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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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Du Klare, erriethest nun wohl am frühesten,
was Hr. v. N. bisher gewollt -- nicht mich,
sondern (was auch leichter zu haben ist) sich.
Er kokettirt. -- Wahrlich die Männer sollten
niemals kokettiren, da unter 99 Weibern im-
mer 100 Gänse sind, die ihnen zuflattern; in-
deß weibliche Koketterie weniger schadet, da die
Männer als kältere und gleichsam kosmopoliti-
sche Spitzbuben selten damit gefangen werden,
wenn sie nicht gar zu jung und unflügge im
Neste sitzen. -- Warlich, ein Mädchen, das
ein Herz hat, ist schon halb dumm, und wie
geköpft.

Der Zärtling steckt seinen Freund als Köder
an die Angel, um damit eine verduzte Grun-
del zu fangen; er, der wenn auch kein Narr,
doch ein Närrchen ist, und welcher schreit, wenn
ein Wagen umfällt.

Gott gehab Dich wohl! Vergib mein Aus-
toben. Ich bin doch allen Leuten gut, und habe
selber mit dem Teufel Mitleid, so lang er in

Du Klare, errietheſt nun wohl am fruͤheſten,
was Hr. v. N. bisher gewollt — nicht mich,
ſondern (was auch leichter zu haben iſt) ſich.
Er kokettirt. — Wahrlich die Maͤnner ſollten
niemals kokettiren, da unter 99 Weibern im-
mer 100 Gaͤnſe ſind, die ihnen zuflattern; in-
deß weibliche Koketterie weniger ſchadet, da die
Maͤnner als kaͤltere und gleichſam kosmopoliti-
ſche Spitzbuben ſelten damit gefangen werden,
wenn ſie nicht gar zu jung und unfluͤgge im
Neſte ſitzen. — Warlich, ein Mädchen, das
ein Herz hat, iſt ſchon halb dumm, und wie
gekoͤpft.

Der Zärtling ſteckt ſeinen Freund als Köder
an die Angel, um damit eine verduzte Grun-
del zu fangen; er, der wenn auch kein Narr,
doch ein Naͤrrchen iſt, und welcher ſchreit, wenn
ein Wagen umfaͤllt.

Gott gehab Dich wohl! Vergib mein Aus-
toben. Ich bin doch allen Leuten gut, und habe
ſelber mit dem Teufel Mitleid, ſo lang er in

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[120/0138] Du Klare, errietheſt nun wohl am fruͤheſten, was Hr. v. N. bisher gewollt — nicht mich, ſondern (was auch leichter zu haben iſt) ſich. Er kokettirt. — Wahrlich die Maͤnner ſollten niemals kokettiren, da unter 99 Weibern im- mer 100 Gaͤnſe ſind, die ihnen zuflattern; in- deß weibliche Koketterie weniger ſchadet, da die Maͤnner als kaͤltere und gleichſam kosmopoliti- ſche Spitzbuben ſelten damit gefangen werden, wenn ſie nicht gar zu jung und unfluͤgge im Neſte ſitzen. — Warlich, ein Mädchen, das ein Herz hat, iſt ſchon halb dumm, und wie gekoͤpft. Der Zärtling ſteckt ſeinen Freund als Köder an die Angel, um damit eine verduzte Grun- del zu fangen; er, der wenn auch kein Narr, doch ein Naͤrrchen iſt, und welcher ſchreit, wenn ein Wagen umfaͤllt. Gott gehab Dich wohl! Vergib mein Aus- toben. Ich bin doch allen Leuten gut, und habe ſelber mit dem Teufel Mitleid, ſo lang er in

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/138>, abgerufen am 29.03.2024.