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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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16. Summula.
Ankunfts-Sitzung.

Niemand fuhr wol jemals froher mit Hasen
als Katzenberger mit seinem. Es war ihm ein
Leichtes und ein Spaß, mit seiner Misgeburt
im Arm jedes Wort auszudauern, das Nieß von
erster Jugendliebe, dem Frühgottesdienst gegen
weibliche Göttinnen, und von Theudobachs see-
ligmachendem Glauben an diese ihm an die Oh-
ren warf; denn er wußte, was er hatte. Süß-
lich durchtastete er den Hasen-Zwilling, und
weidete ihn geistig aus. Seinem Kutscher be-
fahl er, jetzt am wenigsten umzuwerfen, weil
er sonst die Hasen bezahlen müßte, und nachher
aus dem Dienst gejagt würde ohne Livrei.

Nun schlug er der Gesellschaft, eigentlich
dem Edelmanne die Frage zur Abstimmung vor,
ob man schon die nächste Nacht sehr spät in Maul-
bronn anlangen wolle, oder lieber in Fug-
nitz
verbleiben, der Zäckinger Grenzstadt we-

16. Summula.
Ankunfts-Sitzung.

Niemand fuhr wol jemals froher mit Haſen
als Katzenberger mit ſeinem. Es war ihm ein
Leichtes und ein Spaß, mit ſeiner Misgeburt
im Arm jedes Wort auszudauern, das Nieß von
erſter Jugendliebe, dem Fruͤhgottesdienſt gegen
weibliche Goͤttinnen, und von Theudobachs ſee-
ligmachendem Glauben an dieſe ihm an die Oh-
ren warf; denn er wußte, was er hatte. Suͤß-
lich durchtaſtete er den Haſen-Zwilling, und
weidete ihn geiſtig aus. Seinem Kutſcher be-
fahl er, jetzt am wenigſten umzuwerfen, weil
er ſonſt die Haſen bezahlen muͤßte, und nachher
aus dem Dienſt gejagt wuͤrde ohne Livrei.

Nun ſchlug er der Geſellſchaft, eigentlich
dem Edelmanne die Frage zur Abſtimmung vor,
ob man ſchon die naͤchſte Nacht ſehr ſpaͤt in Maul-
bronn anlangen wolle, oder lieber in Fug-
nitz
verbleiben, der Zaͤckinger Grenzſtadt we-

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[98/0116] 16. Summula. Ankunfts-Sitzung. Niemand fuhr wol jemals froher mit Haſen als Katzenberger mit ſeinem. Es war ihm ein Leichtes und ein Spaß, mit ſeiner Misgeburt im Arm jedes Wort auszudauern, das Nieß von erſter Jugendliebe, dem Fruͤhgottesdienſt gegen weibliche Goͤttinnen, und von Theudobachs ſee- ligmachendem Glauben an dieſe ihm an die Oh- ren warf; denn er wußte, was er hatte. Suͤß- lich durchtaſtete er den Haſen-Zwilling, und weidete ihn geiſtig aus. Seinem Kutſcher be- fahl er, jetzt am wenigſten umzuwerfen, weil er ſonſt die Haſen bezahlen muͤßte, und nachher aus dem Dienſt gejagt wuͤrde ohne Livrei. Nun ſchlug er der Geſellſchaft, eigentlich dem Edelmanne die Frage zur Abſtimmung vor, ob man ſchon die naͤchſte Nacht ſehr ſpaͤt in Maul- bronn anlangen wolle, oder lieber in Fug- nitz verbleiben, der Zaͤckinger Grenzſtadt we-

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/116>, abgerufen am 28.03.2024.