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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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alle, und am Ende müßte ich hier gar als Artzt
verfahren und dagegen rezeptiren und geben, es
sey nun, daß ich dem Pazienten, der zu mir
käme, entweder das Gemsenhorn meines äskulapi-
schen Stabs als einen kühlenden Blutigel auf
die Nasenflügel würfe, oder diese selber damit
aufschlitzte, um ihm Luft zu machen, oder das
Horn als einen flüchtigen Gehirnbohrer in seine
Kopfnath einsetzte. -- -- Aber den Hasen be-
halt' ich, Geliebte!

Nun stieg die Kriegslohe gen Himmel. Der
Apotheker ging auf ihn mit einer langen Pa-
pierscheere los, sie, wie ein Hummer die seinigen,
aufsperrend; -- Katzenberger indeß hob ihm
bloß mit dem Skalpier-Stock leicht eine Vor-
stecklocke aus, -- Der Provisor schnellte eine der
feinsten chirurchischen Splitterscheeren ab, die
zum Glück nur in den langen Aermel weit hin-
terfuhr. -- Katzenberger aber ließ auf ihn durch
den Druck einer Springfeder sein Gemsenhorn,
woran noch die Vorstecklocke des Vorgesetzten
hing, abfahren, und schoß damit die ganze linke
Brustwarze des Provisors zusammen, wiewol

alle, und am Ende muͤßte ich hier gar als Artzt
verfahren und dagegen rezeptiren und geben, es
ſey nun, daß ich dem Pazienten, der zu mir
kaͤme, entweder das Gemſenhorn meines aͤſkulapi-
ſchen Stabs als einen kuͤhlenden Blutigel auf
die Naſenfluͤgel wuͤrfe, oder dieſe ſelber damit
aufſchlitzte, um ihm Luft zu machen, oder das
Horn als einen fluͤchtigen Gehirnbohrer in ſeine
Kopfnath einſetzte. — — Aber den Haſen be-
halt’ ich, Geliebte!

Nun ſtieg die Kriegslohe gen Himmel. Der
Apotheker ging auf ihn mit einer langen Pa-
pierſcheere los, ſie, wie ein Hummer die ſeinigen,
aufſperrend; — Katzenberger indeß hob ihm
bloß mit dem Skalpier-Stock leicht eine Vor-
ſtecklocke aus, — Der Proviſor ſchnellte eine der
feinſten chirurchiſchen Splitterſcheeren ab, die
zum Gluͤck nur in den langen Aermel weit hin-
terfuhr. — Katzenberger aber ließ auf ihn durch
den Druck einer Springfeder ſein Gemſenhorn,
woran noch die Vorſtecklocke des Vorgeſetzten
hing, abfahren, und ſchoß damit die ganze linke
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[95/0113] alle, und am Ende muͤßte ich hier gar als Artzt verfahren und dagegen rezeptiren und geben, es ſey nun, daß ich dem Pazienten, der zu mir kaͤme, entweder das Gemſenhorn meines aͤſkulapi- ſchen Stabs als einen kuͤhlenden Blutigel auf die Naſenfluͤgel wuͤrfe, oder dieſe ſelber damit aufſchlitzte, um ihm Luft zu machen, oder das Horn als einen fluͤchtigen Gehirnbohrer in ſeine Kopfnath einſetzte. — — Aber den Haſen be- halt’ ich, Geliebte! Nun ſtieg die Kriegslohe gen Himmel. Der Apotheker ging auf ihn mit einer langen Pa- pierſcheere los, ſie, wie ein Hummer die ſeinigen, aufſperrend; — Katzenberger indeß hob ihm bloß mit dem Skalpier-Stock leicht eine Vor- ſtecklocke aus, — Der Proviſor ſchnellte eine der feinſten chirurchiſchen Splitterſcheeren ab, die zum Gluͤck nur in den langen Aermel weit hin- terfuhr. — Katzenberger aber ließ auf ihn durch den Druck einer Springfeder ſein Gemſenhorn, woran noch die Vorſtecklocke des Vorgeſetzten hing, abfahren, und ſchoß damit die ganze linke Bruſtwarze des Proviſors zuſammen, wiewol

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/113>, abgerufen am 19.04.2024.