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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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verehrte. -- Endlich zeigte er noch seinen langen
Hakenstock vor, und zog aus dessen Scheide wie
einen giftigen Bienenstachel, einen langen befie-
derten amerikanischen Giftpfeil vor, und sagte,
diesen Pfeil, womit der Pharmazeutikus jeden
Feind auf der Stelle erlegen könnte, woll' er
noch drein schenken. Bisher hatte dieser immer
drey Schritte auf und abgethan, kopfschüttelnd
und schweigend; jetzt trug er ohne weiteres sei-
nen Hasenvielfuß zur Thüre hinaus, und sagte
bloß: "bis morgen früh steht viel feil ums Gold-
stück; aber mittags katz ab!" "Es ist mein Her-
zens Gevatter, sagte der Wirth und ein obsti-
nater Mann, aber dabey blitz wunderlich; ich
sage Ihnen aber, Sie kriegen eben so wenig
den Hasen einzupacken als den Rathhaus Thurm,
wofern Sie kein solches Kopfstück ausbacken; er
hat seinen Kopf darauf gesetzt." -- Giebts denn,
sagte der Doktor, einen größern Spitzbuben?
Ich habe freilich eins, aber es ist zu gut, zu
volllöthig für ihn -- doch werd' ich sehen." --
"So thue, sagte der Wirth, doch unser Herr

verehrte. — Endlich zeigte er noch ſeinen langen
Hakenſtock vor, und zog aus deſſen Scheide wie
einen giftigen Bienenſtachel, einen langen befie-
derten amerikaniſchen Giftpfeil vor, und ſagte,
dieſen Pfeil, womit der Pharmazeutikus jeden
Feind auf der Stelle erlegen koͤnnte, woll’ er
noch drein ſchenken. Bisher hatte dieſer immer
drey Schritte auf und abgethan, kopfſchuͤttelnd
und ſchweigend; jetzt trug er ohne weiteres ſei-
nen Haſenvielfuß zur Thuͤre hinaus, und ſagte
bloß: „bis morgen fruͤh ſteht viel feil ums Gold-
ſtuͤck; aber mittags katz ab!” „Es iſt mein Her-
zens Gevatter, ſagte der Wirth und ein obſti-
nater Mann, aber dabey blitz wunderlich; ich
ſage Ihnen aber, Sie kriegen eben ſo wenig
den Haſen einzupacken als den Rathhaus Thurm,
wofern Sie kein ſolches Kopfſtuͤck ausbacken; er
hat ſeinen Kopf darauf geſetzt.” — Giebts denn,
ſagte der Doktor, einen groͤßern Spitzbuben?
Ich habe freilich eins, aber es iſt zu gut, zu
vollloͤthig fuͤr ihn — doch werd’ ich ſehen.” —
„So thue, ſagte der Wirth, doch unſer Herr

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[86/0104] verehrte. — Endlich zeigte er noch ſeinen langen Hakenſtock vor, und zog aus deſſen Scheide wie einen giftigen Bienenſtachel, einen langen befie- derten amerikaniſchen Giftpfeil vor, und ſagte, dieſen Pfeil, womit der Pharmazeutikus jeden Feind auf der Stelle erlegen koͤnnte, woll’ er noch drein ſchenken. Bisher hatte dieſer immer drey Schritte auf und abgethan, kopfſchuͤttelnd und ſchweigend; jetzt trug er ohne weiteres ſei- nen Haſenvielfuß zur Thuͤre hinaus, und ſagte bloß: „bis morgen fruͤh ſteht viel feil ums Gold- ſtuͤck; aber mittags katz ab!” „Es iſt mein Her- zens Gevatter, ſagte der Wirth und ein obſti- nater Mann, aber dabey blitz wunderlich; ich ſage Ihnen aber, Sie kriegen eben ſo wenig den Haſen einzupacken als den Rathhaus Thurm, wofern Sie kein ſolches Kopfſtuͤck ausbacken; er hat ſeinen Kopf darauf geſetzt.” — Giebts denn, ſagte der Doktor, einen groͤßern Spitzbuben? Ich habe freilich eins, aber es iſt zu gut, zu vollloͤthig fuͤr ihn — doch werd’ ich ſehen.” — „So thue, ſagte der Wirth, doch unſer Herr

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/104>, abgerufen am 18.04.2024.