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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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hielt er es auch nicht mehr aus -- sondern warf
seinen halben Habit hinter sich, die Leder-Kappe
-- fuhr wie ein Stechfinke auf das Finken-
Männchen in seinem Wassergehege -- und machte
den Sprung auf Männike'ns Schienbeine her-
unter, als dieser eben zurückliegend sein Freu-
denwasser aufwärts spie, und den offnen Him-
mel im Auge, anfangs gar nicht wußte, was er
von der Sache halten sollte, vom Kerl auf sei-
nen Beinen. Aber sein Nebenmann und Bad-
gast zündete eilig Licht in seinem Kopf an, in-
dem er letztern bey den Haaren nahm und so
-- die Faust sollte den Raufdegen oder Raufer
spielen -- geschickt genug das Lusttreffen einlei-
tete. Denn da diese neue Seemacht die Knie
als Anker auf Männike'ns Bauchfell auswarf
und zuförderst die Zitadelle der Festung, näm-
lich den Kommandanten d. h. dessen Kopf besetzt
und genommen hatte: so mußte sich für jedes
Herz auf der Brücke ein anmuthiges Vesper-
turnier anfangen, oder eine flüchtige republi-
kanische Hochzeit, folglich deren Scheidung auf
dem nassen Wege. In der That prügelte jeder

hielt er es auch nicht mehr aus — ſondern warf
ſeinen halben Habit hinter ſich, die Leder-Kappe
— fuhr wie ein Stechfinke auf das Finken-
Maͤnnchen in ſeinem Waſſergehege — und machte
den Sprung auf Maͤnnike’ns Schienbeine her-
unter, als dieſer eben zuruͤckliegend ſein Freu-
denwaſſer aufwaͤrts ſpie, und den offnen Him-
mel im Auge, anfangs gar nicht wußte, was er
von der Sache halten ſollte, vom Kerl auf ſei-
nen Beinen. Aber ſein Nebenmann und Bad-
gaſt zuͤndete eilig Licht in ſeinem Kopf an, in-
dem er letztern bey den Haaren nahm und ſo
— die Fauſt ſollte den Raufdegen oder Raufer
ſpielen — geſchickt genug das Luſttreffen einlei-
tete. Denn da dieſe neue Seemacht die Knie
als Anker auf Maͤnnike’ns Bauchfell auswarf
und zufoͤrderſt die Zitadelle der Feſtung, naͤm-
lich den Kommandanten d. h. deſſen Kopf beſetzt
und genommen hatte: ſo mußte ſich fuͤr jedes
Herz auf der Bruͤcke ein anmuthiges Vesper-
turnier anfangen, oder eine fluͤchtige republi-
kaniſche Hochzeit, folglich deren Scheidung auf
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[105/0123] hielt er es auch nicht mehr aus — ſondern warf ſeinen halben Habit hinter ſich, die Leder-Kappe — fuhr wie ein Stechfinke auf das Finken- Maͤnnchen in ſeinem Waſſergehege — und machte den Sprung auf Maͤnnike’ns Schienbeine her- unter, als dieſer eben zuruͤckliegend ſein Freu- denwaſſer aufwaͤrts ſpie, und den offnen Him- mel im Auge, anfangs gar nicht wußte, was er von der Sache halten ſollte, vom Kerl auf ſei- nen Beinen. Aber ſein Nebenmann und Bad- gaſt zuͤndete eilig Licht in ſeinem Kopf an, in- dem er letztern bey den Haaren nahm und ſo — die Fauſt ſollte den Raufdegen oder Raufer ſpielen — geſchickt genug das Luſttreffen einlei- tete. Denn da dieſe neue Seemacht die Knie als Anker auf Maͤnnike’ns Bauchfell auswarf und zufoͤrderſt die Zitadelle der Feſtung, naͤm- lich den Kommandanten d. h. deſſen Kopf beſetzt und genommen hatte: ſo mußte ſich fuͤr jedes Herz auf der Bruͤcke ein anmuthiges Vesper- turnier anfangen, oder eine fluͤchtige republi- kaniſche Hochzeit, folglich deren Scheidung auf dem naſſen Wege. In der That pruͤgelte jeder

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/123>, abgerufen am 29.03.2024.