Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

ihre sehr geschmakvoll angelegten Gärten
u. ihr Genuß der sie in der Natur
fanden, wie aus dies Cicero u. Plinius
in ihren Briefen zu erkennen geben; doch
war dies ein irgend eine Hauptsache in
ihrer Litteratur, sondern nur immer der
Hintergrund, um ihren lebenden Figuren
Anmuth u. Gewicht zu geben. Die äste-
Diese ästetische
Behandlung der Natur
mehr dem Judisch-Germa-

nischen Stamme eigen.
tische Behandlung der Natur war mehr
dem Jndisch-Germanischen Stamme eigen
.
Die Jnder bewahren das tiefste Gefühl
für das Unbelebte, beobachten die R[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]iten
der Thiere etc. wie wir es bei den Alten
ganz entbehren. Jm Mittelalter war
Bembo
zuerst der Cardinal Bembo, der in seine
Jugend über die Vegetation der Pflanzen-
welt schrieb. Jn neueren Zeit ist überall
Buffon
Buffon berühmt geworden, nur herrschte
bei ihm allenthalben eine Kälte vor, die
daraus entspringt, daß er nicht eigne
Selbstansicht von den Naturgegenständen
besaß. Hier gebührt vor Allem ein
Georg Forster
großes Verdienst dem Georg Forster
durch seine herrliche schöne Beschreibung
der Südsee-Jnseln. Jn einen vor-
treflichen Gemählde finden wir alle er-
habenen Naturscenen der Tropenwelt
vereinigt u. auf das natürlichste u.
schlüße geschildert, dies ist in den Werke
Bernandin de St.
Pierre

von Bernandin de St. Pierre: Paul
u. Virgiel. Aehnliche große Gemählde
der Naturwerke finden wir in Ch[unleserliches Material]at[unleserliches Material]au-

ihre ſehr geſchmakvoll angelegten Gärten
u. ihr Genuß der ſie in der Natur
fanden, wie aus dies Cicero u. Plinius
in ihren Briefen zu erkeñen geben; doch
war dies ein irgend eine Hauptſache in
ihrer Litteratur, ſondern nur im̃er der
Hintergrund, um ihren lebenden Figuren
Anmuth u. Gewicht zu geben. Die äſte-
Dieſe äſtetiſche
Behandlung der Natur
mehr dem Judiſch-Germa-

niſchen Stam̃e eigen.
tiſche Behandlung der Natur war mehr
dem Jndiſch-Germaniſchen Stam̃e eigen
.
Die Jnder bewahren das tiefſte Gefühl
für das Unbelebte, beobachten die R[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]iten
der Thiere etc. wie wir es bei den Alten
ganz entbehren. Jm Mittelalter war
Bembo
zuerſt der Cardinal Bembo, der in ſeine
Jugend über die Vegetation der Pflanzen-
welt ſchrieb. Jn neueren Zeit iſt überall
Buffon
Buffon berühmt geworden, nur herrſchte
bei ihm allenthalben eine Kälte vor, die
daraus entſpringt, daß er nicht eigne
Selbſtanſicht von den Naturgegenſtänden
beſaß. Hier gebührt vor Allem ein
Georg Forſter
großes Verdienſt dem Georg Forſter
durch ſeine herrliche ſchöne Beſchreibung
der Südſee-Jnſeln. Jn einen vor-
treflichen Gemählde finden wir alle er-
habenen Naturſcenen der Tropenwelt
vereinigt u. auf das natürlichſte u.
ſchlüße geſchildert, dies iſt in den Werke
Bernandin de St.
Pierre

von Bernandin de St. Pierre: Paul
u. Virgiel. Aehnliche große Gemählde
der Naturwerke finden wir in Ch[unleserliches Material]at[unleserliches Material]au-

briand’s
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div xml:id="Ms_germ_fol_841" next="#Ms_germ_fol_842">
        <div type="session" n="9">
          <p><pb facs="#f0065" n="[61]"/>
ihre &#x017F;ehr <unclear reason="illegible" resp="#textloop">ge&#x017F;chmakvoll</unclear> angelegten Gärten<lb/>
u. ihr Genuß der &#x017F;ie in der Natur<lb/>
fanden, wie aus dies <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118520814 http://d-nb.info/gnd/118520814">Cicero</persName></hi> u. <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118595091 http://d-nb.info/gnd/118595091">Plinius</persName></hi><lb/>
in ihren Briefen zu erken&#x0303;en geben; doch<lb/>
war dies ein irgend eine Haupt&#x017F;ache in<lb/>
ihrer Litteratur, &#x017F;ondern nur im&#x0303;er der<lb/>
Hintergrund, um ihren lebenden Figuren<lb/>
Anmuth u. Gewicht zu geben. <hi rendition="#u">Die ä&#x017F;te-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#u">Die&#x017F;e ä&#x017F;teti&#x017F;che<lb/>
Behandlung der Natur<lb/>
mehr dem Judi&#x017F;ch-Germa-</hi><lb/>
ni&#x017F;chen Stam&#x0303;e eigen.<lb/></note><hi rendition="#u">ti&#x017F;che Behandlung der Natur war mehr<lb/>
dem Jndi&#x017F;ch-Germani&#x017F;chen Stam&#x0303;e eigen</hi>.<lb/>
Die Jnder bewahren das tief&#x017F;te Gefühl<lb/>
für das Unbelebte, beobachten die R<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="2"/></del><add place="across">it</add></subst>en<lb/>
der Thiere <choice><orig><hi rendition="#aq">p</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#aq">etc</hi>.</reg></choice> wie wir es bei den Alten<lb/>
ganz entbehren. Jm Mittelalter war<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq #u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118658115 http://d-nb.info/gnd/118658115">Bembo</persName></hi><lb/></note>zuer&#x017F;t <hi rendition="#u">der Cardinal</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118658115 http://d-nb.info/gnd/118658115">Bembo</persName></hi></hi>, der in &#x017F;eine<lb/>
Jugend über die Vegetation der Pflanzen-<lb/>
welt &#x017F;chrieb. Jn neueren Zeit i&#x017F;t überall<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq #u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118517252 http://d-nb.info/gnd/118517252">Buffon</persName></hi><lb/></note><hi rendition="#aq #u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118517252 http://d-nb.info/gnd/118517252">Buffon</persName></hi> berühmt geworden, nur herr&#x017F;chte<lb/>
bei ihm allenthalben eine Kälte vor, die<lb/>
daraus ent&#x017F;pringt, daß er nicht eigne<lb/>
Selb&#x017F;tan&#x017F;icht von den Naturgegen&#x017F;tänden<lb/>
be&#x017F;aß. Hier gebührt vor Allem ein<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq #u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118534416 http://d-nb.info/gnd/118534416">Georg For&#x017F;ter</persName></hi><lb/></note>großes Verdien&#x017F;t dem <hi rendition="#aq #u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118534416 http://d-nb.info/gnd/118534416">Georg For&#x017F;ter</persName></hi><lb/>
durch &#x017F;eine herrliche &#x017F;chöne Be&#x017F;chreibung<lb/>
der Süd&#x017F;ee-Jn&#x017F;eln. Jn einen vor-<lb/><unclear reason="illegible" resp="#textloop">treflichen Gemählde</unclear> finden wir alle er-<lb/>
habenen Natur&#x017F;cenen der Tropenwelt<lb/>
vereinigt u. auf das natürlich&#x017F;te u.<lb/><unclear reason="illegible" resp="#textloop">&#x017F;chlüße</unclear> ge&#x017F;childert, dies i&#x017F;t in den Werke<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq #u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118604945 http://d-nb.info/gnd/118604945">Bernandin de St.<lb/>
Pierre</persName></hi><lb/></note>von <hi rendition="#aq #u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118604945 http://d-nb.info/gnd/118604945">Bernandin de St. Pierre</persName></hi>: Paul<lb/>
u. Virgiel. Aehnliche große Gemählde<lb/>
der Naturwerke finden <hi rendition="#u">wir in </hi><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118520237 http://d-nb.info/gnd/118520237" xml:id="chat1" next="#chat2"><hi rendition="#u">Ch<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">a</add></subst>t<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">au</add></subst>-</hi></persName><lb/>
<fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#u"><persName resp="#SB" prev="#chat1" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118520237 http://d-nb.info/gnd/118520237" xml:id="chat2">briand</persName>&#x2019;s</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[61]/0065] ihre ſehr geſchmakvoll angelegten Gärten u. ihr Genuß der ſie in der Natur fanden, wie aus dies Cicero u. Plinius in ihren Briefen zu erkeñen geben; doch war dies ein irgend eine Hauptſache in ihrer Litteratur, ſondern nur im̃er der Hintergrund, um ihren lebenden Figuren Anmuth u. Gewicht zu geben. Die äſte- tiſche Behandlung der Natur war mehr dem Jndiſch-Germaniſchen Stam̃e eigen. Die Jnder bewahren das tiefſte Gefühl für das Unbelebte, beobachten die R__iten der Thiere p wie wir es bei den Alten ganz entbehren. Jm Mittelalter war zuerſt der Cardinal Bembo, der in ſeine Jugend über die Vegetation der Pflanzen- welt ſchrieb. Jn neueren Zeit iſt überall Buffon berühmt geworden, nur herrſchte bei ihm allenthalben eine Kälte vor, die daraus entſpringt, daß er nicht eigne Selbſtanſicht von den Naturgegenſtänden beſaß. Hier gebührt vor Allem ein großes Verdienſt dem Georg Forſter durch ſeine herrliche ſchöne Beſchreibung der Südſee-Jnſeln. Jn einen vor- treflichen Gemählde finden wir alle er- habenen Naturſcenen der Tropenwelt vereinigt u. auf das natürlichſte u. ſchlüße geſchildert, dies iſt in den Werke von Bernandin de St. Pierre: Paul u. Virgiel. Aehnliche große Gemählde der Naturwerke finden wir in Ch_ at_ au- briand’s Dieſe äſtetiſche Behandlung der Natur mehr dem Judiſch-Germa- niſchen Stam̃e eigen. Bembo Buffon Georg Forſter Bernandin de St. Pierre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/65
Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/65>, abgerufen am 24.04.2024.