch erreichte, daß mit ihm kein Be- kannter von Rang umſonſt mitfahren konnte. Er hatte naͤmlich eine beſondere Kaͤlte gegen Leute von hoͤherem oder ſeinem Range, und lud ſie deshalb ungern zu Dinnées, Soupées, Gou- tées, Thées ein, die er deswegen niemals gab — leichter beſucht’ er ſelbſt die ihrigen aus Feind- ſchaft und Ironnie; — denn er denke, (ſagt’ er) wohl von nichts gleichguͤltiger, als von Ehren- Gaſtereien, und er wollte eben ſo gern à la Four- chette des Bajonets geſpeiſet ſeyn, als feurig wetteifern mit den Großen ſeiner Stadt im Gaſtieren, er lege das Tiſchtuch lieber auf den Katzentiſch. Nur einmal — und dieß aus hal- bem Scherz — gab er ein Goutée oder Degou- tée, indem er um 5 Uhr einer Geſellſchaft ſeiner

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/22>, abgerufen am 29.03.2024.